„Für etwas brennen“

Foto: Mechthild Carlé, © privat

Mechthild Carlé war noch ein Kind, als sie für die weltweite Bewegung des Weltgebetstags Feuer fing. In einem Artikel schildert sie, wie sie den Weltgebetstag kennenlernte und was sie bis heute an dieser weltweiten Ökumene der Frauen fasziniert.

Eine Frau aus Stuttgart erzählt von ihrer Begeisterung für den Weltgebetstag

Mechthild Carlé war noch ein Kind, als sie für die weltweite Bewegung des Weltgebetstags Feuer fing. In einem Artikel schildert sie, wie sie den Weltgebetstag kennenlernte und was sie bis heute an dieser weltweiten Ökumene der Frauen fasziniert. Der Artikel ist zuerst erschienen in den kirchlichen Mitteilungen der Seelsorgeinheit Stuttgart-Ost:

„Als ich neun Jahre alt war, nahm mich meine Mutter das erste Mal mit zu einer Weltgebetstagsliturgie in die evangelische Kirche. Die Kirche war mir sehr vertraut. War doch der Sohn des evangelischen Pfarrers einer meiner besten Freunde und wir nutzten das neugotische Bauwerk mit all seinen Emporen und Winkeln als Spielplatz, der sich hervorragend zum Versteckspiel eignete. Sämtliche Schul- und Kindergartengottesdienste habe ich dort erlebt. Ich kannte mich aus.

Doch an diesem Abend sah die Kirche anders aus. Moderner. Eine Musikgruppe begleitete die Lieder mit Flöten, Gitarren und Tamburin und es wurde in anderen Sprachen gesungen. Kein Pfarrer stand dem Gottesdienst vor, sondern meine Mutter zusammen mit anderen Frauen. Inhalt der Gebete waren die Themen von Frauen. Das alles faszinierte mich. Danach gab es im Haus der Begegnung ein Abendessen mit Speisen aus dem damaligen Land. Auch wir hatten zuhause am Nachmittag etwas dafür vorbereitet. Ich meine mich zu erinnern, dass wir erst kurz vor Mitternacht wieder nach Hause gekommen sind. Auch andere Mädchen waren mit ihren Müttern gekommen.

Engagement weltweit und vor der eigenen Haustür

Von da an war ich bis auf wenige Ausnahmen immer dabei beim Weltgebetstag der Frauen. Ich bekam immer mehr Aufgaben: zunächst las ich kleine Texte vor oder trug irgendetwas nach vorne.

Heute koordiniere ich den Weltgebetstag in Stuttgart-Ostheim und bin seit Jahren in die Vorbereitung im Stadtdekanat eingebunden. Es ist mir dabei zu einer Herzensangelegenheit geworden, besonders jüngere Frauen und Mädchen für diesen Gottesdienst zu begeistern. Leider gehöre ich selbst mit meinen vierzig Jahren zu den jüngeren Gottesdienstteilnehmerinnen. Dabei sind es die Themen der Frauen aller Generationen, die hier angesprochen werden.

Die Verknüpfung von brennenden, ja politischen Themen der Frauen, von Gebet, Gesang und Rhythmus, von kulturellen Einblicken und Informationen über ein Land, die man so nicht im Reiseführer nachlesen kann, von weltweiter Solidarität und konfessionsübergreifender Ökumene ist in dieser Form einmalig.

Und wenn es uns im Gottesdienst gelingt, auch noch spürbar werden zu lassen, dass wir diesen Gottesdienst auf der ganzen Welt in über 100 Ländern am selben Abend feiern und so wirklich weltweit miteinander beten, dann, ja dann, feiern wir Weltgebetstag.

Gelebte Solidarität

Der Weltgebetstag der philippinischen Christinnen, die dieses Jahr die Liturgie gestaltet haben, ermutigt zum Einsatz für eine gerechte Welt. Ein Zeichen dafür sind die Kollekten der Gottesdienste in Deutschland, die Frauen- und Mädchenprojekte weltweit unterstützen. Darunter sind acht Partnerorganisationen auf den Philippinen, die sich u.a. für politische und gesellschaftliche Beteiligung sowie die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder engagieren.

Nur für Frauen?

Seit einigen Jahren heißt es auf der Einladung zum Weltgebetstag nicht mehr „Weltgebetstag der Frauen“ sondern „Frauen aller Konfessionen laden ein zum Weltgebetstag“. Es geht um die (Gebets-)Anliegen der Frauen - aber nicht ohne die Männer, die diese Anliegen genauso wie die Frauen in ihr Gebet einbeziehen können und vielleicht durch einen solchen Gottesdienst ein wenig besser verstehen lernen.

Umso mehr freut es mich, dass in Herz Jesu die Männerrunde einlädt, um etwas über die Philippinen zu erfahren. Kommen doch auch Sie mit Kind, Mann und Großmutter zu einem der vielen in Stuttgart angebotenen Gottesdienste am ersten Freitag im März, wenn es heißt: Informiert beten - betend handeln.“

Mechthild Carlé

Foto: Mechthild Carlé, © privat