Mazedonien: Nicht still halten
Gesellschaft und Politik in Mazedonien befinden sich im Umbruch. Wie in allen Transformations-Gesellschaften Südosteuropas geht dieser Wandel einher mit einer Rückbesinnung auf Traditionen und dem Wiedererstarken national-konservativer Kräfte. Diese propagieren ein reaktionäres Frauenbild.

Die Kehrseite dieser Entwicklung zeigt sich im Umgang der Männer mit Frauen und Mädchen. Bereits an den Schulen wird eine zunehmende Verrohung des Verhaltens gegenüber Mädchen beklagt. Gewalt gegen Frauen nimmt deutlich zu. Sie wird jedoch tot geschwiegen bzw. als innerfamiliäre Angelegenheit abgetan. Viele Mädchen wachsen in dem Glauben auf, dass häusliche Gewalt ein „normaler“ Bestandteil eines Frauenlebens sei.
Unrecht publik machen
Die Journalist*innen der „Journalists for Human Rights“ (JfHR) in Skopje wollen öffentlich machen, was für ein Unrecht Frauen und Mädchen jeden Tag wiederfährt. Die Partnerorganisation des Weltgebetstags gibt den Betroffenen eine Stimme.
Sie stellen klar, dass Gewalt gegen Frauen unter keinen Umständen „legitim“ ist. Frauen sind niemals „selbst schuld“, wenn sie Gewalt erleben! Das sind wichtige erste Schritte, damit Gewalt von der ganzen Gesellschaft geächtet und von der Rechtsprechung geahndet wird.
Medienarbeit allein genügt nicht
Um nachhaltig Rollen- und Machtzuschreibungen zu ändern, hat die Menschen- und Frauenrechtsorganisation neben klassischer Medienarbeit vor allem die Schulen im Visier. Hier bieten die Journalist*innen von JfHR Workshops an.
Gemeinsam mit den Jugendlichen hinterfragen sie konservative Geschlechterbilder und diskutieren über gewaltfreie, partnerschaftliche Beziehungen. Auch über Handelskammern und Gewerkschaften sowie in privaten Unternehmen erreicht JfHR junge Menschen mit seiner Aufklärungsarbeit.
Unabhängigkeit fördern
Für viele mazedonische Frauen, die Gewalt in Beziehungen überlebt haben, kommt derlei Bewusstseinsarbeit jedoch zu spät. Um selbstbestimmt und gewaltfrei leben zu können, brauchen sie eine Alternative zu ihrer Beziehung zum Täter, von dem sie meist auch finanziell abhängig sind.
Einige der Frauen kann JfHR auf ihrem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit begleiten. Ihnen bietet die Organisation Kurse und Fortbildungen an, die ihnen bei der Gründung eines eigenen Kleingewerbes helfen. Stehen sie erst einmal finanziell auf eigenen Beinen, können die Frauen andere Folgen der Gewalterfahrungen leichter oder sogar ganz aus eigener Kraft bewältigen.