Warum es den Weltfrauentag braucht

Eine junge indische Frau an einer Nähmaschine.

… zeigt die Geschichte unserer indischen Partnerin Regina Jacob.

Warum es den Weltfrauentag braucht und warum der Weltgebetstag explizit Mädchen und Frauen fördert, zeigt die Geschichte einer indischen Frau, die viel in ihrem Leben bewegt hat.

Mein Name ist Regina Jacob. Ich komme aus einer sehr armen Familie. Ich bin die dritte von vier Töchtern, mein Vater hat uns früh verlassen. Meine Mutter hat es sehr schwer gehabt, sie hat als Tagelöhnerin für 2-3 Rupien (Anm.: entspricht 4 Cent) am Tag Steine geschleppt, damit wir trotz allem die Schule besuchen konnten. Nachmittags haben meine Schwestern und ich Hausarbeit gemacht. Die Nachbarn haben immer über unsere Familie gelästert, weil meine Mutter nur Töchter hat, aber keine Söhne. Wir hatten auch kein eigenes Haus.

Als ich in der 8. Klasse war, hat uns ein Priester vom Loyola College geholfen, damit ich im Internat wohnen kann. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich drei Mahlzeiten am Tag bekommen habe. Bald danach konnte ich in der Abendschule arbeiten und habe im Monat zwischen 60 Cent und 1,25€ verdient. Ich schaffte es nebenbei ein Studium anzufangen und schloss einige Jahre später mit einem Master in Sozialer Arbeit ab. Danach habe ich einen Job in einer sozialen Nicht-Regierungsorganisation (NRO) gefunden, die sich für Straßenkinder in Chennai einsetzt. Meine Kolleginnen und ich haben dort festgestellt, dass es Menschen gibt, die selbst für Nicht-Regierungsorganisationen unsichtbar sind und vernachlässigt werden – die Dalit-Frauen. [Anm.: Die Dalit (ehemals „Unberührbare“) stehen in der Rangordnung des hinduistischen Kastensystems ganz unten und werden deshalb - bis heute - stark diskriminiert und ausgegrenzt.]

Bei meiner Mutter hatte ich es ja erlebt, was es bedeutet, keine Ausbildung zu haben. Ich habe sie leiden gesehen, wie sie ausgebeutet und missbraucht wurde. Als Kind habe ich nicht genug zu essen bekommen, nicht genug Schutz und Bildung, ich habe auf der Straße geschlafen. Zu wissen, wie das ist, hat mich dazu motiviert, Mütter schützen zu wollen und eine Organisation zu gründen, die Mädchen und Frauen stärkt. Denn, wenn Mütter sich ermächtigen können, können es ihre Töchter ebenso. Meine Mutter ist jetzt 82 Jahre alt und es geht ihr gut. Meine drei Schwestern sind Lehrerinnen. Die Nachbarn sind nun still, sie respektieren uns.“

Regina Jacob hat 1998 die Organisation MAEGA TRUST gegründet. Seit 2008 unterstützt der Weltgebetstag MAEGA TRUST in der Stärkung von Dalit-Frauen durch Ausbildung und Erwerbstätigkeit. Seitdem haben tausende junge Frauen und Mütter ihr Leben und das ihrer Kinder und Männer zum Besseren wenden können, dem Umkreis der Familien gelingt ein Umdenken und eine unterstützende und respektvolle Haltung gegenüber ihren Töchtern, Frauen, Müttern und Nachbarinnen.