Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen

Mitarbeiterinnen des FIZ mit Migrantinnen

Zum „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ berichten wir über einen Aspekt, der in der Flüchtlingsdebatte leicht aus dem Blick gerät: Gewalt gegen Frauen vor und während der Flucht.

Schon oft haben wir im November über geschlechterspezifische Gewalt berichtet, denn der 25.11. ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Vielerorts beginnen an diesem Tag 16-tägige Kampagnen, die über die verschiedenen Formen geschlechterspezifischer Gewalt aufklären.

Heute möchten wir über einen Aspekt von Gewalt berichten, der mit Rückgang der Flüchtlingszahlen leicht aus dem Blick gerät: Gewalt gegen Frauen als Fluchtursache und als ständige Begleiterin auf dem Weg in ein anderes Leben.

Frauen auf der Flucht

Mindestens 50% aller Flüchtenden weltweit sind Frauen und Mädchen. Sie verlassen ihre Heimat aufgrund von Unterdrückung, der Furcht vor geschlechterspezifischer Gewalt wie Ehrenmorden, Zwangs- und Kinderheirat, Witwenverbrennungen oder Genitalverstümmelung oder weil es dort für sie schlicht keine Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben gibt.

Kein Schutz

Um in sicherere Regionen zu gelangen, müssen sich die Frauen in die Hände von Schleppern begeben. Damit landen sie in einem Umfeld, in dem es keinen Schutz vor sexuellen und/oder gewalttätigen Übergriffen gibt. Meist können die Frauen ihre Weiterreise sogar nur gegen sexuelle Dienstleistungen organisieren.

Leben in der Sammelunterkunft

Wenn sie es bis nach Europa schaffen, steht ihnen ein monatelanges Verfahren bevor. Während dieser Zeit  sind sie in Aufnahmelagern und Sammelunterkünften untergebracht. Sicherheit vor sexuellen Übergriffen und Diskriminierung gibt es auch dort nicht, und – in vielen Fällen – auch keinen psychologischen Beistand, um mit dem Erlebten vor und während der Flucht umzugehen. Viele Frauen und Mädchen verzweifeln, werden apathisch, depressiv und verlieren jeglichen Lebensmut.

Genau an diesem Punkt im Leben der Frauen und Mädchen setzen drei Partnerorganisationen des Weltgebetstags mit ihrer Arbeit an. Das Engagement von FIM, IMMA e.V. und dem Fraueninformationszentrum FIZ möchten wir Ihnen näher vorstellen:

Frauenrecht ist Menschenrecht!

FIM in Frankfurt/Main

„FIM“ –  das steht für „Frauenrecht ist Menschenrecht“ und ist ein interkulturelles Beratungszentrum für Migrantinnen und ihre Familien. Die Organisation sitzt in Frankfurt am Main und ist dort seit Jahren eine etablierte Anlaufstelle für Zwangsprostituierte, Betroffene von Menschenhandel und Migrantinnen in schwierigen Lebenslagen.

Den Weltgebetstag und FIM verbindet eine lange gemeinsame Geschichte: Am Anfang stand die ehrenamtliche Initiative engagierter Frankfurterinnen für thailändische Migrantinnen. Beim Weltgebetstag 1980 hatten Frauen aus Thailand mit einem Aufruf an die Menschen in den Industriestaaten auf Sextourismus und Frauenhandel aufmerksam gemacht:

„Was ist mit eurer Gesellschaft los? Weshalb kommen Männer aus euren Ländern in unsere Städte und machen sie zu ihren Bordellen?

Dieser Aufruf war der Anlass für eine Gruppe von Christinnen aus Frankfurt, sich für Thailänderinnen einzusetzen, die infolge des Sextourismus als „Heiratsmigrantinnen“ nach Frankfurt kamen.

Frauen in Not finden bei FIM auch im Jahr 2017 maßgeschneiderte Unterstützung in ihrer jeweiligen Landessprache. Der Schlüssel für eine Verbesserung ihrer Situation liegt dabei unter anderem in niedrigschwelligen Sprach- und Bildungsangeboten. Diese bieten die Mitarbeiterinnen von FIM an und öffnen den Betroffenen damit weitere Türen.

Der Weltgebetstag Deutschland unterstützt die Sprach- und Bildungskurse von FIM seit vielen Jahren.
Mehr Informationen: Webseite von „Frauenrecht ist Menschenrecht“

Ein neues Zuhause

IMMA e.V. in München

Eine zweijährige Kooperation ist der Weltgebetstag Deutschland letztes Jahr mit dem IMMA e.V. in München eingegangen. Mit Unterstützung des Weltgebetstags hat die Organisation das Wohnprojekt „Mirembe“ ins Leben gerufen. Dort haben 25 besonders schutzbedürftige geflüchtete Frauen und ihre Kinder ein neues Zuhause gefunden. Sie sind schwer traumatisiert oder leiden an körperlichen Erkrankungen.

In Bayern ist Mirembe das erste Wohnprojekt speziell für diese Zielgruppe und hat somit Pilotcharakter.

Mehr Informationen: Webseite von „IMMA e.V.“ zum Wohnprojekt Mirembe

Schritt für Schritt in ein Leben ohne Gewalt

FIZ in Stuttgart

Traumatisierte Frauen unterstützt auch eine Partnerorganisation des Weltgebetstags in Stuttgart. Das „Fraueninformationszentrum FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration“ hat sich dabei auf ambulante Angebote spezialisiert.  Kernstück der Arbeit ist die psychosoziale Beratung für Heiratsmigrantinnen und für Frauen, die Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ausgesetzt waren.

Die betroffenen Frauen erhalten persönliche Begleitung in ihrem Alltag, beim Umgang mit Ämtern und Behörden, der Polizei und Beratungsstellen. In Selbsthilfegruppen können die Frauen Erlebnisse miteinander teilen, erfahren untereinander Solidarität und schaffen sich so Schritt für Schritte ein selbstbestimmtes Leben frei von Gewalt.

Mehr Informationen: Webseite des „Fraueninformationszentrum FIZ“

Foto: Ein Begegnungs-Workshop des Fraueninformationszentrums, © FIZ