Israel: Ein Zentrum, das Raum für Bildung, Kunst und Frieden schafft

Die Tretmühle der täglichen Daseinsvorsorge.

Die Herausforderungen, denen arabische Frauen in Israel gegenüber stehen sind mannigfaltig: Da ist zum einen die „Staatsbürgerschaft zweiter Klasse“. Sie erschwert die alltäglichsten Dinge wie Busfahren, Schulbesuch, Gesundheitsversorgung oder die Suche nach einem Arbeitsplatz. Zum anderen gilt es daheim die ungeschriebenen Gesetze der Großfamilie zu beachten, die neben Kindererziehung, Altenpflege und Haushalt praktisch keinen Spielraum für junge Frauen und Mütter lassen, den eigenen Interessen nachzugehen oder über den Tellerrand des palästinensischen Dorfes hinauszuschauen.

Ein Ort für Austausch und Begegnung

Oft sind es Kleinigkeiten, die den Frauen Perspektivwechsel und Austausch ermöglichen, ihnen beim Umgang mit ihren Alltagsschwierigkeiten helfen. In diesem Fall war es die Idee einer „zugezogenen“ Deutschen, ein Zentrum zu schaffen, in dem Frauen sich treffen, austauschen und weiterbilden können. Die mit einem Palästinenser verheiratete Frau organisierte im Ortskern ein Haus, in dem sich die Frauen zunächst zum Teetrinken treffen und traditionelle palästinensische Stickerei lernen können. Dies schuf Akzeptanz im Dorf und es sprach sich herum, dass man(n) die Frauen der Familie guten Gewissens dorthin lassen kann. 

Vom Kreuzstich zum Einkommenserwerb

Schnell wurde aus den Handarbeitskursen nicht nur ein Projekt, das palästinensisches Kulturgut bewahrt, sondern darüber hinaus über Ausstellungen, Basare und „Werksverkauf“ an Touristen den Frauen ein eigenes Einkommen verschafft. Das gibt Selbstvertrauen und ein Stück mehr Entscheidungsfreiheit! Doch auch das Zentrum selbst entwickelte sich in den vergangenen Jahren stetig weiter: Workshops zu ökologischem Anbau oder Info-Abende zu gewaltfreier Kindererziehung finden dort inzwischen genauso statt wie Treffen mit internationalen und jüdischen Reisegruppen, die sich ein Bild vom Alltag der Palästinenserinnen auf dem Land machen wollen.

Ein dreifaches Plus für Frauen, Gemeinschaft und Region

Die feministische Revolution hat in Arraba noch nicht stattgefunden, aber Schritt für Schritt haben sich Frauen Spiel- und Handlungsräume geschaffen, in denen sie über ihre Zeit frei verfügen, sich in der Gemeinschaft mit anderen etwas dazu verdienen und regelmäßig mit jüdischen Gruppen aus nah und fern austauschen. Aus der Idee einer einzelnen Frau mit engagierten Mitstreiterinnen und etwas Unterstützung zur rechten Zeit ist so ein Zentrum gewachsen, das nicht nur für die Frauen und die Gemeinschaft von Arraba ein kultureller und sozialer Treffpunkt geworden ist, sondern auch eine kleine Insel der Begegnung für Bevölkerungsgruppen, die im Rest des Landes eher übereinander statt miteinander reden. 

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Teilhabe und Begegnung: Palästinensische Frauen entdecken ihre Talente und Wege aus der Isolation
Ort/Region: Arraba (Galiläa)/Israel
Partnerorganisation: Afnan al Galil – Organization for social development and family support
Förderschwerpunkt: Gesellschaftliches und politisches Empowerment
Laufzeit: Januar 2018 bis Dezember 2020
WGT-Beitrag: jährlich 18.521 €

Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1