Bosnien-Herzegowina: Perspektiven für Minderheiten und Rückkehrerinnen

Ethnische Säuberungen wirken nach.

Ein Vierteljahrhundert ist es her, dass der Krieg in Bosnien-Herzegowina durch den Vertrag von Dayton beendet wurde. Viel Infrastruktur wurde seitdem wieder aufgebaut, in einzelnen städtischen Regionen gibt es auch positive wirtschaftliche Entwicklungen. Doch die ethnischen Säuberungen, die damals Hunderttausende gerade im ländlichen Raum heimatlos gemacht haben, wirken bis heute nach. So haben es gerade die Rückkehrerinnen, die heute als Minderheit in einer der beiden Teilrepubliken leben, beziehungsweise ihre Kinder besonders schwer, in der politisch und wirtschaftlich angespannten Lage ihr Überleben zu sichern.

Von der Hand in den Mund

Viele der Frauen, die durch den Krieg zu Witwen wurden oder deren Männer kriegsversehrt sind, können sich und ihre Familien nur durch Subsistenzwirtschaft über die Runden bringen. Jegliche Ausgabe, die getätigt werden muss – egal ob es sich um die Stromrechnung oder den Schulranzen handelt, ist für diese Frauen eine immense Belastung. Wird ein Familienangehöriger krank oder pflegebedürftig, stellt sich sofort die Existenzfrage. Viele suchen Hilfe bei örtlichen Frauenvereinen, die in alter jugoslawisch-sozialistischer Tradition nach wie vor vielerorts bestehen oder revitalisiert wurden.

Wissen, was es braucht

Unsere Partnerorganisation „Prijateljice“ (deutsch: Freundinnen) arbeitet genau mit solchen Vereinen zusammen, kennt die Lebenswirklichkeit der Frauen auf dem Land und macht Angebote, die sie bei der Bewältigung ihres Alltags und den Problemen in ihrem Umfeld stärken. Dies kann Unterstützung bei der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte (Säfte, Tees, Honig, Gemüse etc.) beinhalten, Kurse zum Umgang mit Stress oder Hilfe bei der Interessenvertretung gegenüber der Gemeinde- oder Kantonalverwaltung sein.     

Gemeinsam geht es leichter

Eine der wichtigsten Erfahrungen, die „Prijateljice“ in ihrer jahrzehntelangen Arbeit gemacht hat, ist die Bedeutung einer intakten Gruppe mit gemeinsamen Interessen. Denn dauerhaft bessern sich die Umstände für die Frauen und ihre Kinder nur dann, wenn sie sich gegenseitig beistehen, Konflikte gemeinsam lösen und gegenüber Verantwortungsträgern mit einer Stimme sprechen. Auf diese Weise verschafft frau sich Gehör, bekommt einen kostenlosen Stand auf der Herbstmesse am Ort, vielleicht sogar einen Zuschuss für den Schulbus. Das schafft Selbstvertrauen und gibt neue Kraft, die vielen anderen Steine, die auf dem Weg liegen, gemeinsam ein Stück zur Seite zu rollen.

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Starke Frauen - starke Gemeinschaften: Für mehr Geschlechtergerechtigkeit in abgelegenen Gebieten
Ort/Region: Nordost-Bosnien
Partnerorganisation: Prijateljice
Förderschwerpunkt: Wirtschaftliche Eigenständigkeit/Existenzsicherung in der Stadt und auf dem Land
Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2020
WGT-Beitrag: jährlich 21.094 €

 

Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1