Mehr Straßenlaternen helfen nicht

Aktion „16 Tage gegen geschlechterspezifische Gewalt“: Gewalt gegen Frauen eskaliert

Zum Auftakt des Aktionszeitraums „16 Tage zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen“ richten wir unseren Blick auf die aktuelle Weltgebetstags-Region: England, Wales und Nordirland.

Alle 2,5 Tage ein Frauen-Mord

Von dort berichten Aktions-Gruppen wie Reclaim these streets (dt. etwa: „Holt Euch diese Straßen zurück“) oder Counting Dead Women (dt. etwa: „Zählung toter Frauen“) seit Jahresbeginn 2021 von einer „Epidemie der Gewalt gegen Frauen“. Alle 2,5 Tage, haben die Aktivistinnen statistisch belegt, geschieht in Großbritannien ein Femizid, also die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts.

Allein diese Zahl zeigt, dass Fälle wie z.B. die Ermordung der Londonerin Sarah Everard im März 2021, keinesfalls die Taten Einzelner sind. Wer geschlechterspezifische Gewalt bekämpfen will, muss die darunter liegenden systemischen Ursachen in den Blick nehmen.  

Denn Gewalt gegen Frauen erschöpft sich bei weitem nicht in häuslicher Gewalt und in Frauen-Morden. In globaler Perspektive umfasst sie Gewaltformen in jedem Lebensalter von Frauen und Mädchen, z.B.:

  • vor der Geburt (Abtreibung weiblicher Föten)
  • in früher Kindheit (weniger und schlechtere Ernährung von Mädchen, Vorenthaltung medizinischer Versorgung, weibliche Genitalverstümmelung),
  • im Schul- und Teenageralter (Kinder- und Zwangsheirat, sexuelle Ausbeutung, Teenagerschwangerschaft, etc.)

neben allen anderen Formen sexualisierter, psychischer, physischer, personalisierter oder struktureller Gewalt, mit denen Frauen jeden Alters und in jedem Land dieser Erde konfrontiert sind.

Historisch gewachsen

Diese Gewalt-Phänomene sind Ausdruck „historisch gewachsener ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern (…), die zur Beherrschung und Diskriminierung der Frau durch den Mann und zur Verhinderung der vollständigen Gleichstellung der Frau geführt haben“, so beschreibt es die vom Europarat 2011 verfasste sog. Istanbul-Konvention. Deutschland hat die Konvention im Jahr 2017 ratifiziert.

Gleichstellung gegen Gewalt

Daraus folgt, dass „die Verwirklichung der rechtlichen und der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern ein wesentliches Element der Verhütung von Gewalt gegen Frauen ist“. Dieser Auffassung sind auch Frauenbewegungen, Frauenverbände und Aktivist*innengruppen weltweit.

Doch stehen der Gleichstellung die aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Machtverhältnisse sowie Traditionen, Vorurteile und gesellschaftliche Normen entgegen. Sie benachteiligen und diskriminieren Frauen und Mädchen systematisch.

Weltweite Projektarbeit stärkt Frauen und Mädchen

Aus diesem Grund fördert der Weltgebetstag seit vielen Jahren Projekte, die Gewalt gegen Frauen bekämpfen und deren Folgen lindern wollen.

Gleichzeitig wollen wir mit der Unterstützung von Frauen und Mädchen, die gegen bestehende Machtgefälle und Benachteiligung auf allen Ebenen kämpfen, auch langfristig dazu beitragen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern.

„Ursachen bekämpfen, statt Folgen verwalten!“

Hier schließt sich der Kreis zur Forderung der britische Frauenrechtsaktivistin Mandu Reid: „Ursachen bekämpfen, statt Folgen verwalten!“ Denn die Antwort auf die massive Gewalt gegen Frauen auf Londons Straßen kann laut Reid nicht sein, ein paar zusätzliche Straßenlaternen aufzustellen.

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