Frauenrecht ist Menschenrecht!

nepalesische Frau spricht zu Frauen und Männern

Vor 69 Jahren verlas Eleanor Roosevelt die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Doch auch Ende 2017 ist die Lage in vielen Teilen der Welt katastrophal. Das trifft besonders Frauen.

Am 10. Dezember erinnern wir uns an jenen historischen Tag vor 69 Jahren. Damals verlas Eleanor Roosevelt als Vorsitzende der UN-Menschenrechtskonvention in Paris die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“. Diese Erklärung mit ihren 30 Artikeln war unbestritten ein Meilenstein der internationalen Zusammenarbeit. Doch auch Ende 2017 ist die Lage der Menschenrechte in vielen Teilen der Welt katastrophal. Das trifft besonders Frauen.

Die damaligen 56 Mitgliedstaaten der UN (Vereinte Nationen) verständigten sich auf Rechte, die für alle Menschen gelten sollten und zwar „über alle Grenzen und Kulturen hinweg“. Die Schrecken der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs hatten ihnen gezeigt, dass der Schutz eines Volkes nicht allein der staatlichen Gewalt anzuvertrauen ist. Sie verpflichteten sich, künftig als Staatengemeinschaft der Vereinten Nationen die Menschenrechte zu schützen.

Die 30 Artikel der „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ schreiben das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, die Gewissens-, Religions- und Meinungsfreiheit, das Verbot von Sklaverei und Folter, und das Recht auf Arbeit, Bildung und Gesundheit fest. Auf Basis von Verträgen und Konventionen wurden die einzelnen Rechte präzisiert, um sie völkerrechtlich verbindlich zu machen.

Mittlerweile haben die meisten Staaten der Welt die Menschenrechtserklärung unterzeichnet. Dennoch gibt es nach wie vor vielerorts Menschenrechtsverletzungen – auch in Staaten, die die Erklärung unterzeichnet haben.

Schockierendes Muster: Gewalt gegen Frauen

Menschenrechtsverletzungen unterscheiden sich in den einzelnen Teilen der Welt zum Teil deutlich voneinander, doch eine traurige Gemeinsamkeit ist auszumachen: Frauen sind weltweit geschlechtsspezifischen Benachteiligungen und geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt.
So schreibt die Organisation Amnesty International Schweiz auf ihrer Internetseite:

„Gemäß Schätzungen «fehlen» rund 100 Millionen Frauen auf dieser Welt, weil sie schon vor der Geburt abgetrieben oder als Baby getötet wurden. Tausende von Frauen werden in Kriegen vergewaltigt. Jede fünfte Frau wird von ihrem Ehemann bedroht, geschlagen oder sexuell missbraucht. Etwa 3 Millionen Frauen werden jedes Jahr an den Geschlechtsteilen verstümmelt.“

Frauenrecht ist Menschenrecht!

Aus den oben genannten Gründen sprechen viele Aktivist*innen explizit von Frauenrechten. Natürlich meint der Begriff „Menschenrechte“ gleichermaßen die Rechte von Männern und Frauen. Schließlich hat jeder Mensch von Geburt an die gleichen Rechte. Dennoch werden Frauen universelle Rechte immer noch vorenthalten und zwar allein auf Grund ihres Geschlechts. Frauen und Mädchen überall auf der Welt erleiden Menschenrechtsverletzungen, weil sie Frauen und Mädchen sind.

Diskriminierung von Frauen bekämpfen

Aus diesem Grund wurde 1979 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die “Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women” verabschiedet (kurz: CEDAW, auf Deutsch: „Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“).  Darin sind  Standards zur Bekämpfung der Frauendiskriminierung in den Bereichen Kultur, Soziales, Bildung, Politik und Gesetzgebung festgeschrieben.

Ein wichtiger Schritt vorwärts

Frauenrechte müssen als Menschenrechte anerkannt werden: Mit der Frauenrechtskonvention CEDAW ist ein großer Schritt zur Erreichung dieses Ziels gemacht worden.
Frauenrechtsorganisationen weltweit nutzen CEDAW als Basis für ihren Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen. Darunter sind auch die Mitarbeitenden von WOREC, einer Partnerorganisation des Weltgebetstags in Nepal.

Nepal: Raus aus der Opferrolle

Das Women’s Rehabilitation Centre (kurz: WOREC) wurde 1991 in Nepals Hauptstadt Kathmandu gegründet. WORECs Gründerin, die Ärztin Dr. Renu Rajbhandari, wollte die Rechte der Frauen in der patriarchalen nepalesischen Gesellschaft stärken.
Viele Frauen in Nepal werden einerseits als Frauen, und zum anderen auf Grund ihrer Zugehörigkeit zu einer „niedrigen Kaste“ diskriminiert. Bildung, Gesundheitsversorgung, der Zugang zu bezahlter Arbeit sowie politische und soziale Teilhabe bleiben den meisten Frauen weitgehend verwehrt. Ihr Platz ist auf das Private beschränkt, auf die entbehrungsreiche Sorgearbeit für die Familie.

Kaum Pausen und schlechte Ernährung

Besonders auf dem Land ist die Arbeitsbelastung der Frauen extrem hoch. Ruhephasen sind spärlich, die Ernährung ist mangelhaft. Die Folgen sind schwerwiegend: der Gesundheitszustand der Frauen ist sehr schlecht, speziell im Bereich der Frauengesundheit.

Gewalt ist an der Tagesordnung

In Nepal findet sich die gesamte Palette der „klassischen“ Gewalt gegen Frauen. Das gilt vor allem  für das stark hinduistisch geprägte südliche Tiefland. Hier betreibt WOREC in Kooperation mit dem Weltgebetstag Deutschland eine Kampagne gegen „mitgiftmotivierte Gewalt“.

Für ein Nepal ohne Mitgift!

Zwar hat Nepals Staat die Tradition der Mitgift verboten, doch die Realität sieht anders aus: Ehen werden hier arrangiert. Dabei werden die Bräute, die oft noch Mädchen sind, meist an deutlich ältere Männer verheiratet. Über die Kosten der Verheiratung einer Tochter wird wie auf dem Markt verhandelt. Die Familie der Braut muss sehr hohe Summen an die Familie des Ehemannes zahlen.

Bleiben die finanziellen Erwartungen unerfüllt, werden die jungen Ehefrauen nicht selten misshandelt, gefoltert und sogar ermordet. Polizei und Behörden schauen oft weg. Viele Mädchen sehen keinen anderen Ausweg als Selbstmord zu begehen.

Mitgiftmotivierte Gewalt wird in Nepal jedoch gerne als „familieninterne Angelegenheit“ betrachtet und strafrechtlich kaum geahndet. Deshalb setzt WOREC auf die öffentliche Diskussion der Problematik.

Gesetze endlich umsetzen!

Mit Lobby- und Advocacy-Maßnahmen drängt die Partnerorganisation des Weltgebetstags darauf, dass die Gesetze gegen Gewalt an Frauen endlich umgesetzt werden. Überlebende von Gewalt werden beraten und erhalten rechtlichen Beistand. Mit Spar- und Kreditgruppen sowie Ausbildungen im Bereich Landwirtschaft und Tierzucht unterstützt WOREC die Frauen dabei, ihr eigenes Einkommen zu erwirtschaften und unabhängig zu werden.

Die Arbeit von WOREC auf nationaler Ebene fußt somit auf dem Einsatz für die einzelne Frau auf der ganz persönlichen Ebene. Damit agiert WOREC ganz im Sinne der „Mutter der Menschenrechte“, Eleanor Roosevelt, von der das folgende Zitat stammt:

„Wo fangen Menschenrechte an? An den kleinen Plätzen, nahe dem eigenen Heim. So nah und so klein, dass diese Plätze auf keiner Landkarte der Welt gefunden werden können.

Und doch sind diese Plätze die Welt des Einzelnen: Die Nachbarschaft, in der er lebt, die Schule oder die Universität, die er besucht, die Fabrik, der Bauernhof oder das Büro, in dem er arbeitet. Das sind die Plätze, wo jeder Mann, jede Frau und jedes Kind gleiche Rechte, gleiche Chancen und gleiche Würde ohne Diskriminierung sucht.

So lange diese Rechte dort keine Geltung haben, sind sie auch woanders nicht von Bedeutung. Wenn die betroffenen Bürger nicht selbst aktiv werden, um diese Rechte in ihrem persönlichen Umfeld zu schützen, werden wir vergeblich nach Fortschritten in der weiteren Welt suchen.“