Die Männer einbeziehen

Porträt von Janina Wölfel

Die Studentin Wölfel spricht im Interview über ihre Studienarbeit und Biologie.

Frau Wölfel, Sie haben eine wissenschaftliche Hausarbeit über den Weltgebetstag geschrieben. Warum haben Sie den Weltgebetstag als Thema gewählt?

Zusammen mit dem Professor musste ich ein Thema für die Hausarbeit festlegen. Meine Wahl fiel auf den Weltgebetstag, weil ich schon immer viel mit dem Weltgebetstag zu tun hatte. Ich arbeite selbst zuhause bei der Gestaltung mit. Und es ist ja auch sinnvoll, wenn man sich zwölf Wochen mit einem Thema beschäftigen soll, dass das Thema auch Spaß macht. Und der Weltgebetstag ist ja auch sehr spannend, weil er international ist, nur von Frauen und von der Basis ausgeht. Das ist so ein unglaublich breites Spektrum. Den genauen Titelhat dann der Professor ausformuliert

 

Stichwort Spaß: Macht eine wissenschaftliche Hausarbeit auch Spaß?

Die Recherche im Archiv beim Weltgebetstag hat so viel Spaß gemacht, ich hätte da noch viel mehr gemacht, aber dafür war die Zeit zu knapp.

 


Zur Person

Janina Wölfel studiert Evangelische Theologie im 11. Semester an der Augustana Hochschule im fränkischen Neuendettelsau Für ihr Examen hat sie eine wissenschaftliche Hausarbeit mit dem Titel „Die Entwicklung des Weltgebetstag der Frauen als Format kirchlicher Arbeit – anhand ausgewählter Beispiele“ verfasst.


 

Der Titel Ihrer Arbeit lautet „Die Entwicklung des Weltgebetstag der Frauen als Format kirchlicher Arbeit – anhand ausgewählter Beispiele“. Erklären Sie doch mal, was war Ihre Aufgabe?

Der Weltgebetstag in Deutschland ist ja jetzt 70 Jahre geworden und ich habe in meiner Arbeit versucht herauszufinden, warum das Format seit 70 Jahren funktioniert, was das Erfolgsrezept dafür ist.

 

„Die konfessionellen Gegensätze, die es bei einem Abendmahl gäbe, werden dabei noch nicht belastet.“

 

Bevor wir zu Ihrem Ergebnis kommen – apropos Rezept: Sie vergleichen das Essen im Anschluss an den Gottesdienst mit einem Agape-Mahl. Warum sehen Sie das so?

Im gemeinsamen Essen verbringt man Zeit miteinander, es entstehen Gespräche und Beziehungen. Essen ist ja ein Grundbedürfnis aller Menschen und dadurch, dass sie das miteinander teilen sind alle gleich und das bringt die Menschen zusammen. Die konfessionellen Gegensätze, die es bei einem Abendmahl gäbe, werden dabei noch nicht belastet. Dadurch dass vorher im Gottesdienst ein Land nähergebracht wird und nachher landestypisches Essen geteilt wird, bleibt das Mahl auch gedanklich beim Gottesdienst.

Offiziell ist es natürlich kein Agape-Mahl, aber es weist gewisse Züge auf. Für ein richtiges Agape-Mahl bräuchte es aber noch eine Liturgie.

 

„Der Weltgebetstag ist wie ein Chamäleon.“

 

Mit Ihrer Arbeit haben Sie eine These bearbeitet. Die lautet: „Das Gebet im Zentrum einer kontextuellen Mimese als Grundkategorie deutscher Weltgebetstags-Arbeit.“ Mimese ist ein Begriff aus der Biologie und bedeutet so viel wie Tarnung, Nachahmung und Anpassung. Was hat das mit der Weltgebetstags-Arbeit zu tun?

Der Weltgebetstag ist wie ein Chamäleon. Es war immer schon so, dass das Gebet im Mittelpunkt stand, dass er sich aber immer angepasst hat, an die Umstände im Land und auch an die Zeit. Zum Beispiel wurde nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland extra eine Bitte eingefügt, die auf das Unrecht im zweiten Weltkrieg Bezug genommen hat. Oder auch die Änderungen, dass nun mehr digital gearbeitet wird, wie zum Beispiel der Livestream zum Weltgebetstag 2019.

Gottesdienstordnung und andere Bestandteile werden immer wieder angepasst, die waren ja auch nie überall gleich, aber dass man an einem Tag zusammenkommt und betet, ist immer so. Also die Grundkomponente, das Gebet bleibt immer im Mittelpunkt und trotzdem passt sich der Weltgebetstag immer wieder an.

 

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

Ja, allerdings musste ich durch die Zeichenbegrenzung einiges reduzieren. Das macht es schwer, die Freude, die hinter dem Weltgebetstag steht mit der Hausarbeit zu transportieren. Dafür muss man es einfach erleben.

Ich kenne ja den Weltgebetstag und mag ihn auch sehr, deshalb musste ich von Anfang an aufpassen, dass ich ihn nicht rosarot darstelle. Da kam es mir gelegen, dass sich so viel Neues ergeben hat, mit dem neuen Material oder auch der Diskussion um das Titelbild 2018. So konnte ich auch auf Probleme eingehen – die es natürlich gibt.

Daran, dass es solche Konflikte gibt, sieht man ja auch, dass der Weltgebetstag den Menschen wichtig ist und vielleicht braucht es auch Auseinandersetzungen, dass er überhaupt gelingen kann.

 

„Die Vorbereitung muss bei den Frauen bleiben!“

 

Was sollte der Weltgebetstag Ihrer Meinung nach ändern?

Da fällt mir eigentlich kaum etwas ein. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Männer vergessen werden. Natürlich ist der Weltgebetstag eine Frauensache und das muss auch so bleiben. Männer werden zwar eingeladen, aber in Publikationen, zum Beispiel in den Leitlinien werden die Männer oft vergessen. Ich fände es gut, wenn die Männer zum Beispiel in den Leitlinien auch vorkommen würden.

Die Vorbereitung muss bei den Frauen bleiben! Aber mir wäre wichtig, dass man die männliche Perspektive einbezieht. Das geht in vielen Ländern noch nicht, weil dann auch die Vorbereitung von den Männern übernommen würde, aber ich finde in Deutschland sind wir schon so weit.

 

Gibt es noch etwas?

Ursprünglich kommt der Weltgebetstag ja von Presbyterianern, Methodisten und Baptisten. Vielleicht liegt es an meiner begrenzten Sichtweise, aber ich merke, dass die Feier vor Ort oft nur eine evangelisch-lutherische und römisch-katholische Zusammenarbeit ist. Vielleicht ist das anderswo anders, aber schön wäre es, wenn man von den anderen Konfessionen mehr mitkriegen und es wirklich ökumenisch würde.

 

…und unbedingt beibehalten sollte der Weltgebetstag…

Das Gebet! Ich denke, dass das Konzept sehr gut gehandhabt wird. Das Material ist super, das Angebot auf der Homepage ist toll. Die CDs zum Beispiel mit Präsentation für den Kindergottesdienst. Ich denke, das liegt daran, dass viele unterschiedliche Leute eingebunden werden.

Dass es die Ordnung als Gemeinsames gibt und die Ausgestaltung flexibel vor Ort gehandhabt wird ist toll. Sehr schön und cool finde ich auch, dass wir in Deutschland viele Lieder aus dem jeweiligen Land haben. Das sollte auch unbedingt beibehalten werden, weil dadurch wird auch viel transportiert und es bleibt außerdem eine gemeinsame Feier mit dem Land.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Wölfel!