Mali: Landfrauen mischen sich ein

Frauen sind das Rückgrat der Landwirtschaft in Mali, doch Männer besitzen Land und Macht. Dank Mikrokrediten und Bildung werden die Frauen unabhängiger. In immer mehr Rathäusern im Süden Malis mischen sie mit.

Männer besitzen das Land – und die Macht

Die Region Sikasso, im äußersten Süden Malis, ist eine der bevölkerungsreichsten Gegenden des Landes und gilt auf Grund der günstigen landwirtschaftlichen Bedingungen als Kornkammer Malis. Die Frauen verrichten den Großteil der Arbeit auf den Feldern und stellen somit das Rückgrat der lokalen Landwirtschaft dar. Die Verantwortung für Haushalt und Sorge der Kinder liegt ebenfalls bei den Frauen.

Die strikt patriarchalen Traditionen erlauben es ihnen aber nicht, selbst Land oder eine schulische Bildung zu erwerben. Dadurch ist es ihnen nicht möglich, wirtschaftliches Kapital aus ihrer Arbeit zu schlagen. Ebenso sind sie von Entscheidungen in der Familie oder auf Dorfebene ausgeschlossen, da die Männer Machtverlust befürchten. Die Frauen tragen somit den Hauptteil der Arbeit, Mitspracherecht haben sie jedoch keines.

Politische Spannungen

Diese für Frauen ohnehin schwierige Situation wird durch die allgemeine Krise, die der westafrikanische Staat momentan durchläuft, verstärkt. Lange Zeit wüteten Tuareg-Rebellen und islamistische Extremisten im Norden, der Präsident wurde gestürzt und eine Ernährungskrise fiel über das Land herein. Rund 500.000 Menschen begaben sich daraufhin auf die Flucht. Viele von ihnen zogen in den Süden des Landes. Erst im Juni letzten Jahres konnte ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und bewaffneten Gruppen unterzeichnet werden.

Der Zustrom an Flüchtlingen aus dem Norden, die Nahrungsknappheit und die politische Instabilität stellen für die Gemeinden in einer Region wie Sikasso eine enorme Zusatzbelastung dar. Frauenrechte und Anliegen wie Geschlechtergerechtigkeit haben wenig Platz in der Wahrnehmung der Gesellschaft. Doch ist es genau in solchen Situationen von besonderer Wichtigkeit, den gesellschaftlichen Status der Frauen zu stärken und ihnen gesellschaftliche Mitspracherechte zu eröffnen.

Gesellschaftliches Ansehen durch wirtschaftliche Eigenständigkeit

Das versucht die lokale NRO GRID (Groupe de Recherche et d'Intervention pour le Développement) durch die Bildung und Stärkung von Frauenvereinigungen. In den Gruppen erhalten die Frauen finanzielle Unterstützung durch Mikrokreditprogramme und sie werden in modernen Techniken der landwirtschaftlichen Produktion geschult, die Herstellung von Honig und Wachs inklusive. Außerdem lernen sie lesen und schreiben und erhalten wirtschaftliches Basiswissen.

Diese Kenntnisse ermöglichen es den Frauen, eigenes Einkommen zu erwirtschaften und zur Verbesserung der Ernährungssituation ihrer Familien beizutragen. Dadurch erlangen sie nicht nur Selbstbewusstsein sondern vor allem auch gesellschaftliches Ansehen. Die Frauen werden nun zu Sitzungen im Rathaus der Gemeinde eingeladen und übernehmen öffentliche Aufgaben, wie z.B. die Verwaltung der Dorfbrunnen. Sie werden zunehmend als wichtige Akteure der lokalen Gesellschaft gesehen. Auf dem Weg zu gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe – in den Dörfern wie auf gesamtstaatlicher Ebene – sind das unerlässliche Schritte.

 

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Diversifizierung ökonomischer Aktivitäten von Kleinbäuerinnen und Stärkung ihrer Teilhabe an dörflichen Entscheidungsprozessen
Ort/Region: Region Sikasso
Förderschwerpunkt: Wirtschaftliche Eigenständigkeit/Existenzsicherung Land und Stadt
Partnerorganisation: Groupe de Recherche et d'Intervention pour le Développement (GRID)
Laufzeit: Januar bis Dezember 2016, Folgeprojekt in Planung
WGT-Beitrag: 20.000 €