Die Geschichte des Weltgebetstags
Im Jahr 1927 wurde erstmalig international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert.
Die Frauen aus der Geschichte des Weltgebetstags setzten wichtige Zeichen für Frieden und Versöhnung. Sie kämpften für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Gesellschaft. Als eine der ersten engagierten sie sich für Umweltschutz. Unerschrocken traten sie gegen Rassismus und Intoleranz ein.
Kommen Sie mit auf eine bewegende Reise zu den historischen Frauengestalten des Weltgebetstags!
Der Blick in die Geschichte zeigt uns, wie wichtig das grenzen-überschreitende Beten und Handeln auch heute ist.
„Die Geschichte des Internationalen Weltgebetstags-Komitees. Wie es zustande kam – wie es heute funktioniert“ – Helga Hiller und Eileen King erläutern die Entstehung und Funktionsweise des Internationalen Weltgebetstags-Komitees. Das englische Original finden Sie auf der Webseite des Internationalen Komitees.
Buchtipp!
Die folgenden und viele weitere Informationen aus der Geschichte des Weltgebetstages hat die Theologin Helga Hiller in „Ökumene der Frauen“ zusammengestellt. Sie können das Buch bestellen unter:
Interessant ist auch der Artikel „Von der Frauenmissionsbewegung zum ökumenischen Weltgebetstag“ (PDF) von Ulrike Bechmann und Helga Hiller.
Tauchen Sie ein in die spannenden welt- und kirchenpolitischen Ereignisse der Jahre 1800 bis 1960 und lernen sie die mutigen Frauen der Weltgebetstags-Historie kennen!
Vereinsgründung
Der Verein „Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V.“ wird ins Leben gerufen. Seit dem Jahr 2003 ist er im Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.
2002Trennung überwunden: Gründung Deutsches Weltgebetstagskomitee
Fünf Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wird ein vereinigtes Deutsches Weltgebetstagskomitee ins Leben gerufen.Bereits seit 1990 hatten die Frauen der Komitees in Ost- und Westdeutschland verstärkt zusammen gearbeitet. Das Bild zeigt das Komitee im Jahr 2016.
1994Gründung Komitee Ostdeutschland
Vier Jahre nach den Schwestern in Westdeutschland, gründen die Weltgebetstagsfrauen in der DDR ein eigenes Komitee für den Weltgebetstag. Die Verbindungen zu den Frauen in der BRD reißen über die nächsten Jahrzehnte nie ganz ab.
1975
Bildungsarbeit in Ost und West
In Ost und West entwickeln engagierte Frauen die Weltgebetstagsbewegung und ihre Strukturen stetig weiter. Das gilt auch für die Bildungsarbeit. Von den Ideenkonferenzen in der DDR und Ökumenischen Werkstätten in der BRD wandern wichtige Impulse für die Vermittlung des Weltgebetstagsgedankens in die Regionen und bis in die einzelnen Kirchengemeinden.Das stetig erweiterte Bildungsmaterial lädt ein zu intensiver Bibelarbeit und der Beschäftigung mit der Situation der Frauen in den Schwerpunktländern. Auch Musik und Bilder werden in immer mehr Gottesdiensten eingesetzt.
1970er JahreGründung Komitee Westdeutschland
Bereits seit Beginn des 2. Vatikanischen Konzils Anfang der 1960er Jahre feiern römisch-katholische Frauen vermehrt beim Weltgebetstag mit. Im Jahr 1971 gibt sich das Weltgebetstagskomitee in Westdeutschland eine Satzung. Die römisch-katholischen Frauenverbände sind ab diesem Zeitpunkt mit eingeschlossen. Das Weltgebetstagskomitee West arbeitet eng mit den Weltgebetstagsfrauen in der DDR, aber auch mit den Schwestern in Österreich und der Schweiz zusammen.
1971„Erster Freitag im März“
Ab 1969 hat der Weltgebetstag ein festes Datum und wird immer am „ersten Freitag im März“ gefeiert. Die Weltunion Katholischer Frauenverbände ermutigt römisch-katholische Frauen weltweit zur Teilnahme am Weltgebetstag und verlegt einen eignen Gebetstag vom März in den Mai.
1969
Gründung Internationales Komitee
Nach ersten Absprachen während einer großen Frauenkonferenz 1967 in den USA ist es ein Jahr später soweit: Ein Internationales Weltgebetstagskomitee wird gegründet. Schauplatz dieses historischen Ereignisses ist der Ort Vallingby in Schweden.Ab 1970 treffen sich Weltgebetstagsfrauen aus allen Regionen der Welt in der Regel alle vier Jahre um die zukünftigen Länder und Bibelstellen auszuwählen.
1968Eine ökumenische Struktur entsteht
In Westdeutschland wird ein ökumenisches Komitee christlicher Frauenverbände für den Weltgebetstag gegründet. Es ist gewissermaßen der Vorläufer für das Weltgebetstagskomitee in Westdeutschland.
1966
Erstes ökumenisches Frauenprojekt
Zum ersten Mal ist ein Teil der Kollekte aus Deutschland für ein ökumenisches Projekt bestimmt, über das die Frauen in den Gemeinden im Vorfeld mit Bild und Text informiert werden. Es ist die Mütterschule Mindolo im damaligen Nordrhodesien (heute: Sambia).Dies ist der Beginn des jahrzehntelangen Engagements von Weltgebetstagsfrauen in Deutschland für Frauen- und Mädchenprojekte in aller Welt.Bei den beiden Weltgebetstagen vor dem Bau der Mauer gelingt noch, was später jahrzehntelang fast unmöglich ist: Frauen aus beiden Teilen Deutschlands unterstützen mit ihrer Kollekte dieselben Projekte.
1960Den „fernen Schwestern“ näher kommen
Der Weltgebetstag in Deutschland wächst rasant. Im Westen vermittelt erstmalig eine Broschüre mit großen Fotos Eindrücke aus dem Leben der Frauen im Weltgebetstagsland Ägypten.
1959Liturgie und Kollekte
Mit Aufteilung der „Evangelischen Frauenhilfe in Deutschland“ in Ost und West bietet sich der noch jungen Weltgebetstagsarbeit im Osten die Chance, ein Zentrum mit einem den politischen Realitäten entsprechenden Einzugsbereich zu bekommen. Ab 1952 druckt die Ev. Frauenhilfe in Potsdam die Gottesdienstordnungen für die DDR.Bis 1951 wird die Kollekte der Gottesdienste vor Ort eingesetzt, z.B. für Waisenkinder oder Müttererholung. Ab 1952 gibt es zum ersten Mal eine zentrale Zweckbestimmung; der Großteil der Kollekte unterstützt Westberliner Flüchtlingslager. 500 DM aus Frankfurt a.M. gehen auf Bitten der dortigen Weltgebetstagsfrauen nach Korea. Dort leiden die Frauen schwer unter dem seit 1950 tobenden Krieg. Es ist das erste bekannte Mal, dass Weltgebetstagsfrauen mit ihrer Kollekte die Solidarität mit Frauen eines anderen Landes in die Tat umsetzen.
1952
Weltgebetstag erstmalig deutschlandweit gefeiert
Auf die Initiative von Dr. Antonie Nopitsch hin wird die Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag erstmalig in großer Auflage gedruckt und von Stein aus deutschlandweit verschickt. Ob im kleinen Dorf, in der Großstadt oder im Kloster: Der Weltgebetstag kommt überall sofort „an“. Berichte über Gottesdienste gibt es u.a. aus Friedberg bei Augsburg, Dresden, Dessau, Münster und Oldenburg. Der Druck kann nur dank einer großzügigen Spende US-amerikanischer Weltgebetstagsfrauen finanziert werden. Die damalige Auflage beträgt 10.000 Stück; ein Heft kostet 7 Pfennige.Zusammen mit Frauen wie Lieselotte Nold und Maria Weigle (Foto) engagiert sich Antonie Nopitsch in den folgenden Jahren für die Verbreitung des Weltgebetstags. Auf Reisen knüpft sie wichtige Kontakte in der internationalen Ökumene.
1949
Antonie Nopitsch
Dr. Antonie Nopitsch (1901-1975) aus Stein bei Nürnberg macht eine Begegnung, die ihr Leben verändern soll: Im niederländischen Örtchen Baarn lernt die Leiterin des „Bayerischen Mütterdienstes“ im Vorfeld der Gründungsversammlung des „Ökumenischen Rats der Kirchen“ den Weltgebetstag kennen.
1948
Die Anfänge: Der Weltgebetstag in Deutschland
Ein erster ökumenischer Weltgebetstag in Deutschland findet 1947 im Berlin der Nachkriegszeit statt. Die Methodistinnen Stella D. Wells und Luise Scholz (Foto) trotzen dem Fraternisierungsverbot und feiern mit über 600 britischen, US-amerikanischen und deutschen Frauen Weltgebetstag. Ein Jahr später sind auch russische und französische Frauen dabei.Luise Scholz ist seit 1946 Vorsitzende des „Methodistischen Frauendienstes“ in Deutschland. Sie hatte den Weltgebetstag bereits 1927 in Wien eingeführt und danach an vielen Orten engagiert gefördert. Ihr großer Wunsch: sich als deutsche Frauen in das jährliche Gebet um Frieden und Einheit einzureihen.Die Gottesdienstordnung 1947, „Ebnet in der Wüste eine Straße für unsern Gott“, hat übrigens die Inderin Isabel Caleb geschrieben. Im gleichen Jahr wird Indien unabhängig.
1947Grenzenlose Hilfsbereitschaft
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzt in den USA eine Welle der Hilfsbereitschaft für die von Krieg verwüsteten Länder auf der ganzen Welt ein. 1945 schicken amerikanische Kirchenfrauen tausende Päckchen nach Europa, auch nach Deutschland. Sie enthalten Windeln und Kleider für Säuglinge und Kleinkinder.
1945Hoffnung auf Neuanfang mitten im Krieg
Eine Welt-Liturgie im Wortsinn wird am Weltgebetstag des Jahres 1944 gefeiert: In New York tragen 150 ausländische Frauen und Männer für den Weltgebetstag „Und der Herr wunderte sich, daß da kein Fürsprecher war“ ihre Anliegen zusammen. Darunter sind u.a. Menschen aus afrikanischen Ländern, aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, Japan, Südamerika und den USA.
1944Ein Zeichen gegen Rassismus
Der Weltgebetstag „Vater, ich bitte, daß sie alle eins seien“ ist besonders eindrücklich, denn zum ersten Mal haben eine schwarze und eine weiße US-Amerikanerin gemeinsam die Gottesdienstordnung geschrieben.Sadie Gray Mays ist Sozialarbeiterin und Dozentin in Atlanta/Georgia. Sie ist engagierte Bürgerrechtlerin, ihr Ehemann wird später geistiger und geistlicher Mentor von Martin Luther King Jr. Dr. Georgia Harkness aus Evanston/Illinois ist die erste Frau, die eine volle Theologieprofessur inne hat. Sie ist bekannt als furchtlose Kämpferin für Frauenrechte, Pazifismus, Ökumene und gegen die Rassentrennung. Der Gottesdienst der beiden bewegt Frauen in Indien so sehr, dass sie ihre Kollekte in die USA schicken, als Hilfe für schwarze Kinder.
1943
Unterdrückung und Hoffnung
„Ich bin der Weg“ ist das Thema der Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag 1942, für eine Welt im Krieg. Drei Frauen, die zum Teil als Flüchtlinge in den USA leben, haben den Text verfasst. Darunter ist Madeleine Forell, die Frau eines deutschen Pfarrers. Forell kam in ein Konzentrationslager und konnte schließlich mit ihrem Mann in die USA fliehen.In den Niederlanden verbietet die deutsche Besatzungsmacht den Weltgebetstag als Teil einer internationalen Bewegung. Geld und Papiervorräte für den Druck der Ordnungen werden konfisziert. Die Gottesdienstordnung wird dennoch übersetzt. Heimlich werden Versammlungen in Wohnungen abgehalten. In den folgenden Jahren bricht der Kontakt mit anderen Ländern ganz ab. Die Frauen schreiben eigene Gottesdienstordnungen und versammeln sich heimlich in den Wohnzimmern.
1942Spuren der Zerstörung
In England ist der Weltgebetstag am 28. Februar 1941 überschattet von ständigen deutschen Luftangriffen. Trotzdem – oder gerade deshalb – versammeln sich überall Frauen zum Gebet. Allein die Heilsarmee berichtet von 362 neuen Versammlungen in England und Wales.1940 hatten die Weltgebetstagsfrauen nach längeren Bemühungen in London eine eigene Geschäftsstelle eröffnen können. Im Mai 1941 treffen deutsche Bomben das Nachbargebäude. Die Geschäftsstelle und alle Unterlagen fallen den Flammen zum Opfer.
1941
Die erste Autorin außerhalb der USA
Mit der Koreanerin Helen Kim schreibt erstmalig eine Frau aus einem anderen Kontinent als Nordamerika eine Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag.Helen Kim ist Dekanin am Ehwa-College in Seoul in Korea.
1930
Weltmissionskonferenz gibt wichtige Impulse
An der Weltmissionskonferenz in Jerusalem nehmen 251 Delegierte teil, darunter 42 Frauen. Erstmals sind die jungen Kirchen in Asien, Afrika und Lateinamerika stark vertreten.Bei ihren beiden Versammlungen kommen die weiblichen Delegierten überein, dass sich eine globale Beteiligung am Weltgebetstag als „Band der Einheit unter den Frauen der Welt“ erweisen würde. Für Länder wie z.B. Schottland und England gibt die Konferenz den Impuls, beim Weltgebetstag mitzumachen.Da die einzige deutsche Teilnehmerin auf dem Weg nach Jerusalem erkrankt ist, gelangt die Nachricht über den Weltgebetstag nicht nach Deutschland.
1928Die Geburtsstunde des Weltgebetstags der Frauen
Christliche Frauen aus den USA und Kanada rufen erstmalig zu einem weltweiten ökumenischen Gebet auf. Sie ernten ein begeistertes Echo: In China, Indien, Polen, Syrien und anderswo schließen sich Christinnen an.In Deutschland beginnen in diesem Jahr einzelne methodistische Frauen mit der Feier des Weltgebetstags. Sie sind international gut vernetzt und haben über Methodistinnen aus den USA vom Weltgebetstag erfahren. Ein methodistischen Frauenmagazin aus den USA, das auch in Europa gelesen wird, berichtet über den Weltgebetstag als:„begeisternden Gedanken, daß zum ersten Mal in der Geschichte der Welt die christlichen Frauen und Mädchen aller Länder sich an einem Tag zum Gebet vereinigen werden.“
1927Gebetstage zusammengelegt
Der Erste Weltkrieg führt viele US-Frauen dazu, sich mit aller Kraft für die Überwindung von Grenzen und für Frieden und „Weltfreundschaft“ einzusetzen. In diesem Geist werden die beiden ökumenischen Gebetstage zusammengelegt. Am 20. Februar 1920 wird erstmals ein „Vereinigter Gebetstag für die Mission“ gefeiert.
1920Zwei Pionierinnen
Lucy W. Waterbury (später: Peabody; 1861-1949) ist 26 Jahre alt, als ihr Ehemann 1887 stirbt und sie aus der Missionarszeit in Indien zurück in die USA kehrt. Fortan arbeitet die Mutter zweier Kinder für die dortige baptistische Frauenmissionsgesellschaft. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Helen Barrett Montgomery (1861-1934) tritt sie in den kommenden Jahrzehnten für die Frauenmissionsarbeit und die Anliegen von Frauen und Kindern ein.Waterbury/Peabody und Montgomery gehören 1910/11 zu den Hauptrednerinnen während der Feierlichkeiten des 50jährigen Jubiläums der „Frauenmissionsgesellschaften für Äußere Mission“ mit hunderten Großveranstaltungen. Allein Montgomery hält in acht Wochen fast 200 Reden. Höhepunkt ist der Empfang im Weißen Haus.Dieses Ereignis hat die ökumenische Gemeinschaft der beteiligten Frauen noch vertieft. Sie sind überzeugt: Gemeinsam können wir mehr erreichen als getrennt! Ein Ergebnis ist im Jahr 1912 der gemeinsame „Ökumenischer Gebetstag für die äußere Mission“.
1912
Der erste ökumenische Gebetstag für die Inlandsmission
Zukunftsweisend für die spätere Entwicklung eines weltweiten Gebetstages ist die Entstehung eines interkonfessionellen Gebetstags für die Inlandsmission im Jahr 1897.Frauen aus sieben verschiedenen Konfessionen arbeiten hier zusammen.In den folgenden Jahren ist auch die kirchliche Frauenarbeit in Bewegung: Unter Leitung von Mary Ellen James (1834-1912) erlangt die presbyterianische Inlandsarbeit durchaus wichtigen politischen Einfluss. Mit den Jahren verändert sich ihre Zielrichtung: das große Engagement für die puritanische Einhaltung der „göttlichen Gebote“ wird mehr und mehr abgelöst vom Einsatz für benachteiligte Gruppen wie z.B. die indigene Bevölkerung.
1897Erste Frauengebetstage
Ab 1887 pflegen Frauen verschiedener Konfessionen in den USA und in Kanada jährliche Gebetstage. Dabei bemühen sich die Christinnen bald, die Grenzen der eigenen Kirchen zu überschreiten.Eine besondere Rolle spielen hier einige methodistische Frauen aus dem ländlichen Iowa. Sie nehmen 1893 Kontakt zu anderen Missionsgesellschaften auf und laden ein zum gemeinsamen Gebet. Mit Erfolg: 1897 wird der erste interkonfessionelle Gebetstags für die Inlandsmission gefeiert.
1887Der erste Schritt
Die Baptistin Mary Webb aus Boston/USA ruft die Frauen Neuenglands zu eigenständigen monatlichen Gebetsversammlungen für die Mission auf. Aus dem Rollstuhl heraus baut Mary Webb ein großes Netzwerk auf: Im Jahr 1818 sind bereits 97 Gesellschaften miteinander in Verbindung und beteiligen sich am Gebet.Damit ist der erste Schritt zum öffentlichen gemeinsamen Gebet von Frauen getan.
1812