Israel / Palästina: Unter Beobachtung

Die Frauen von MachsomWatch begeben sich in gefährliche Grenzregionen, um Menschrechtsverletzungen zu dokumentieren und damit sichtbar zu machen. Ein Engagement für Sehen und Gesehen-werden, das weite Kreise zieht.

Ungewöhnliche Zusammentreffen

Ältere jüdische Frauen mit Notizblock oder Kamera, stehen vor Wachtürmen, Betonmauern, Stacheldraht und bewaffneten israelischen Soldaten in den Grenzregionen zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten – für die Mitglieder von MachsomWatch (dt.: Kontrollposten-Beobachtung) ein ganz gewöhnlicher Einsatz. Sie beobachten das Geschehen an den vielen streng bewachten Kontrollpunkten der israelischen Armee und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen. Oft genug mischen sie sich auch direkt ein, wenn z.B. Menschen an der Grenze drangsaliert werden. Kein Wunder, dass die Frauen mit dem „Beobachtungsauge“ (dem Logo der Organisation) an der Jacke vom israelischen Militär nicht gerne gesehen sind. Viele berichten von massiven Beschimpfungen durch Soldat*innen, von denen „Landesverräterin“ noch zu den harmloseren gehört.

Unmenschliche Kontrollsysteme

Doch die Frauen von MachsomWatch hält dies nicht ab. Viele von ihnen sind über die Jahre darin erprobt, Konfliktsituationen zu meistern. Sie handeln in der festen Überzeugung, dass die israelische Besatzung des Westjordanlandes und die Errichtung der Sperrmauer mit ihren Kontrollposten zutiefst ungerecht sind und die Rechte der palästinensischen Bevölkerung verletzen. Schon 2001 formulierten die Gründerinnen ihr Ziel, diese Bewegungs- und Personenkontrolle, die den Alltag so vieler palästinensischer Menschen bestimmt, abzuschaffen und die Besatzung zu beenden.  

Ungerechtigkeit aufzeigen

Mit der Verschlechterung der Situation der Palästinenser*innen hat sich auch der Aktionsradius von MachsomWatch erweitert: Neben der Arbeit an den Checkpoints schreiben die Mitglieder daher z.B. Eingaben an die israelische Verwaltung, damit diese den Status palästinensischer Bürger*innen auf ihren „schwarzen Listen“ überprüfen. Oft erreichen sie dadurch, dass Betroffene von der Liste gestrichen werden, um erstmal einen Passierschein beantragen zu dürfen. Einige Frauen verfolgen auch Anhörungen der palästinensischen Zivilbevölkerung vor dem Militärgericht, andere begleiten im Jordantal palästinensische Schäfer mit ihren Herden, die sich der israelischen Armee und militanten Siedler ausgesetzt sehen. Alles wird fotografiert, dokumentiert, berichtet, um öffentlich zu machen, was in den israelischen und internationalen Medien ansonsten wenig Erwähnung findet.

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Israelische Frauen setzen sich für Menschenrechte in den besetzten Gebieten ein
Förderschwerpunkt: Politische und gesellschaftliche Teilhabe
Partnerorganisation: MachsomWatch – Women’s Fund for Human Rights
Laufzeit: Januar 2022 bis Dezember 2023 (Anschlussfinanzierung in Vorbereitung)
WGT-Beitrag: 33.660 € für die gesamte Laufzeit