Spring und schwimm!

Gruppenfoto mit dem Vorstand in ehemaliger Zusammensetzung (von links): Ulrike Göken-Huismann, Cornelia Trommer-Klimpke, Luise Schröder und Sylvia Herche.

Ein Gespräch mit Schröder und Herche über ihre Vorstandszeit und das was noch kommt.

Im November 2019 sind Luise Schröder und Sylvia Herche aus dem Vorstand des Weltgebetstags ausgeschieden. Beide sind ohne große Vorbereitungszeit in das Gremium gekommen und somit ins kalte Wasser gesprungen. Im Gespräch verraten die beiden was sie vom Weltgebetstag denken und was in ihrer Zukunft ansteht.

 

Sie verlassen beide nach vielen Jahren den Vorstand des Weltgebetstags. Was hat Sie zu dieser Entscheidung gebracht?

Luise Schröder: Der Aspekt war: In Rente zu sein und trotzdem nicht über die Zeit verfügen zu können, immer wieder Rücksicht zu nehmen. Für mich war nach 16 Jahren Komitee und davon neun Jahre Vorstand ein Zeitpunkt erreicht an dem ich sage: „Es ist genug!“

Sylvia Herche: Für mich war eigentlich gleich klar, dass ich eine Legislaturperiode im Vorstand bleibe. Das war die Chance, den Weltgebetstag noch aus einer anderen Perspektive zu erleben als nur aus der gottesdienstlichen. Natürlich war es eine gute Zeit und eigentlich bin ich jetzt richtig drin, aber ich denke es ist gut so.

 


Zur Person

Luise Schröder war von 2010 bis 2019 im Vorstand des Weltgebetstags. Die Position der Vorsitzenden nahm die Vertreterin der Heilsarmee 2011 ein. Schröder kam in ihren Anfängen bei der Heilsarmee 1988 zum Weltgebetstag. Ihre Leiterin hat sie eingeladen mitzubeten. Das gefiel Schröder so gut, dass sie bis heute dabei geblieben ist. Die 66 Jährige lebt mit ihrem Mann in Lübeck und bleibt als stellvertretende Delegierte im Komitee.


 

„Es brauchte schnellen Ersatz.“
Luise Schröder

 

Wie sind Sie damals in den Vorstand gekommen?

Schröder: Ich war schon 13 Jahre Delegierte. Das heißt ich habe 13 Jahre lang die Komiteesitzungen miterlebt. Dann musste die Vertreterin der kleinen Kirchen aus beruflichen Gründen nach der halben Legislaturperiode aufhören. Es brauchte schnellen Ersatz. Ich wurde dann nicht gewählt, sondern in der nächsten Komiteesitzung berufen.

Herche: Bei mir war es so, dass die Berliner Vertreterin sagte, ihr würde es zu viel. Dann wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte Komiteemitglied zu werden. Zugleich fragten sie mich aber, ob ich mir vorstellen könne, auch in den Vorstand zu gehen. Beides war für mich also neu. Und das war reinspringen und schwimmen. 

 

Seit Sie angefangen haben hat sich sicherlich viel verändert…

Herche: Das ging gleich los: Wir waren gewählt und es dauerte nicht lange, da wechselte die Geschäftsführerin. Das ist echt eine Herausforderung für einen neu installierten Vorstand, der noch in der Kennenlern-Phase ist.

Schröder: Und dann kam die große Materialumstellung. Der erste Schritt der Materialumstellung war, dass wir von Schwarz-Weiß- auf Vierfarbendruck umgestellt haben. 2018, zu Surinam, haben wir das Arbeitsbuch „Ideen und Informationen“ umgestellt auf zwei Hefte im DinA4-, statt im DinA5-Format.

 

Vorstand bedeutet Sitzungen, Entscheidungen, Zeit, die man investiert und manchmal auch das Ringen um die gute Sache. Gibt es Themen, die schwierig waren?

Schröder: Personalsachen sind immer sehr sensibel, weil du ganz schnell jemandem Unrecht tun kannst, weil du immer irgendwie schauen musst, ob du alle gleich behandelst. Und was ich auch sehr schwierig fand, war die Entfernung, seit ich nach Norddeutschland gezogen bin. Wenn ich in Nürnberg geblieben wäre, wäre ich vermutlich deutlich öfter in der Geschäftsstelle aufgeschlagen. Ich hätte wesentlich intensiver mitgelebt. Aus 600, 700 Kilometer Entfernung macht man das nicht mal eben so.

Herche: Ich habe mir auch immer gedacht, es wäre schön, wenn ich jetzt schnell anklopfen könnte. Außerdem ist mir anfangs der lange Weg zur Entscheidung der Gottesdienstordnung schwer gefallen. Wir sind damals Wort für Wort im Komitee durchgegangen. Jetzt beraten Kleingruppen, ob dem Komitee Änderungsvorschläge vorgelegt werden. Das bewährt sich. Es ist gut, dass der Vorstand zusammen mit dem Komitee auch immer wieder schaut, was wir verbessern können.

 


Zur Person

Sylvia Herche ist 69 Jahre alt und war seit 2015 im Vorstand des Weltgebetstags. Die Vertreterin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz war evangelische Pfarrerin. Sie kam 1978 durch ihr Vikariat zum Weltgebetstag. In der DDR, in der Herche damals lebte, bedeutete der Weltgebetstag auch die Reisesehnsucht etwas zu stillen, die aufgrund der enormen Beschränkungen groß war. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Görlitz. Herche bleibt zunächst als Stellvertreterin der Delegierten im Komitee.


 

„Das Besondere ist, dass sie auch ein gutes Miteinander mit den Muslimen pflegen.“
Sylvia Herche

 

Was wollten Sie gerne in Ihrer Zeit als Vorstand ändern oder umsetzen und bedauern heute, dass Sie es nicht geschafft haben?

Schröder: Ich hätte gerne den persönlichen Kontakt zu den einzelnen Mitarbeiterinnen etwas intensiver gestaltet. Außerdem hätte ich gerne ein Handbuch Qualitätsmanagement mit der Geschäftsstelle erarbeitet. Das war aber in den kurzen Treffen gar nicht möglich.

Herche: Über eine kleine Sache bin ich ein bisschen traurig: Ich hatte im Komitee unterstützt, dass der Weltkonferenz Tansania als Weltgebetstagsland vorgeschlagen wird. Dem ist leider nicht entsprochen worden. Aber das ist ein Traum von mir, dass Tansania den Gottesdienst vorbereiten darf. Ich habe über viele Jahre die Frauenarbeit dort kennengelernt und ich weiß, dass es unwahrscheinlich engagierte Frauen sind, denen der Weltgebetstag eine Herzensangelegenheit ist. Das Besondere ist, dass sie auch ein gutes Miteinander mit den Musliminnen pflegen. Davon können wir lernen. Zweimal war Tansania ja schon auf der Liste – vielleicht klappt es beim nächsten Mal.

 

„Alle Denominationen im Gefühl zu haben und das macht die Einheit aus.“
Luise Schröder

 

Was wird Ihnen besonders positiv in Erinnerung bleiben?

Herche: Die ökumenische Zusammenarbeit. Ich habe sogar den Begriff des ökumenischen Denkens geprägt.

 

Was versteht man darunter?

Herche: Dass in unseren Gesprächen und Überlegungen die Konfessionen keine Rolle spielen. Also nicht in den konfessionellen Schienen zu denken.

Schröder: Dieses ökumenische Denken bedeutet letztendlich bei jedem Gedanken, alle Denominationen im Gefühl zu haben und das macht die Einheit aus.

 

„Der Weltgebetstag wird nicht an den Haken gehängt.“
Sylvia Herche

 

Zurück in die Zukunft. Die wird bei Ihnen beiden sicher nicht von Langeweile geprägt sein…

Herche: Der Weltgebetstag wird nicht an den Haken gehängt – auf gar keinen Fall. Auch wenn die Verantwortung jetzt weniger wird. Ich habe ja noch meine Aufgabe im Hospizdienst, Chor und möchte mich weiter mit der Geschichte der Ordination von Frauen in der evangelischen Kirche beschäftigen. Aber ich freue mich mehr Zeit für die Familie zu haben, vor allem weil wir im Frühjahr ein drittes Enkelkind bekommen.

Schröder: Ich genieße den Ruhestand mit meinem Mann, wir sind viel unterwegs und Anfang nächsten Jahres verwirkliche ich meinen Traum, einen Winter auf Teneriffa zu verbringen. Ansonsten werde ich den Weltgebetstag an der Basis mitfeiern und alles auf mich zukommen lassen.

 

Was werden Sie vermissen?

Schröder: Ich werde ganz stark meine Kolleginnen vermissen und die Sorgen, um die Mitarbeiterinnen. Nicht um das was auf dem Schreibtisch passiert, sondern um den Menschen.

Herche: Mir wird die Arbeit an der Gottesdienstordnung fehlen und der Austausch mit meinen Kolleginnen, vor allem im Blick auf die Entwicklungen in der katholischen Kirche zum Beispiel Maria 2.0, Macht Licht an…

 

Bitte beenden Sie den Satz: Ich wünsche dem neuen Vorstand…

Schröder: …viel Weisheit und Segen dabei, den Weltgebetstag in die Zukunft zu führen.

Herche: Ja, Weisheit ist wichtig um weise Entscheidungen zu treffen und der Segen… ohne den geht es nicht.

 

Vielen Dank für das Gespräch!