Bosnien-Herzegowina: Mit der schweren Vergangenheit Schritte in eine bessere Zukunft wagen
Der Krieg in Bosnien und Herzegowina hat viel zerstört. Vieles davon wirkt sich bis in die Gegenwart aus. Unsere Partnerorganisation Fondacija CURE widmet sich den unbearbeiteten Traumata von Frauen, denen bislang kein oder wenig Raum gegeben wurde. Dabei wird Hoffnung freigelegt, die mehrere Generationen und eine ganze Gesellschaft prägen kann.
Lange her und immer noch prägend
Vor über 30 Jahren brach der Krieg in Bosnien und Herzegowina aus, dem schätzungsweise 100.000 Menschen zum Opfer fielen. Vergewaltigungen als strategisches Element der Kriegsführung wurden in einer Dimension praktiziert, die unvorstellbares Leid über sehr viele betroffene Frauen brachte. Auch die „ethnischen Säuberungen“ ganzer Landesteile und andere Kriegsverbrechen der beteiligten Armeen und paramilitärischen Verbände sorgen bis heute für tiefes gegenseitiges Misstrauen zwischen den Bevölkerungsgruppen, Traumata sind auch in den Folgegenerationen sehr präsent.
Ohne Aufarbeitung kein dauerhafter Friede
Auch nach Kriegsende fand die Aufarbeitung der Geschehnisse nur in begrenztem Umfang statt (z.B. im Rahmen der Den Haager Kriegsverbrecherprozesse). Die Mehrheit der betroffenen Frauen hätte sich weitere und andere Formen der Vergangenheits- und Erinnerungsarbeit gewünscht, um mit ihren individuellen Kriegserlebnissen „Frieden schließen“ zu können. Stattdessen wurden die Frauen mit „ihren Geschichten“ ins Private gedrängt und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Vorrang eingeräumt. Doch gut entwickelt hat sich seitdem nichts: Junge, gut ausgebildete Menschen verlassen das Land in Scharen, Gewalt gegen Frauen nimmt immer größere Ausmaße an, während die Korruption blüht und die Nationalisten auf allen Seiten auf dem Vormarsch sind.
„Dann kümmern wir uns selbst“
Unsere Partnerinnen von Fondacija CURE finden all das unerträglich und sind davon überzeugt, dass der Weg in eine bessere Zukunft auch einen offenen Blick in die Vergangenheit voraussetzt und es einen Platz für das Unaussprechliche, Tabuisierte und Verschwiegene geben muss. Trauma kann vererbt und auch durch äußere Einflüsse „getriggert“ werden, wie es beispielsweise zu Beginn des Ukrainekrieges bei vielen Frauen der Fall war. CURE schafft stattdessen Räume, in denen jede ihre Geschichte erzählen, Zuspruch und Solidarität erfahren und sich von der Gemeinschaft getragen fühlen kann. Damit kann Hoffnung wachsen, können Ideen und Mut entstehen, die Dinge anzupacken, die der friedlichen Entwicklung in beiden Landesteilen bislang entgegenstehen und Frauen darin einen gerechten Platz sichern.
Keine ist allein!
Dieser Gedanke lebt in den Projekten, wie dem „grenzüberschreitenden Frauengerichtshof“ (siehe Video-Link) oder dem Aufbau eines breiten Netzwerks, in dem ältere und jüngere Frauen sich mit Lebenserfahrung einerseits und mit jugendlichem Aktivismus andererseits für nachhaltigen Frieden engagieren. Ein solcher Frieden denkt Geschlechtergerechtigkeit mit, schließt benachteiligte Gruppen ein und fördert solidarisches Handeln zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen. Mit unserer Unterstützung finden dabei Frauen Gehör, die nicht nur über erlebtes Leid berichten, sondern Anstoß geben und Mut machen, sich für eine bessere Zukunft und eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.
Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Eine feministische Zeitreise
Partnerorganisation: Fondacija CURE
Förderschwerpunkt: Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und sexualisierter Gewalt
Laufzeit: Januar 2024 bis Dezember 2024
WGT-Beitrag: 28.470 €