Kuba: „Entwickle dich endlich weiter, Macho-Sein ist ziemlich rückständig“

Das Centro Oscar Arnulfo Romero in Havanna sensibilisiert für den Zusammenhang zwischen autoritären Geschlechterbildern und gewalttätigem Alltagsverhalten.

In einer Umfrage zu Geschlechtergleichheit (2016) erklärten 81 Prozent der Teilnehmenden, dass die kubanische Gesellschaft ein Problem mit Gewalt gegen Frauen habe. Knapp 40 Prozent gaben an, von ihrem Partner körperlich und/oder seelisch misshandelt worden zu sein beziehungsweise sexualisierte Gewalt erlitten zu haben. Gewalt gegen Frauen wird zwar mehrheitlich abgelehnt, andererseits geht kaum jemand aktiv dagegen vor, denn: „Das ist etwas Privates, da kann man sich nicht einmischen.”

Leben heute nach Regeln von vorgestern

2017 wurden junge Menschen zu ihrer Einstellung zum anderen Geschlecht befragt, die Ergebnisse machen nachdenklich: „Frauen muss man zeigen, wo es langgeht.” „Eine Frau muss man kurz halten, sonst übertreibt sie es „Er ist kein schlechter Mensch, er schlägt mich, weil er mich liebt“ „Die Unterordnung der Frau ist gottgewollt” und vieles mehr. Im Verhaltenskodex der Jungen scheinen die sexistischen Geschlechterbilder der Großelterngeneration auf. Trotz 60 Jahre formaler Gleichstellung feiert das Patriarchat fröhliche Urstände, gerne mit Anleihen beim religiösen Fundamentalismus, um Ungleichheit und Gewalt gegen Fauen zu legitimieren.

Neue gesellschaftliche Leitbilder dringend notwendig

Das Zentrum Oscar Arnulfo Romero (OAR) – landesweit ob der Bereitschaft geschätzt, heikle Themen in der öffentlichen Debatte zu positionieren – insistiert: Autoritäre Geschlechterbilder und gewalttätiges Alltagsverhalten bedingen einander. Um männlicher Dominanz entgegenzuwirken, müssen Respekt und absoluter Gewaltverzicht in Beziehungen als Wertmaßstäbe gesellschaftlichen Handelns etabliert werden. Daher spricht OAR mit Bildungszyklen, landesweiten Diskussionsplattformen und lokalen Aktionstagen gezielt junge Menschen an. In dieser Lebensphase spielen Paarbeziehungen und Familiengründung eine wichtige Rolle, deshalb betont OAR bei der Gewaltprävention die Notwendigkeit, sich traditioneller Geschlechterbildern bewusster zu werden und sie schrittweise zu verändern.

„Sei nicht von gestern“

Das Herzstück der Arbeit von OAR ist die landesweite Sensibilisierungskampagne „Entwickle dich endlich weiter – Machosein ist ziemlich rückständig“. Dafür bereiten 110 junge Medienschaffende die Thematik für Jugendliche auf und leiten dann landesweit etwa 300 junge Menschen an, ihre eigenen Präventionskampagnen zu entwerfen. Die Leitidee lautet: „Wenn wir wirklich ein Leben ohne Gewalt führen wollen, dann müssen wir ein neues Beziehungsideal etablieren.“ OAR ist sich sicher: Gewaltfreie Geschlechterbeziehungen tragen wesentlich zu einer demokratischen Alltagskultur bei.

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Prävention von Gewalt gegen Frauen durch Förderung gewaltfreier Geschlechterbilder
Förderschwerpunkt: Gewalt gegen Frauen (Geschlechterspezifische Gewalt)
Ort/Region: Landesweit,  schwerpunktmäßig in Provinzen Granma und Santiago de Cuba
Partnerorganisation: Grupo de Reflexión y Solidaridad Oscar Arnulfo Romero (OAR)
Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2020
WGT-Beitrag: 41.004 €

Weiterführende Informationen:

Partnerorganisation OAR (spanisch)

Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1