Gerechtigkeit auch in Corona-Zeiten

Zu sehen sind Häuser und Menschen an einer Straße in Jerusalem.

Corona-Krise: Itach Ma’aki verschafft Frauenperspektiven Gehör in Israel.

Eigentlich galt Israel als Vorbild bei der Bekämpfung des Coronavirus. Im Mai, bei unter 50 Neuinfektionen pro Tag, nahm die Regierung fast alle Beschränkungen zurück. Doch die Zahlen stiegen wieder, Schulen mussten geschlossen werden und inzwischen ist das Virus SarsCoV2 in einer zweiten Welle zurück. Laut einer Pressemitteilung des israelischen Gesundheitsministeriums vom 9. Juli 2020, lag die Zahl der Neuinfektionen zuletzt bei 1.200 pro Tag, bei insgesamt rund neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Premierminister Benjamin Netanjahu hatte die Situation deshalb vergangene Woche als „Nationale Notstandslage“ bezeichnet.

So hat Israel inzwischen wieder eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit verhängt, die Gästezahl für Feiern, Beerdigungen und Gottesdienste limitiert und in einigen Teilen erneute Ausgangsbeschränkungen verhängt. „Wir haben begonnen, Fetzen unseres alten Lebens zurückkehren zu sehen, und jetzt bricht die zweite Welle des COVID-19 über uns herein“, schreibt die jüdisch-arabische Partnerorganisation des Weltgebetstags Itaach Ma’aki aus Tel Aviv.

Auch die Zustimmung der Bevölkerung zur Corona-Politik der Regierung schwindet laut Medienberichten, denn die Arbeitslosenquote ist – bedingt durch die Beschränkungen zur Pandemiebekämpfung – auf 20 Prozent gestiegen. Laut Itaach Ma’aki sind insbesondere Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen und die „Belastung vor allem für Frauen ist nach wie vor erdrückend“.

Mehr Frauen in Coronavirus-Ausschuss

Für Itaach Ma’aki ist der Kampf gegen das Coronavirus in Israel auch ein Kampf für Gerechtigkeit – für Geschlechtergerechtigkeit und zugleich für die Teilhabe von Minderheiten. Deshalb setzt sich die Organisation dafür ein, dass in der Pandemie-Arbeitsgruppe des Nationalen Sicherheitsrates Israels Frauen, arabische, äthiopische und ultra-orthodoxe Perspektiven einbezogen werden. Die Partnerorganisation des Weltgebetstags reichte deshalb zusammen mit anderen Organisationen eine Petition beim Obersten Gerichtshof Israels ein, „in der der Premierminister aufgefordert wurde, mehr Frauen, insbesondere Frauen aus ausgegrenzten Gemeinschaften, in den Ausschuss zu berufen“.

Einen Teilerfolg konnten die Nichtregierungsorganisationen inzwischen feiern: von den 23 Personen des Ausschusses sind daraufhin neun Frauen ernannt worden. „Sie versäumten es jedoch, Frauen aus ausgegrenzten Gemeinschaften aufzunehmen, sodass diese Bevölkerungsgruppen nicht in der Lage waren, ihre Anliegen vorzutragen“, so Itach Ma’aki. Darum halten die Organisationen die Petition bei Gericht aufrecht. Ausgang offen.

Gegen geschlechtsspezifische Gewalt

Auch die Gewalt gegen Frauen habe laut Itach Ma’aki „unvorstellbare Ausmaße angenommen“. Seit Beginn der Corona-Krise wurden in Israel neun Frauen durch männliche Familienmitglieder ermordet. Deshalb haben in 18 Gemeinden Israels Proteste gegen diesen „Ewigen Notstand“ – wie sie die Gewalt gegen Frauen bezeichnen– teilgenommen.  

„Itach Ma’aki“ ist ein Verbund jüdischer und arabischer Anwältinnen und seit vielen Jahren Partnerorganisation des Weltgebetstags. Itach Ma’aki arbeitet unter anderem an der Um- und Durchsetzung konkreter Gesetzesvorgaben zur Gleichberechtigung von Frauen. Der Verbund engagiert sich außerdem im Kampf gegen geschlechterspezifische Gewalt und Diskriminierung in Israel.

 

Mehr Informationen zur Corona-Krise in Israel und anderen Partnerländern des Weltgebetstags.