Israel / Palästina: Sprache eröffnet Chancen
Unsere Partnerorganisation Lissan bietet Frauen in Ost-Jerusalem Sprachkurse an, die sie befähigt sich in ihrem hebräischen Umfeld freier zu bewegen und zumindest Sprachbarrieren abzubauen.
Der ganze Nahostkonflikt auf engstem Raum
Es ist kompliziert in Nahost. In Jerusalem, der in einen West- und Ostteil gespaltenen Stadt, ganz besonders. Hier leben jüdische, muslimische und christliche Einwohner*innen auf engstem Raum zusammen. Nach israelischem Verständnis gehört Ost-Jerusalem seit dem Jerusalemgesetz von 1980 offiziell zum Staat Israel. Der UN-Sicherheitsrat erklärte die Annexion in Resolution 478 für nichtig und hat dies seitdem mehrfach bekräftigt. Die Palästinenser*innen, die vor allem im Ostteil zu Hause sind, betrachten Jerusalem (Arabisch: Al Quds, „die heilige Stadt“) als Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staates.
Nachbarinnen ohne gemeinsame Sprache
Obwohl Hebräisch und Arabisch bis vor wenigen Jahren beides Amtssprachen Israels waren, (seit dem Nationalstaatsgesetzes von 2018 hat Arabisch nur noch „Sonderstatus“), hat mehrheitlich weder die hebräischsprechende noch die arabischsprechende Bevölkerung in Jerusalem Kenntnis von der Sprache der jeweils anderen. Für ein gedeihliches Miteinander und gegenseitiges Verständnis sind das keine guten Voraussetzungen. Gerade viele Palästinenser*innen sind zudem auf Arbeitsplätze in israelischen Unternehmen angewiesen und im Umgang mit Behörden führt an Hebräisch kein Weg vorbei. Genau das ist das Problem vieler Ost-Jerusalemer Frauen, drei Viertel von ihnen nennen fehlende Hebräisch-Kenntnisse als Hindernis für eine qualifizierte Beschäftigung.
Praxisnahe Angebote, die einen Unterschied machen.
Eine neue Sprache zu lernen kostet Geld, erfordert Zeit und ist nicht ohne Weiteres in einen Alltag integrierbar, in dem Familie und Sorgearbeit hohen Stellenwert haben. Deswegen bieten unsere Projektpartnerinnen von Lissan passgenaue Sprachkurse für die erwähnten Ost-Jerusalemerinnen an. Die Lehrenden stammen aus einem gemischten arabisch-israelischen Freiwilligenkreis, darunter auch ehemalige Kursabsolventinnen. Die Kurse finden zu Zeiten statt, in denen die Kinder in der Schule sind, in kritischen Zeiten (Pandemie, Konflikteskalationen) gibt es ein online-Angebot. Das Lehrmaterial und die -methoden wurden gemeinsam mit Palästinenserinnen entwickelt und haben von der ersten Stunde an praktische Bezüge zum Lebensalltag der Frauen. Nach erfolgreich abgeschlossenem Grundkurs sind die Frauen normalerweise in der Lage, sich auf Stellen in israelischen Unternehmen zu bewerben und/oder Sprachtests in Firmen oder Einrichtungen zu bestehen. Häufig sind sie der Schlüssel für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit und ein selbstbestimmteres Leben.
Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: „Medabrot Ivrit“ – Frauen sprechen Hebräisch
Förderschwerpunkt: Bildung und berufliche Qualifizierung
Partnerorganisation: Lissan
Laufzeit: Januar 2024 bis Dezember 2024
WGT-Beitrag: 15.710 €
Weiterführende Informationen: