Jede Einzelne ist es wert

Corona-Krise: Corona-Krise: Indien, Nepal und Bangladesch haben ihr Programm angepasst.

„Es wird mehr Zeit und Energie kosten, die Projektarbeit wegen der Corona-Einschränkungen umzustellen“, schreibt eine Partnerorganisation des Weltgebetstags aus Nepal. Die Ausgangssperren, die Sicherheitsvorkehrungen und neuen Regeln für Zusammenkünfte bedeuteten Veränderungen für die Organisation, die sich gegen Mädchen- und Frauenhandel einsetzt. Sie wollen die Lebensgrundlagen verbessern, damit Mädchen und Frauen besser geschützt sind und dafür engagieren sie sich jetzt noch stärker. Mit Kurznachrichten, Grafiken und Postern informieren sie über Menschenhandel und die gesetzlichen Sicherheitsmaßnahmen. Bei Besuchen in der Projektregion klären sie Mädchen und Frauen über Menschenhandel auf – wegen des Coronavirus nur in Kleingruppen. Doch von ihrem Ziel abhalten lassen sie sich deshalb nicht, denn jede Einzelne, die nicht Opfer von Menschenhandel wird, sei es wert.  


Indien – Zahlen von häuslicher Gewalt steigen

Viele Partnerorganisationen des Weltgebetstages erleben jetzt, noch mehr als zuvor, wie relevant ihre Arbeit ist. Während der Pandemie beobachtet Swarajya Abhyudaya Seva Samithi (SASS) in Indien, dass Frauen vermehrt häusliche Gewalt erleben, und dass Migrantinnen und Migranten stärker von Missbrauch betroffen seien. Deshalb fokussieren sie sich jetzt stärker auf diese Zielgruppen. Die Bedingungen, unter denen sie ihre besonders marginalisierten Zielgruppen erreichen müssen, seien extrem erschwert, denn auch SASS muss sich bei der Arbeit an Hygienemaßnahmen und Ausgangssperren halten. Von März bis Juni mussten sie ihre Arbeit einschränken oder teilweise aussetzen.

Hinzu kommt, dass viele aus den Zielgruppen gar nicht wissen, wie sie sich vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen können, weil sie keinen Zugang zu Medien haben. Deshalb klärt SASS die Menschen über das Virus und Verschwörungstheorien auf und verteilt Hygienemittel und Masken. SASS wartet nicht, bis alles wieder „normal“ ist: Gerade jetzt sollen die betroffenen Frauen unterstützt und die Menschen in ihrer Region Andhra Pradesh vor Infektionen geschützt werden.

Bangladesch – Möglichkeiten ausschöpfen

In Bangladesch entspannt sich die Lage noch nicht. Das Land ist sehr klein und dicht besiedelt. Zudem kehren viele Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Ausland zurück und könnten – wie die Urlaubsrückkehrerinnen und -rückkehrer in Deutschland – das Virus mitbringen.  Im Gegensatz zu den deutschen Urlauberinnen und Urlaubern, treten die Arbeiterinnen und Arbeiter diese Reise nicht freiwillig an, der Mangel an Arbeit, Geld und Nahrung zwinge sie, in ihre Dörfer zurückzukehren.
Die Armen treffe es besonders hart. Die Zahl der arbeitslosen, bettelnden und hungernden Menschen an den Straßenrändern würde steigen, berichtet die Partnerorganisation SAVE aus Bangladesch. Für die Partnerorganisationen des Weltgebetstags kam die Pandemie ebenso aus dem Nichts, doch traf sie dort meist auf Armut, Hunger und schlechte Gesundheitsversorgung – für an COVID-19 Erkrankte schlechte Voraussetzungen für eine Heilung. SAVE und einige andere Organisationen zögerten nicht lange, als das Ausmaß der Pandemie und ihre Folgen spürbar wurden. Sie haben die Möglichkeiten ausgeschöpft, die während der Krise geblieben sind, ihre Arbeit angepasst, sie warten und stehen die harte Zeit durch, in der Hoffnung, dass es besser wird und auch die Mädchen und Frauen in Bangladesch während und nach Corona das Recht auf ein würdiges, selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben haben.

 

Weiterführende Links
Israel: Gerechtigkeit auch in Corona-Zeiten
Argentinien: Aus der Not eine Tugend machen
Informationen zur Corona-Krise aus den Partnerländern des Weltgebetstags