Meine Weltgebetstags-Reise

Pastorin Uta Gerstner aus Hamburg überreicht Ruth Ellinghaus eine Brosche zum Weltgebetstag, Foto Susanne Rickert

Über 30 Jahre lang engagierte sich Ruth Ellinghaus für den Weltgebetstag. Hier kann man ein Interview mit ihr lesen.

Von 1989 bis 2006 arbeitete die Hamburgerin im ökumenischen Werkstatt-Team mit und schulte Multiplikatorinnen aus der ganzen Bundesrepublik. Musik und Tänze aus den Weltgebetstagsländer haben es Ruth Ellinghaus dabei ganz besonders angetan. 

Im Rahmen der Weltgebetstagsfeier 2018 in St. Petri überreichte Pastorin Uta Gerstner ihr zum Dank für dieses Engagement eine vergoldete Brosche mit dem Logo des Weltgebetstags. Das Gold stammte übrigens – ganz im Sinne des diesjährigen Gottesdienstes aus Surinam – aus dem fairen Handel.

Interview

Im Rahmen dieser Verabschiedung von Ruth Ellinghaus aus der aktiven Weltgebetstagsarbeit hat die Hamburger Pastorin Uta Gerstner ein Interview mit ihr geführt:

Wie bist Du zum Weltgebetstag gekommen bzw. wie hat der Weltgebetstag Dich gefunden?


Im Januar 1986 wurde ich gebeten, bei einer Weltgebetstags-Vorbereitung das Singen anzuleiten. Ich wusste erst gar nicht, worum es geht. Es hat mir keinen Spaß gemacht. Da haben die Frauen gefragt, ob ich mitmachen wolle. Ja!

Ich fuhr also im Sommer mit auf eine ökumenische Bundeswerkstatt in Vorbereitung für den Festgottesdienst 1987 zu 100 Jahre Weltgebetstag. Dort lernte ich die Geschichte und die Bedeutung des Weltgebetstags kennen.

Zum Abschluss bekamen wir alle von der Leiterin ein selbstgetöpfertes Weltgebetstags-Kreuz umgehängt. Da wusste ich: Das werde ich jetzt tun!

So viele Jahre bist Du dabei geblieben und hast mitgemacht. Warum?

Was bedeutet Dir der Weltgebetstag?


Über 30 Jahre und über die Hälfte dieser Zeit auch auf Bundesebene; es war so vieles neu für mich:
Ich war in einem rein evangelischen Umfeld aufgewachsen, nun begegnete ich Frauen anderer Konfessionen. Wir feierten gemeinsam Gottesdienst … wie schön!

Aus der Bibel kannte ich vor allem Männergeschichten, die Erzväter z.B: Abraham, Isaak, Jakob. Jetzt hörte ich von Sara, Rebecca, Lea und Rahel; von den vielen Frauen, die  in der Bibel zu finden sind. Wir Frauen lesen die Texte, wir spielen sie … sie berühren uns.

Ich begegnete Frauen aus anderen Ländern z.B. Lucie aus Indien, die mich fragt: „Warum steht in euren Kirchen das Kreuz auf dem Altar? Christus ist doch auferstanden! Bei uns hängt das Kreuz  an der Wand, aber den Altar schmücken wir mit Blumen!“

Ich höre von Weltgebetstags -Projektpartnerinnen in aller Welt und von ihren Projekten, mit denen Frauen geholfen wird. Und ich bin froh, dazu beitragen zu können! In den 1990er Jahre leitete ich eine Gruppe für Aussiedlerinnen. Der Weltgebetstag macht das Leben so weit und reich.

Du hast mir einmal gesagt: Der Weltgebetstag ist eine andauernde Frauen-Pilgerschaft  rund um die Welt.

Wie hat Dich dieser Weg verändert?


Frauenpilgerschaft – In Gedanken sind wir jedes Jahr auf Reisen. Heute noch in Surinam, bald auf dem Weg nach Slowenien.

Einige Male konnte ich wirklich in ein Weltgebetstags-Land reisen: Palästina, Libanon, Polen, Rumänien, Südafrika, Paraguay.  Die Begegnungen mit den Weltgebetstags-Frauen dort: Unvergesslich! Soviel Vertrauen, Offenheit, Nähe  zwischen uns, wenn sie uns ihr Land zeigten  und von sich erzählten. Es war, als hätten wir uns schon immer gekannt … Ich versuchte natürlich immer, Musik und Tänze zu finden. Ein Stück Abenteuer!

Oft sangen wir beim Abschied  miteinander unser Weltgebetstags-Lied: „Der Tag ist um”. Jede in ihrer Sprache. Dann spürte und spüre ich ein Urvertrauen.

Ich bleibe im Herzen eine Weltgebetstags-Frau, das kann ich nicht ausziehen wie einen Mantel.

Foto: Susanne Rickert