Burkina Faso: Mit Gießkannen, Mobiltelefonen und Bildung

Frauen in Burkina Faso gründen ihr eigenes Wirtschaftsmodell: Unter veränderten Klimabedingungen finden sie nicht nur Wege ihre eigenen Familien zu ernähren, sondern schließen sich zusammen, um ihre Ernte auch bestmöglich zu vertreiben.

Klimakrise in der Sahelzone: Überleben durch Gemüseanbau und -verkauf

Während in den gemäßigten Klimazonen wie Europa, die Auswirkungen der Klimakrise erst seit einiger Zeit deutlich sind- und spürbar sind, sieht es in empfindlicheren Ökosystemen ganz anders aus, so wie in der Sahel-Region: Regenzeiten haben sich verschoben bzw. verkürzt, zudem ist seit Jahren ein stetiger Rückgang der Regenmenge zu verzeichnen. Dies hat zur kontinuierlichen Verschlechterung der Einkommens- und Ernährungssituation in Burkina Faso beigetragen, das ohnehin zu einem ärmsten Länder der Welt zählt. Verschärft wird die Situation durch Staatsstreiche und eine generell instabile Sicherheitslage in der Region.

Ertragreiche Gemüseproduktion auf kleinen Flächen

Mitten in dieser ausweglos erscheinenden Situation haben sich die Frauen der westlich der Hauptstadt Ouagadougou gelegenen Gemeinden Tanghin-Dassouri und Kompki Ipala zusammengeschlossen, um sich selbst zu helfen: Durch die Bewässerung mit Gießkannen und intensiver Bewirtschaftung von relativ kleinen Flächen bauen sie Gemüse als gesunde Nahrung für sich und ihre Familien an und erwirtschaften zugleich ein Einkommen. Um eine ganzjährige Wasserversorgung zu gewährleisten, werden zusammengefallene und unbenutzbar gewordene Brunnen in unmittelbarer Nähe der Anbauflächen repariert und gesichert. Unterstützt werden die Frauen von der WGT-Partnerorganisation Frauenvereinigung SONG-Taaba – Einig für Entwicklung (kurz: ASFUD). ASFUD hat sich der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen an Entwicklungs- und Entscheidungsprozessen verschrieben. Die Organisation zählt 700 Mitglieder und beschränkt ihre Aktivitäten auf den Distrikt Tanghin Dassouri – dort ist sie ein angesehener „Motor“ der Regionalentwicklung.

Preisrecherche als Voraussetzung für erfolgreichen Handel

Ein Teil der Ernte wird für den Eigenkonsum verwendet, der andere Teil ist für den Verkauf bestimmt. Da der Einzelverkauf vor Ort nur äußerst geringe Gewinnmargen erzielt, haben sich die Frauen in Produzentinnengruppen zusammengeschlossen und vermarkten ihre Produkte nunmehr gemeinsam. Die Abnehmer sind i.d.R. Zwischenhändler, die die Produkte in der Stadt weiterverkaufen. Damit die Frauengruppen die aktuellen Preise für ihre Produkte recherchieren und gegenüber den Zwischenhändlern als gut informierte Handelspartnerinnen auftreten können, werden sie von ASFUD mit Mobiltelefonen ausgestattet und in die Nutzung eingewiesen. Insbesondere in ländlichen Regionen Burkina Fasos sind viele Frauen nicht oder nur halb-alphabetisiert, ähnliches gilt für die Grundrechenarten. ASFUD bietet mehrmonatige Kurse für Frauen an, damit sie Schreib-/Lese- und Rechenkompetenzen erwerben bzw. auffrischen können und „fit“ sind für die Vermarktung ihrer Produkte.

Einer der reparierten und gesicherten Brunnen zur Bewässerung der Gemüsegärten. © ASFUD

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Ökonomische Unabhängigkeit durch Gemüseanbau
Förderschwerpunkt: Ernährungssouveränität
Partnerorganisation: Association Song-Taaba des Femmes Unies et Développement (ASFUD)
Laufzeit: Januar 2024 bis Dezember 2024
WGT-Beitrag: 19.954 €