Nepal: Frauen ganzheitlich sehen und stärken

Wie eng fehlende Bildungsmöglichkeiten, finanzielle Probleme und Krankheit miteinander verwoben sind, zeigt uns die Frauenorganisation MSN (Milijuli Samaj Nepal) auf und sie gibt Lichtblicke, wie Frauen sich auch in komplexen Problemlagen ermächtigen und in ihrer Gesellschaft etwas verändern können.

Weil es auf dem Land kaum Erwerbsmöglichkeiten gibt, migrieren viele Frauen nach Kathmandu und in den Umkreis der Hauptstadt Nepals, wo sie auf bessere Lebensbedingungen hoffen. Ein Großteil der Frauen leidet dort jedoch unter wirtschaftlicher Not, weil sie für den Arbeitsmarkt der Stadt oftmals unzureichend qualifiziert sind. Zudem ist häufig ihr gesundheitlicher Zustand miserabel, weil ihm gesellschaftlich keine Beachtung geschenkt wird. Infolgedessen haben viele Frauen kaum Wissen über Krankheiten und Vorsorge, geschweige denn Zugang zu medizinischer Versorgung. Entsprechend weit verbreitet sind Mangelernährung und Krankheitsbilder wie bspw. Gebärmutterabsenkungen und Geschlechtskrankheiten.

Problem erkannt, Initiative ergriffen

Diese mehrdimensionale Problemlage erkannten Mitarbeiterinnen der United Mission to Nepal (Vereinte Mission Nepal) und beschlossen 2005 mit der Gründung der Frauenorganisation Milijuli Samaj Nepal (MSN) der Benachteiligung von Mädchen und Frauen entgegenzuwirken. Ganz konkret setzen sie ihre Arbeitsschwerpunkte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Stärkung von Frauen, insbesondere in der städtischen Region.

Erfolg mit dreigliedrigem Ansatz

Seit Anfang 2023 besteht die Partnerschaft zwischen MSN und dem deutschen Weltgebetstag. Im Rahmen der jungen Kooperation hat sich die Frauenorganisation einiges vorgenommen: Durch Bildungsangebote über reproduktive Gesundheit und besseren Zugang zu medizinischer Versorgung sollen bis zu 1.275 wirtschaftlich schwache und sozial benachteiligte Frauen und Heranwachsende ihren gesundheitlichen Zustand verbessern können. Insbesondere typische Frauenkrankheiten stehen in dem Projektvorhaben „Gesundheit fördern, Existenzen sichern und Rechte einfordern: Frauen stärken sich ganzheitlich“ im Fokus. Hier wird deutlich, dass Gesundheitsförderung allein nicht reicht: Frauen brauchen eine Perspektive auf wirtschaftliche Eigenständigkeit, die sie vor Abhängigkeiten bewahrt und sie in ihrer Selbstbestimmtheit und ihrem Selbstbewusstsein stärkt. Dafür werden seit Januar 2023 informelle Ausbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Gastronomie, Schneiderei und ökologischem Gartenanbau mit Trainings in Business, Marketing und Geschäftsführung angeboten. Die Erwerbstätigkeit erlaubt den Frauen größere finanzielle Unabhängigkeit und Ernährungssicherheit – zwei Komponenten, die u.a. maßgeblich zur Erhaltung ihrer Gesundheit beitragen.

Langfristige Veränderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Unsere Partnerorganisation MSN versteht die langfristige Förderung von Gleichberechtigung, Selbstbestimmtheit und Teilhabe als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es sind nicht nur Mädchen und Frauen sowie Frauenorganisationen und Initiativen, die dafür verantwortlich sind, ihre Rechte einzufordern. Es braucht sowohl die Zusammenarbeit mit Politik und Einrichtungen als auch das Bewusstsein der Gesamtgesellschaft für Frauenrechte. Dafür nutzt MSN Dialog und Vernetzungsarbeit sowie öffentlichkeitswirksame Kampagnen. So versuchen sie vor allem Männer, in ihren Rollen als Politiker, Brüder, Ärzte, Gemeindevorsteher, Ehemänner, zu erreichen und sie als Befürworter und Unterstützer zu gewinnen. Ihr Verständnis vom Zusammenhang von besserer Gesundheit, Bildung und finanzieller Eigenständigkeit von Frauen auf der Basis ihrer Rechte, bedeutet eine direkte Veränderung der Lebensrealität von Frauen in ihrem Familienkreis und im gesellschaftlichen Zusammenleben. Parallel dazu bilden sich die Frauen selbst als Fürsprecherinnen füreinander aus und lernen, wie sie über das Projektvorhaben hinaus in ihren Familien, Gemeinden und in der Lokalpolitik über Frauenrechte aufklären und diese einfordern können.

Erwerbstätigkeit nach Ausbildung zur Schneiderin © MSN

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Gesundheit fördern, Existenzen sichern und Rechte einfordern: Frauen stärken sich ganzheitlich
Förderschwerpunkt: Gesundheit fördern, Existenzen sichern und Rechte einfordern: Frauen stärken sich ganzheitlich
Partnerorganisation: Milijuli Samaj Nepal (MSN)
Laufzeit: Januar 2023 bis Dezember 2024
WGT-Beitrag: 31.542 €