500 Jahre nach Luther: Thesen für eine frauengerechte Kirche

Der Vorstand des Christinnenrates (in der Mitte v.l.n.r.: Bärbel Haug und Mona Kuntze sowie Brigitte Vielhaus, re.) gemeinsam mit Schirmherrin Margot Käßmann (2.v.re.) vor der Schlosskirche in Wittenberg. © privat

Der Christinnenrat stellte gemeinsam mit Schirmfrau Margot Käßmann das Projekt „Reformation ist überall“ in Wittenberg vor.

Ein halbes Jahrtausend nach Beginn der Reformation wehe noch immer patriarchaler Geist durch die christlichen Kirchen, würden die Religionen von Männern beherrscht. Zu diesem Ergebnis kommt Reformationsbotschafterin Dr. Margot Käßmann. Als Schirmfrau stellte sie das Projekt „Reformation ist überall – Frauenperspektiven“ am Samstag, den 12. August 2017 an der Schlosskirche in Wittenberg vor.

Seit Herbst 2016 lud das Online-Projekt des Christinnenrates Menschen dazu ein, auf einem Plakat den Halbsatz „Eine frauengerechte Kirche ist für uns / für mich, wenn …″ zu vervollständigen und sich damit – in Anlehnung an den Thesenanschlag Martin Luthers – vor einer Kirchentür fotografieren zu lassen.

An diesem bundesweiten ökumenischen Projekt beteiligten sich auch zahlreiche Frauen aus der Weltgebetstags-Bewegung:

Vorbereitungsgruppen vor Ort und das aus neun christlichen Konfessionen bestehende deutsche Komitee, genauso wie Weltgebetstagsfrauen aus dem südamerikanischen Surinam und Projektpartnerinnen aus Kolumbien.

Im Zeitraum von Herbst 2016 bis zum Ende des Kirchentages 2017 wurden 411 Fotos von insgesamt 863 Frauen und 27 Männern eingesendet und auf der Homepage des Christinnenrates veröffentlicht.

Die insgesamt 611 einzelnen Aussagen wurden thematisch sortiert und auf ihre zentralen Inhalt hin in acht Thesen zusammengefasst:

Unsere Kirchen brauchen...
… die Gaben, Fähigkeiten und Berufungen von Frauen
… eine inklusive Sprache
… die Vielfalt von Gottesbildern und von Gottesdienstformen
… Frauen auf allen Leitungsebenen
… Frauen in allen kirchlichen Ämtern
… die Erkenntnisse feministischer Theologien
… eine geschlechtergerechte Verteilung finanzieller Ressourcen
… den Einsatz für gerechte Lebensbedingungen weltweit

Der Christinnenrat lädt mit diesen Thesen zur weiteren Diskussion ein. Es zeigt sich deutlich, dass die christlichen Kirchen ihren Auftrag nur erfüllen können, wenn dabei die Sichtweisen, Erfahrungen und Kenntnisse von Frauen gleichberechtigt zum Tragen kommen, so die Veranstalterinnen.

Hintergrund: Der Christinnenrat ist eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft von Frauenverbänden, Gruppen und Organisationen auf Bundesebene. Er setzt sich u.a. für Geschlechtergerechtigkeit in den christlichen Kirchen ein und ist ein ökumenisches Netzwerk von Frauen. Der Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V. ist seit 2013 Mitglied im Christinnenrat.

Mehr Infos:Flyer Projekt „Reformation ist überall – Frauenperspektiven“, © Christinnenrat

Foto: Der Vorstand des Christinnenrates (in der Mitte v.l.n.r.: Bärbel Haug und Mona Kuntze sowie Brigitte Vielhaus, re.) gemeinsam mit Schirmherrin Margot Käßmann (2.v.re.) vor der Schlosskirche in Wittenberg. © privat