Kongo: Kleine Dinge mit großer Wirkung
Wie Monatsbinden das Leben von Produzentinnen und Käuferinnen verändern. Unsere Partnerorganisation REFEADES nimmt sich eines Tabuthemas an und schafft zugleich Arbeitsplätze.
Die Menstruation ist im Kongo – wie in vielen anderen Regionen Afrikas – extrem tabuisiert. Innerhalb der Familien wird nicht über dieses Thema gesprochen und es ist bestenfalls bruchstückhaftes Wissen zu den körperlichen Vorgängen im Zusammenhang mit der Monatsblutung vorhanden. Verstärkt wird dieses Konglomerat aus Halbwissen und Scham durch die Tradition, der zufolge menstruierende Frauen und Mädchen von bestimmten Tätigkeiten, wie beispielsweise Wasserholen, aber auch von der Teilnahme an Dorfversammlungen ausgeschlossen sind.
Blätter statt Binden
Adäquate Mittel zum „Management“ der Monatsblutung zum Beispiel Tampons oder Einwegbinden sind unbekannt beziehungsweise extrem teuer, da es sie ausschließlich als Importware gibt. Daher behelfen sich die Frauen und Mädchen mit alten Stofflappen oder auch Blättern. Schulmädchen gehen während ihrer Tage häufig nicht zur Schule, da sie schlichtweg keine Möglichkeit haben, das Menstruationsblut zuverlässig aufzufangen und somit gegebenenfalls Hänseleien ausgesetzt sind.
Binden schaffen Perspektiven
Die Partnerorganisation des Weltgebetstags REFEADES, das „Frauennetzwerk in Aktion für soziale Entwicklung“ hat sich des Problems angenommen und ein Projekt zur Herstellung von wiederverwendbaren Monatsbinden gestartet. Die Binden werden von Frauen mit Behinderung hergestellt und auf den lokalen Märkten verkauft. Flankiert wird dies mit Aufklärungsveranstaltungen zum weiblichen Zyklus, reproduktiven Rechten und Information zum Gebrauch der Binden. Die Nachfrage ist überwältigend, Schülerinnen können die Binden zu einem vergünstigten Preis erwerben. Hiermit wird nicht nur der schlechten finanziellen Situation der Schülerinnen entsprochen, sondern auch Anreiz und Wertschätzung für den Schulbesuch geschaffen.
Doppelter Gewinn, doppeltes Überwinden von Hindernissen: für Produzentinnen und Käuferinnen
Mit dem Projekt erreicht REFEADES zweierlei: zum einen Einkommensmöglichkeiten für Frauen mit Behinderung, zum anderen Zugang zu bezahlbaren und qualitativ guten Monatsbinden für Frauen und Mädchen in der Region. Mit Hilfe der Monatsbinden können sowohl die Produzentinnen als auch die Käuferinnen Ausgrenzungen vom Arbeitsmarkt bzw. vom Schulbesuch überwinden.
Eine Mitarbeiterin von REFEADES erklärt Schülerinnen, wie die Monatsbinden genutzt werden (Foto: REFEADES).
Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Wirtschaftliche Inklusion von 33 Frauen mit Behinderungen durch die Herstellung von Damenbinden
Ort/Region: Süd-Kivu/ Demokratische Republik Kongo
Partnerorganisation: Reseau des Femmes en Action pour le Développement Social (REFEADES)
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Laufzeit: Januar bis Dezember 2020
WGT-Beitrag: 12.173 €
Weiterführende Informationen:
Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1