Hunger ist weiblich

Hunger ist weiblich, Arbeit unserer Projektpartnerinnen von ASFUD in Burkina Faso, Copyright ASFUD

Der Weltgebetstag setzt Akzente gegen Hunger und Armut.

Coronakrise, Klimawandel und Ukraine-Krieg – in den Medien wird eindringlich auf den damit einhergehenden Hunger bzw. die rasant anwachsende Verelendung immer größerer Bevölkerungsgruppen weltweit hingewiesen. 

Dabei wissen wir längst: Armut und Hunger sind keine unentrinnbaren Natur-Ereignisse, sondern die Folge global ungleich verteilter Lebenschancen. Für deren Überwindung tragen die Gesellschaften im globalen Norden eine besondere Verantwortung. 

Der internationale Tag der Frauen in ländlichen Gebieten (15. Oktober), der Welternährungstag (16. Oktober) und der internationale Tag zur Beseitigung der Armut (17. Oktober) bieten einen guten Anlass, um uns dies erneut ins Bewusstsein zu rufen.

Global Verantwortung übernehmen 

Nicht von ungefähr stehen die Forderungen „Armut in all ihren Formen und überall zu bekämpfen“ (Ziel 1) und „den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“ (Ziel 2) am Beginn der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Diese Selbstverpflichtung wurde im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. In 17 globalen Nachhaltigkeitszielen skizziert sie eine Richtschnur für ein menschenwürdiges Leben weltweit. 

Einigkeit besteht auch darin, dass die Gesellschaften des globalen Nordens bisher den größten Nutzen aus der ungleichen Verteilung von Lebenschancen ziehen konnten. Deshalb kommt den führenden Industrie- und Schwellenländern eine besondere Verantwortung bei der Überwindung ungerechter Strukturen zu. Dies wird auch von Deutschland anerkannt  und in Regierungshandeln umgesetzt.  

Frauen ernähren ihre Familien

Laut der Welternährungsorganisation FAO werden heute so viel Nahrungsmittel produziert, dass über zehn Milliarden Menschen ernährt werden könnten. Doch weltweit hungern eine Milliarde Menschen. Die Hälfte davon sind Kleinbauern und Kleinbäuerinnen. In den meisten Ländern des globalen Südens produzieren Frauen zwischen 60 und 80 Prozent der Grundnahrungsmittel. 

Hunger ist weiblich 

Ungeachtet dieser tragenden Rolle für die Ernährung ihrer Familien und Gemeinschaften ist ihr Anteil an den Hungernden weltweit skandalös hoch: 70 Prozent der Hungernden sind Frauen und Mädchen.

Die Ursachen sind häufig nicht ein Mangel an Nahrungsmitteln, sondern der Mangel an ungleichen Startbedingungen: So erhalten Frauen den Zugang zu den nötigen Ressourcen wie Land, Wasser, Saatgut und Krediten häufig nur über ihre männlichen Verwandten. Patriarchale Leitbilder veranlassen Frauen, als Letzte zu essen und Söhne gegenüber Töchtern vorzuziehen. 

Letztlich ist es also der Mangel an Rechten, der zu Hunger führt: Ernährungssicherheit hängt eng mit Geschlechtergerechtigkeit zusammen. 

Weltgebetstag engagiert sich 

Deshalb fördert der Weltgebetstag Organisationen vor Ort, die Frauenrechte und Ernährungssicherheit zusammendenken, z.B. ASFUD (dt. „Einig für Entwicklung“) im westafrikanischen Burkina Faso. 

ASFUD verknüpft Gemüseanbau und -vermarktung mit Sensibilisierungskampagnen und Schulungen zu Frauen- und Kinderrechten. Aktuell leitet ASFUD Frauengruppen in verbesserten Anbau- und Bewässerungsmethoden an, trainiert die Nutzung von Smartphones für Verkauf/Preisabsprache und organisiert die gemeinschaftliche Vermarktung der Gemüseproduktion. 

Dadurch erzielen sie bessere Preise, was sich in einem höheren Einkommen, aber auch in mehr Verhandlungsspielraum in der Familie und mehr sozialer Anerkennung niederschlägt: Inzwischen gelten die Frauen in ihren Gemeinden als „Ideen-Motoren“ zur Verbesserung ihrer Lebenssituation. 

Armut bleibt weiblich

Auch die weltweite Armut hat ein weibliches Gesicht: Über 70 Prozent aller Frauen sind weltweit von Armut bedroht. Grund dafür ist die anhaltende Diskriminierung beim Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Beschäftigung.  

Frauen arbeiten weltweit zu schlechteren Bedingungen, verdienen weniger als Männer, verfügen meist nur über eine sehr prekäre soziale Absicherung (falls überhaupt) und leisten zudem den „Löwenanteil“ an unbezahlter Sorgearbeit. 

Es ist also auch hier der Mangel an Rechten, der Frauen den Zugang zu ökonomischen Ressourcen verwehrt und damit oftmals eine eigenständige Existenzsicherung erschwert bzw. verunmöglicht.  

Armut zerstört die Chance auf ein Leben in Würde. 

Um dem entgegenzuwirken, stellt der Weltgebetstag die wirtschaftlichen Rechte von Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt, so z.B. in der Unterstützung der Partnerorganisation „New Life Ministry“ in Pakistan.

In einem Umfeld, in dem es bis vor wenigen Jahren kaum Akzeptanz für die berufliche Tätigkeit von Frauen außer Haus gab, bieten sie jungen Frauen verschiedene Qualifizierungskursen mit anschließenden Praktika an (Kosmetik, Textilfärbung, Kunsthandwerk, Computerbedienung), kombiniert mit Coaching und ggf. Unterstützung bei der Beantragung eines Kleinkredits. 

Zielgruppe: junge Frauen 

„New Life Ministry“ ermutigt die jungen Frauen, sich selbständig zu machen/ ein Einkommen zu verdienen. Der Zugang zu eigenen finanziellen Ressourcen ermöglicht den jungen Frauen größere Unabhängigkeit und eröffnet insgesamt mehr Möglichkeiten der familiären und gesellschaftlichen Teilhabe. Diese Entwicklung hat über den aktuellen Moment hinaus Signalwirkung für nachfolgende Generationen.       

(Selbst-)Ermächtigung von Mädchen und Frauen

Mit seiner Projektförderung setzt der Weltgebetstag ein klares Zeichen für die Verwirklichung von Frauenrechten. Dabei setzt er dezidiert auf die Eigeninitiative und Selbstbestimmung der Frauen vor Ort.  

In den Bereichen Ernährungssouveränität und wirtschaftliche Eigenständigkeit fördert er aktuell 24 Partnerorganisationen in 19 Ländern mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 850.000 €.