Mexiko: „Reden wir über Sexualität!“

Das Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit ist in Mexiko zwar gesetzlich verbrieft, bewirkt jedoch wenig im Alltag. „Kookay“ hinterfragt das Tabu, über Sexualität zu sprechen.

„Eine anständige Frau ist sexuell nicht pro-aktiv.“ „Eine Frau will genommen werden“. Meist erfahren Kinder und Jugendliche in Familie und Schule mehr über gesellschaftlich erwartetes Verhalten als über ihren eigenen Körper. Dieser Mangel an Information bewirkt ein höchst riskantes Sexualverhalten, mit weitreichenden negativen Folgen für ihr weiteres Leben. Gerade für Mädchen bedeutet die fehlende Aufklärung oft eine (zu frühe) Schwangerschaft und damit das „Aus“ für ihre Lebensträume. Aber auch Jungen nehmen Schaden, wenn sie zu einem verantwortungslosen Umgang mit ihrer Sexualität ermuntert werden, um gängigen Männlichkeitsidealen zu genügen.

Fakten statt Mythen

Um diesem Teufelskreis aus Ignoranz und sozialem Druck ein Ende zu setzen, bildet die Partnerorganisation des Weltgebetstags „Kookay“ 20 Jugendliche aus fünf indigenen Gemeinschaften zu Promotor*innen für sexuelle und reproduktive Gesundheit aus. Die Jugendlichen werden über physische und psychische Aspekte von Sexualität sachlich informiert und ermutigt, sich die Glaubenssätze bewusst zu machen, die ihre Einstellung zu männlicher beziehungsweise weiblicher Sexualität (unbewusst) prägen. Auch schwierige Themen werden dabei nicht ausgespart, zum Beispiel erzwungener Sex als „Liebesbeweis“ oder ein „sie hat es doch auch gewollt“, um sexuelle Übergriffe herabzuspielen. In Lobby-&-Advocacy-Schulungen erlernen die Jugendlichen zudem das Handwerkszeug, um die Umsetzung der staatlichen Programme zu sexueller und reproduktiver Gesundheit einzufordern.

Das Schweigen beenden

Informationen allein verändern noch keine Haltungen. Deshalb unterstützt „Kookay“ die Jugendlichen bei der Organisation von Diskussionsforen in ihren Gemeinschaften, auf denen die formellen und informellen Spielregeln rund um Sexualität zur Sprache kommen, zum Beispiel bezüglich der Verantwortung für mögliche Folgen sexuellen Engagements („Verhütung ist Frauensache“). Dabei wird deutlich: Das gesellschaftlich verordnete Schweigen rund um Sexualität dient im Grunde dazu, die Kontrolle von Männern über den weiblichen Körper zu zementieren.

Aufklärung als Demokratie-Training

„Kookay“ unterstützt die Jugendlichen, dieses patriarchale Dominanzdenken bezüglich des weiblichen Körpers zu hinterfragen. Insofern geht es nicht „nur“ um einem verantwortlichen Umgang mit Sexualität, sondern um das Einüben demokratischer Grundkompetenzen, konkret: der Fähigkeit, gleichberechtigte Beziehungen zu gestalten und auf Gewaltanwendung jeglicher Art zu verzichten.

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Maya-Jugendliche kennen und verteidigen ihre sexuellen und reproduktiven Rechte
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Ort/Region: Chemax und Tekom/Jucatán
Partnerorganisation: Ciencia Social Alternativa AC (Kookay)
Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2020
WGT-Beitrag: 15.582 €

Weiterführende Informationen:

Partnerorganisation Kookay (spanisch)

Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1