Wie das gemeinsame Gebet gehört die Förderung von Frauenorganisationen als ein Zeichen praktischer Solidarität zum Selbstverständnis der Weltgebetstags-Bewegung. In Deutschland konzentriert sich diese Unterstützung auf die Arbeit mit geflüchteten Frauen.
Wenn die seelischen Wunden heilen können – Neustart im Wohnprojekt Mirembe, München
In München begleitet IMMA e.V. (Initiative für Münchner Mädchen) im Wohnprojekt Mirembe (ostafrikanisch: Frieden) besonders schutzbedürftige geflüchtete afrikanische Frauen und deren Kinder. Die meisten leiden aufgrund extremer Gewalterfahrungen im Herkunftsland beziehungsweise während der Flucht unter schwersten posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Viele sind in ihrer Mutterrolle überfordert, die Beziehung zu den Kindern entsprechend schlecht. „Im Mirembe können die Frauen in einem geschützten Raum ihre Gewalterfahrungen aufarbeiten. Sie bekommen traumapädagogische Unterstützung und erleben Sicherheit. Mit der Zeit lernen sie, ihre stressbedingten Verhaltensmuster zu erkennen und sukzessive zu verändern. So gelingt es ihnen immer besser, auf ihre Kinder einzugehen und eine konstruktive Beziehung und Bindung aufzubauen“, unterstreicht Gundula Brunner, die Leiterin von IMMA e.V. „Nach und nach lernen sie, für sich und ihre Kinder ein gedeihliches Umfeld zu gestalten, mit entsprechend positiver Wirkung auf deren Entwicklungschancen.“
Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede
Die Arbeit von IMMA e.V. mit afrikanischen Frauen wirkt in die Münchner Stadtgesellschaft hinein: Sie trägt dazu bei, den sozialen Spannungen unter den Geflüchteten entgegenzutreten. Diese haben nach dem Einsetzen der Fluchtbewegung aus der Ukraine dramatisch zugenommen. Bereits vor dem Krieg war der Großraum München nach Berlin das zweitgrößte Ballungszentrum für Zugewanderte aus der Ukraine. Seitdem sind Tausende dazugekommen, 90% davon Frauen und Kinder. Ukrainische Geflüchtete werden von deutschen Behörden rechtlich und materiell wesentlich bessergestellt als andere Geflüchtete, welche oftmals seit Jahren ohne geregelten Aufenthaltsstatus auf eine Lebensperspektive in Deutschland hoffen. Bald war das böse Wort vom „Zwei-Klassen-Flüchtlingssystem“ in der Welt.
Der massive Zuzug geflüchteter Frauen und Kinder aus der Ukraine stellte auch den Verein Zuflucht Oberland e.V. vor neue Herausforderungen. „Es stimmt, dass die staatliche Unterstützung für die ‚Neuankömmlinge‘ aus der Ukraine wesentlich großzügiger ausfällt als für die Frauen aus dem arabischen Raum bzw. Afghanistan, mit denen wir seit Jahren arbeiten“, unterstreicht Claudia Noder, die Projektleiterin. Nichtsdestotrotz seien die Gemeinsamkeiten unter ihnen größer als die Unterschiede: Alle haben akute Verlusterfahrungen, sie kommen aus einer existentiellen Bedrohungs-, Flucht- und Gewaltsituation und müssen nun „irgendwie“ für sich und ihre Familien das Überleben sichern.
Bei ‚Zuflucht Oberland‘ in Weilheim sind alle willkommen
Ca. 10% der Bevölkerung im Kreis Weilheim/Schongau sind Zugewanderte ohne deutschen Pass (knapp 14.000 Personen). „Wir verstehen uns als Begegnungsstätte für geflüchtete Frauen, egal woher“, betont Claudia Noder. Am besten gelinge das Ankommen in den neuen Lebenszusammenhängen, so Zuflucht Oberland e.V., wenn ‚Einheimische‘ über längere Zeit den Anschluss an das lokale Gemeinschaftsleben begleiten (Sportverein, Kirchengemeinde etc.) „Uns ist es deshalb außerordentlich wichtig, dass die Frauen sich in zwanglosem Rahmen kennenlernen können“, fährt Claudia Noder fort, „mit der Zeit entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl und die Frauen knüpfen neue Netzwerke.“. Insofern versteht der Verein seine Arbeit nicht als Engagement ‚für‘ Geflüchtete, sondern als eine Initiative, die ‚Alteingesessenen‘ und neuen Mitbürger*innen offensteht, um ein für alle lebenswertes Miteinander zu gestalten, denn „alle haben ein Recht auf Zugehörigkeit.“.
Derzeit fördert der Weltgebetstag knapp 100 Partnerorganisationen in 32 Ländern weltweit. Erfahren Sie mehr darüber auf unseren Seiten zur Projektarbeit.
Weitere Informationen:
Stellungnahme VENRO "Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Was jetzt wichtig ist"