Kolumbien: Neue Hoffnung auf Frieden

Jahrzehntelang tobte in Kolumbien ein gewaltsamer Konflikt. Sexualisierte Gewalt wurde dabei von  allen Konfliktparteien ausgeübt. Nur wenn die Opfer und ihre Angehörigen Gerechtigkeit erfahren, ist Versöhnung möglich.

Über Jahrzehnte litt Kolumbien unter den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Regierung, Rebellen und Drogenkartellen. Im Dezember 2016 unterzeichnete die Regierung mit einer wichtigen Rebellengruppe, der FARC, ein Friedensabkommen. Das Abkommen sieht u.a. eine Landreform vor, die Rebellen verpflichten sich, künftig mit politischen Mitteln für ihre Ziele einzutreten.

Dank der Insistenz von Frauenorganisationen und Opferverbänden wurde weltweit erstmalig die Gleichstellung der Geschlechter als Querschnittaufgabe in die Verträge aufgenommen.

Sexualisierte Gewalt als Kriegsstrategie

Ausnahmslos alle Konfliktparteien ließen „missliebige“ Personen verschwinden, um den Gegner einzuschüchtern. Dabei wurden Frauen und Mädchen für ihr politisches oder soziales Engagement mit massivsten sexuellen Übergriffen „bestraft“. Auch Familienangehörige waren häufig sexueller Nötigung ausgesetzt, z.B. als „Gegenleistung“ für Informationen über ihre verschwundenen Angehörigen. Alle Parteien setzten sexualisierte Gewalt zur Durchsetzung der eigenen Interessen ein. Dass davon auch Jungen und Männer betroffen waren, ist weiterhin ein großes Tabu.

Vom Opferverband zur Interessenvertretung

Die Stiftung Nydia Erika Bautista para los Derechos Humanos (FNEB) ist ein Zusammenschluss von Familienangehörigen von Verschwundenen. Seit 1997 berät sie Betroffene und leistet Gewaltopfern juristischen Beistand. Sie dokumentiert die Fälle, übergibt sie den staatlichen Stellen und hält nach, ob diese sich um die Aufklärung kümmern.

FNEB nutzt die regelmäßigen Treffen, um die Frauen – über 80 Prozent der Mitglieder – über ihre Rechte aufzuklären und Trainings zu Selbstfürsorge anzubieten.

Den Staat in die Pflicht nehmen

Oft mangelt es staatlichen Stellen an Sensibilität im Umgang mit Opfern von sexualisierter Gewalt. Deshalb schärft FNEB in intensiver Lobbyarbeit das gesellschaftliche Bewusstsein für die spezifische Problematik gewaltsam verschwundener Frauen und deren Bedürfnisse, z.B. im Opfer- und Zeugenschutz. FNEB war maßgeblich daran beteiligt, dass sexualisierte Gewalt im Friedensvertrag als Menschen- und Frauenrechtsverletzung anerkannt und Opferausgleich festgeschrieben wurde. Aufmerksam wird nun die Umsetzung des Friedensabkommens verfolgt.

Den Opfern und ihren Angehörigen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – das ist für FNEB die Grundlage von Versöhnung und einem Neubeginn des gesellschaftlichen Miteinanders.

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Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Familien von gewaltsam Verschwundenen gestalten Friedensprozess und Übergangsjustiz
Ort/Region: Bogotá, Valle del Cauca, Putumayo
Förderschwerpunkt: Gesellschaftliche und politische Teilhabe
Partnerorganisation: Fundación Nydia Erika Bautista para los Derechos Humanos (FNEB)
Laufzeit: Januar 2017 bis Dezember 2018
WGT-Beitrag: 40.000 €