Interview mit Marianne Sägebrecht

Was hat Marianne Sägebrecht mit Surinam zu tun? Und wieso gefällt ihr der Weltgebetstag? Wir haben nachgefragt.

Am 20. Februar 2018 wird Marianne Sägebrecht in Nürnberg eine Benefizlesung für den Weltgebetstag halten. (Weitere Informationen gibt es hier ).

 

Weltgebetstag:

Eigentlich kennen wir Marianne Sägebrecht als bayerische Schauspielerin. Sie haben aber auch ein Buch geschrieben: „Auf dem Weg nach Surinam“.
Wie kam es dazu?

Marianne Sägebrecht:

Den Samen für mein Interesse an Surinam hat mir mein Großvater eingepflanzt, bei dem ich mit meiner Mutter bis zu meinem vierten Lebensjahr lebte. Er war Gärtner und zeigte und erzählte mir nicht nur von den tropischen Pflanzen und Tieren die es im Regenwald von Surinam gibt, sondern auch von den vielen unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Er sah übrigens aus wie ein Indianer! Damals war ich so begeistert, dass ich meiner Mutter sagte: „Ich komme aus Surinam“. Und sie war nicht irritiert, sondern lies mich sein, wie ich bin und sagte nur: „Wenn du das sagst, dann ist das so“. In der Grundschulzeit hatte ich dann einen tollen Pfarrer. Er hat mich bestärkt und mir ein Buch über Surinam gegeben. Er sagte mir aber auch, dass ich jetzt hier in Bayern gebraucht werde. Da war ich beruhigt. Ich wusste: das Land gibt es wirklich! Und irgendwann wird die Zeit kommen, dass ich dorthin reise. Seitdem ist Surinam so etwas wie mein Ariadnefaden: an verschiedenen Lebensstationen komme ich wieder darauf zurück. Immer wieder gibt es Anknüpfungspunkte, wie den Weltgebetstag für 2018. Denn „Der Weg nach Surinam“ – das ist eigentlich der Weg durch mein Leben.

Weltgebetstag:

Im Jahr 2018 ist ihr Sehnsuchtsland Surinam Schwerpunktland des Weltgebetstags. So kam die Kooperation für die Benefizlesung im Februar in der Dreieinigkeitskirche in Nürnberg zustande.
Wie passt der Weltgebetstag außerdem zu Ihnen?

Marianne Sägebrecht:

Ökumene ist mir ein großes Anliegen. Wenn Menschen, egal welcher Konfession, Schulter an Schulter in der Kirche sind und gemeinsam beten, gibt das eine so tolle Energie! Und auch die Frauensolidarität ist mir wichtig. Als ich gehört habe, dass Surinam das Themenland des Weltgebetstags 2018 wird, habe ich fast geweint vor Freude. Der Lesung habe ich dann natürlich sofort zugestimmt. Denn sogar „Gottes Schöpfung ist sehr gut“, die Bibelstelle für das Weltgebetstags-Land, ist eines meiner innersten Prinzipien.

Weltgebetstag:

Salomon: Alles hat seine Zeit." Ein Zitat, das in Ihrem Buch steht.
Wie kommt es, dass Sie von Surinam träumen seit Sie fünf Jahre alt sind, aber erst 2018 hin fahren?

Marianne Sägebrecht:

Zum einen hat das ganz praktische Gründe: bis 1975 war es wegen der politischen Unruhen viel zu gefährlich und so eine Reise sehr teuer. Außerdem ist Surinam mein Sehnsuchtsland, mein roter Faden. Viele Freunde waren bereits da, sie waren begeistert und ich freue mich sehr auf die Reise. Ich möchte nicht dort leben, ich möchte Botschafterin für das Land sein. Ich plane ein bis zwei Mal pro Jahr mit Freunden dorthin zu reisen.

Weltgebetstag:

Sie sehen in Ihrem Leben Parallelen zu dem von Maria Sybilla Merian, der Malerin und Pflanzenforscherin. Sie nennen Sie im Buch sogar Ihre „Seelenschwester“. Wie kommen Sie darauf?

Marianne Sägebrecht:

Merian hatte auch einen Mann der ein Filou war. Auch sie trennte sich und lebte dann im Frauen-Familien-Verband. Mit ihr verbindet mich sehr viel. Von der Liebe zu Pflanzen und der Natur, bis hin zur Sehnsucht nach Surinam.
Aber dass der Naturforscher von Humboldt, der auch Tiere und Pflanzen des Regenwalds erforscht hat, heute so verehrt wird und kaum jemand über Maria Sibylla Merian spricht, finde ich so eine Ungerechtigkeit. Da könnte ich die glatten Wände hochgehen! Die Männer sind immer noch eifersüchtig. Auch deswegen fühle ich mich mit dem Weltgebetstag verbunden, da dieser aktiv für die Rechte von Frauen und Mädchen eintritt.

Weltgebetstag:

Der Weltgebetstag ist christlich. In Surinam herrscht eine bunte Vielfalt der Religionen. Da drängt sich natürlich auch die Gretchen-Frage auf: Wie halten Sie es mit der Religion?

Marianne Sägebrecht:

Ich beschäftige mich mit allen Religionen. Im Buddhismus finde ich zum Beispiel viel, das meinen Überzeugungen entspricht. Aber ich bin auch Christin. Ich hatte tolle Pfarrer, die mich an die Hand genommen und begleitet haben. Ich finde es toll, dass wir jetzt einen Papst haben, der in die Gefängnisse geht, Füße wäscht und den Gefangen zeigt: „Du bist ein wichtiger Mensch“. Jeder Mensch ist in seiner Einzigartigkeit von Gott bestellt, aber wir müssen das annehmen und damit umgehen. In den Religionen können wir unterschiedliche Antworten darauf finden, wie sowas gehen kann.

Weltgebetstag:

In Ihrem Buch gibt es ganz wunderbare Rezepte. Meine Tochter wünscht sich regelmäßig den Mango-Milchreis und ich selbst bin Fan Ihrer Orangen-Avocado-Creme. Unsere Weltgebetstags-Frauen lieben Rezepte und kochen mit Leib und Seele.
Hätten Sie vielleicht noch ein Rezept für uns?

Marianne Sägebrecht:

Ich koche schon immer bayerisch-surinamisch. Auch das habe ich von meinem Großvater. Er hat auch immer bayerische Speisen mit surinamischen Gewürzen verfeinert

Himmlische Weinschaumcreme mit Passionsfrucht und Ingwer

  • 7 frische Passionsfrüchte
  • 2 EL kandierte Ingwerfrüchte
  • Saft und abgeriebene Schale von 1 Limette
  • 50 g Puderzucker
  • 120 ml Weißwein
  • 300 ml Sahne
  • 150 ml Joghurt
  • Borretschblüten zum Dekorieren

Das frische Fruchtfleisch, Kerne und Saft der Passionsfrüchte auf sechs Portionsschalen verteilen. Vom kandierten Ingwer zum Garnieren ein paar Stücke auf die Seite legen, den Rest mit dem Saft und der abgeriebenen Limettenschale im Mixer pürieren.
Die Mischung mit dem Puderzucker und dem Weißwein vermischen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Die Sahne wird geschlagen und unter die Weinmasse gehoben, zum Schluss der Joghurt untergerührt. Die Creme wird jetzt auf die wartenden Portionsschalen verteilt, kühl gestellt und vor dem Schnabulieren mit gestifteltem kandiertem Ingwer und blauen Borretschblüten dekoriert.
Schon einmal habe ich nach diesem Dessert meinen Schutzengel singen hören, lassen Sie sich überraschen!


Aus:
Auf ein prima Klimakterium!
Sägebrecht, Marianne
2. Auflage 2012 240 Seiten
ISBN: 978-3-485-01372-7