Chile: Pflegende (Mapuche-)Frauen stärken

Frauen, die im Großraum Concepción pflegebedürftige Familienmitglieder betreuen, tragen die doppelte Last aus Armut und häuslicher Pflege. Viele von ihnen sind indigene Mapuche, die zusätzlich ethnischer Diskriminierung ausgesetzt sind. Sie sind besonders gefährdet, in soziale Isolation zu geraten, physische Erschöpfung und psychischen Burnout zu erleiden.

Die Situation der indigenen Mapuche

Die Mapuche sind mit etwa 1,8 Millionen Menschen die größte indigene Gruppe in Chile. Weil ihre angestammten Gebiete im Süden des Landes für Landwirtschaft, Energiegewinnung und Tourismus attraktiv sind, entstehen immer wieder Konflikte mit dem Staat und Bergbau- und Holzunternehmen um Land- und Wassernutzung. Viele Indigene verlassen ihre angestammten Ländereien. So leben heute acht von zehn Mapuche in städtischen Ballungsräumen, meist an deren Rändern und unter prekären Bedingungen. Zwar hat das seit März 2022 regierende Linksbündnis unter Präsident Gabriel Boric einen anderen Umgang mit der Situation der Mapuche angekündigt – mit der Ablehnung der neuen Verfassung im Referendum im September 2022 geriet dieser Prozess jedoch ins Stocken.

Indigene Frauen im Großraum Concepción tragen eine vielfache Last

In den strukturschwachen Randzonen des Großraums Concepción haben Frauen wenig Zugang zu Arbeit, Bildung und Gesundheit. Das gilt in besonderem Maß für Frauen der Mapuche. Die Region gehört zu den ärmsten des Landes, sie weist hohe Raten an psychischen Erkrankungen wie Depressionen und häuslicher Gewalt auf. Weitgehend unsichtbar ist die Situation von pflegenden Familienangehörigen, der überwiegende Teil davon Frauen. Nach Schätzungen lokaler Gesundheitsdienste handelt es sich dabei um etwa 11.000 Frauen. Der staatliche Gesundheitsdienst leistet nur eine Minimalversorgung in der häuslichen Pflege. Die Frauen tragen die Last aus Armut, Ausgrenzung und Versorgung kranker Angehöriger. Sie sind besonders gefährdet, in soziale Isolation zu geraten, physische Erschöpfung und psychischen Burnout zu erleiden.

Selbsthilfe und Lobby für pflegende Frauen

SEDEC ist Teil der Sozialarbeit der methodistischen Kirche in Chile. Ihr Fokus liegt auf der Arbeit mit Frauen in prekären Lebenslagen, besonders auch der Mapuche. Durch ihre kultursensible Art genießt SEDEC ein hohes Ansehen in den Mapuche-Gemeinden und -Organisationen. Ein wichtiger Pfeiler dieser Arbeit ist die Wiederbelebung der indigenen Pflanzenheilkunde, die zur Selbstfürsorge und zur Behandlung kranker Familienmitglieder eingesetzt wird. Die Herstellung und Anwendung pflanzenbasierter Medikamente stärken sowohl die individuelle Resilienz als auch das kulturelle Bewusstsein und die Solidarität unter den Frauen. Das Wissen wird dokumentiert und weitergegeben. Die Vernetzung von SEDEC mit Institutionen des öffentlichen Gesundheitssystems trägt zudem dazu bei, dass die Anliegen pflegender Angehöriger mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Pflegende (Mapuche-) Frauen stärken
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Partnerorganisation: SEDEC
Laufzeit: Januar 2025 bis Dezember 2026
WGT-Beitrag: 20.000 € für die gesamte Laufzeit