Appell zur Selbstermächtigung

Zu sehen ist eine Simbabwerin vor einem ihrer Bilder in ihrer Ausstellung in Zweibrücken.

Die Simbabwerin Granete Ngirandi zeigte ihre Bilder in einer Ausstellung in Zweibrücken.

Leuchtend rot ist das taillierte Kleid von „Aunt Dorothy“, ein schicker weißer Hut lässt sie ladylike wirken vor einem surrealen Hintergrund, der ihre unterschiedlichen Lebenskontexte andeutet.

"Tante Dorothee" heißt die Frau auf dem Bild von Granete Ngirandi (Foto: Cordula-Irene von Waldow).

„Know your game“ hat Granete Ngirandi für eine Aids-Aufklärungskampagne entworfen (Foto: Cordula-Irene von Waldow).

Auf dem Gemälde ist eine schwangere Frau zu sehen.

Granete Ngirandi nutzt für ihre Bilder die unterschiedlichsten Techniken (Foto: Cordula-Irene von Waldow).

„Das ist so eine tolle Idee: Den Weltgebetstag (WGT) über die Kunst zu öffnen und damit eine ganz neue Zielgruppe anzusprechen, neue Menschen über die initiierenden und gastgebenden Kirchen hinaus zu gewinnen!“ Bei ihrem Besuch lobten die Präsidentin des WGT-Weltkomitees, Laurence Gangloff aus dem Elsass, sowie die Deutsche Liaison (Verbindungsfrau zwischen dem Deutschen und dem Weltkommitee), Cornelia Trommer-Klimpke die Initiative, das Anliegen des WGT mit Kunst aus dem gastgebenden Land zu verbinden.

Wenngleich die Stärkung von Frauen und Mädchen weltweit von den christlichen Frauen aller Konfessionen ausginge, gehe das Thema „Stärkung der Weiblichkeit“ alle an. Um nicht, wie bislang, lediglich die Kirchenkreise anzusprechen, hatte in Zweibrücken erstmals dazu eine Ausstellung stattgefunden: „Steh auf und geh! – Frauen in Simbabwe“, mit Werken der international anerkannten Künstlerin Granete Ngirandi.

Gut besuchte Vernissage

Dies sei genau der richtige Weg, Zweibrücken mit seiner Lage im Herzen von Deutschland, Frankreich und Luxemburg prädestiniert, die Karlskirche wunderschön. Neben der zwölfköpfigen Delegation der Weltgebetstagsfrauen und den rund 150 Teilnehmenden an der Vernissage besuchten allein in der ersten Woche weit mehr als 300 Interessierte die Ausstellung.

Eine siebte Klasse der Herzog-Wolfgang-Realschule plus Zweibrücken entdeckte erstaunt die Technik, die Granete Ngirandi verwendet: Mit Kleidern aus Raufaser, der Einarbeitung von Sackleinen (wie bei dem ihrem deutschen Schwiegervater gewidmeten Igel), Kohlestückchen oder Sand erhalten selbst ihre Acrylgemälde eine ganz eigene Struktur und Tiefenwirkung. Ihre Themen sind die Traditionen ihres Stammes, der Shona, aber auch aktuelle Ereignisse wie Migration und Flucht, Aids oder Umweltzerstörung. Und immer wieder: Frauen.

Aunt Dorothy – Tante Dorothee

Auffallend ist, dass die Personen auf den Bildern nie ein individuelles Gesicht haben, selbst wenn sie einen Namen tragen wie „July“ oder „Jenni“. Eines aber ist allen gemeinsam: Ihre ruhige, selbstbewusste Körperhaltung strömt eine unbändige Kraft aus. Leuchtend rot ist das taillierte Kleid von „Aunt Dorothy“, ein schicker weißer Hut lässt sie ladylike wirken vor einem surrealen Hintergrund, der ihre unterschiedlichen Lebenskontexte andeutet. Die Klarheit der Linienführung unterstreicht die Dynamik des Bildes.

Ein anderes Bild zeigt eine Frau bei einer Alltagsbeschäftigung wie Bier brauen. In den klaren Konturen treten die Kraft ihres Körpers und ihrer Bewegungen umso deutlicher hervor. Die Fruchtbarkeit der Frau ist auch Teil magischer Riten im Stamm der Shona.

„Chivanhu“ zeigt eine Frau im grüngelben Kleid mit dunklen Schattierungen, die wie eine Erdgöttin voller Dynamik die Regentrommeln schlägt und durch die Energie dieser Beschwörung den Wunsch zur Wirklichkeit werden lässt. Wasserströme stürzen hinter ihr hinab und überfluten die hellen Felder.

Außerdem war eine Serie von Grafiken zu sehen. Granete Ngirandi verwendet hier Materialdrucke. Neben den traditionellen Tänzen thematisiert sie die Umweltverschmutzung, die Generation der Aidswaisen, aber auch Aufklärung: „Know your game“ (deutsch: Erkenne dein Spiel) hat Granete Ngirandi, die seit 1998 mit ihrer Familie in Ludwigshafen lebt, für eine Aids-Aufklärungskampagne entworfen, um dem Glauben, Aids sei ein unabwendbares Schicksal oder ein Fluch entgegenzuwirken.

„Steh auf und geh“, der Titel der Ausstellung wurde zu einem flammenden Appell für Selbstermächtigung. Viele Interessierte waren daher enttäuscht, dass geplante Veranstaltungen und auch Öffnungszeiten auf Grund der Coronakrise ausfallen mussten.

Cordula-Irene von Waldow