Mali: Weibliche Genitalverstümmelung beenden

In Mali ist Genitalverstümmelung weit verbreitet. Ehemalige Beschneiderinnen haben das große körperliche und seelische Leid der betroffenen Mädchen erkannt. Nun kämpfen sie für ein Ende der grausamen Tradition.

Genitalverstümmelung – eine weitverbreitete Tradition in Mali

Genitalverstümmelung (FGM/C – Female Genital Mutilation/Cutting) wird von der WHO als die vollständige Entfernung der weiblichen äußeren Genitalien oder deren Verletzung definiert. In 28 afrikanischen Ländern ist sie gängige Praxis und eine in der Gesellschaft tief verwurzelte Tradition.

Mali gehört dabei zu den Ländern, in denen auch noch die grausamste Form dieser furchtbaren Tradition vollzogen wird: Das Entfernen eines Teils oder der gesamten äußeren Genitalien und anschließendes Vernähen/Verengen der Vaginalöffnung. FGM/C wird meist als Initiationsritus gesehen, der die Mädchen vom Kindes- ins Erwachsenenalter überführt und sie heiratsfähig macht.

Insgesamt gelten 89 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in Mali als beschnitten. Ursprünglich im Alter von ca. 15 Jahren durchgeführt, wird die Verstümmelung der Mädchen heute oft bereits vor dem vierten Geburtstag durchgeführt, um Widerstände seitens der Mädchen zu vermeiden.

Tradition – eine „Lizenz“ zum Quälen?

Physische und spirituelle Reinheit, Garantie für voreheliche Jungfräulichkeit oder schlicht weg soziale Akzeptanz gelten als die Hauptbeweggründe, Mädchen dieser zutiefst brutalen Prozedur zu unterziehen. Die Folgen einer Genitalverstümmelung – physisch wie psychisch – sind von ungeheurem Ausmaß, und nicht selten sterben die Mädchen in Folge dieser massiven Verletzung.

Ein 2010 vorgelegtes Gesetz, das Genitalverstümmelung von Mädchen verbieten soll, führte zu organisierten Protesten durch konservative Kreise, die Verabschiedung des Gesetzes ist weiterhin fraglich.

Engagierte Basisarbeit ist erfolgreich

Angesichts der nach wie vor hohen Akzeptanz von FGM/C ist es umso erfreulicher, dass es der Partnerorganisation des Weltgebetstags, „Association des Ex-Exciseuses de Ségou“ (AEES), gelungen ist, diese Menschenrechtsverletzung in der Region Ségou zu reduzieren. AEES ist der Zusammenschluss von ehemaligen Beschneiderinnen. Nachdem sie die gesundheitlichen und psychologischen Folgen von FGM/C verstanden hatten, beschlossen sie, ihre Tätigkeit aufzugeben und sich für die Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung einzusetzen.

Um die Menschen in der Region wachzurütteln, konzipierten sie anfangs Theaterstücke für Erwachsene und Kinder. Inzwischen führt AEES umfassende Programme zur Verbesserung der reproduktiven Gesundheit von Frauen unter Einbeziehung aller gesellschaftlich relevanten Gruppen durch. Mehrere Dörfer in der Region Sègou haben die Praxis verbindlich für beendet erklärt, weitere sind auf dem Weg dorthin.

Eine Abkehr von FGM/C ist also möglich!

 

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Überzeugende Aufklärung: Weitere Reduzierung der Fälle von Genitalverstümmelung und Frühheirat sowie wirtschaftliches Empowerment der Mütter-Generation
Ort/Region: Region Ségou
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Partnerorganisation: Association des Ex-Exciseuses de Ségou (AEES)
Laufzeit: Januar bis Dezember 2016, derzeit Prüfung einer Folgefinanzierung
WGT-Beitrag: 21.835 €