Bangladesch: Frauen aus ländlichen Regionen sichern ihr Überleben im Post-Covid Kontext

Für viele Mädchen und Frauen in Bangladesch hat sich ihre ohnehin schlechte soziale und wirtschaftliche Ausgangssituation während der Corona-Pandemie dramatisch verschlimmert. Die Frauenorganisation SURA hält gegen die Langzeitfolgen an, indem sie vor allem die gestiegene geschlechterspezifische Gewalt und Diskriminierung, die Armutszunahme und den verschlechterten Gesundheitszustand von Mädchen und Frauen bekämpft.

Lebensrealitäten von ländlichen Mädchen und Frauen

Die Situation von Mädchen und Frauen im ländlichen Bangladesch ist geprägt von Abhängigkeitsverhältnissen und Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts: bereits als Mädchen werden sie schlechter ernährt, medizinisch versorgt und ausgebildet als ihre Brüder. In ihren Familien werden sie häufig als finanzielle Bürde wahrgenommen, v.a. weil für ihre Heirat eine hohe Mitgift aufgebracht werden muss. Die Abhängigkeit von Vater und Brüdern geht nahtlos in die vom Ehemann über. Gewalt, Unterdrückung und Isolation bestimmen den Alltag der Frauen, denen es meistens an Kenntnis ihrer Rechte, Bildungschancen und Einkommensmöglichkeiten fehlt.

Schlüsselstelle ökonomische Entwicklung

Wirtschaftliche Stärkung wird von SURA daher als Weg aus der Abhängigkeit gesehen. Die Gesellschaft für städtischen und ländlichen Fortschritt (SURA) wurde 1991 mit dem Ziel gegründet, ökonomische Entwicklung und soziale Gerechtigkeit in Bangladesch voranzutreiben. Der Schwerpunkt liegt auf der Stärkung von Frauen, da diese am meisten unter Ausbeutung und Unterdrückung leiden. Mit diesem Fokus agiert SURA u.a. im Bezirk Comilla, in aktuellen Projektvorhaben (Januar 2024-Dezember 2025) in ganzen 30 Dörfern.

Die Intention, bewusst im ländlichen Raum mit Frauen und Gemeinden zusammenzuarbeiten, um dort bessere Lebensumstände zu ermöglichen, gründet in der Absicht, ihnen eine Alternative zur Abwanderung in die Stadt zu bieten. Dort erwartet sie zu großer Wahrscheinlichkeit ein Leben in den Slums, arbeitslos oder in Abhängigkeit von ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen – oftmals in Textilfabriken.

Erfolge trotz starker Rückschläge

Der WGT schaut auf eine langjährige Partnerschaft mit SURA zurück. Seit 2001 berichtet die Organisation von Errungenschaften für die Situation von Mädchen und Frauen in den Regionen, wo sie tätig waren. Mit der Covid-Pandemie kam es schnell zu heftigen Rückschlägen wie etwa erstarkter Gewalt gegen Frauen und Kinder, vermehrten Früh- und Zwangsehen, Armutszunahme und erhöhter Kindersterblichkeit. Diese will die Organisation nun gezielt adressieren. Dafür hält SURA weiter am bewährten Ansatz fest, Frauen Selbstermächtigung durch Bildung und bezahlte Arbeit zu ermöglichen und sich trotz des Widerstands des konservativen Umfeldes für ihre Rechte und Freiheiten einzusetzen. Anknüpfend an das aus vergangenen Projektvorhaben bestehende Programm der Gesundheitsbildung und -versorgung, wird die Gesundheit von 440 Frauen und ihren Familien verbessert. Informationen und Unterstützung für die Wahrnehmung von Vorsorge und Behandlung werden angeboten, Mütter- und Säuglingssterblichkeit damit gezielt reduziert und der allgemeine Schutz vor Infektionen gestärkt.

Durch Qualifizierungs- und Bildungsmaßnahmen können 640 Frauen Kompetenzen (Schneiderei, Gemüsegärten, Kleingewerbe) erwerben und vertiefen, um danach ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Dadurch werden Selbstvertrauen und Mitspracherecht gestärkt. Sie werden überdies darin unterstützt, sich zu organisieren und ihre eigenen Ideen voranzubringen und mit Aktionen mehr Aufmerksamkeit für das Thema Geschlechtergerechtigkeit zu gewinnen.

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Frauen aus ländlichen Regionen sichern ihr Überleben im Post-Covid Kontext
Förderschwerpunkt: Wirtschaftliche Eigenständigkeit, Ökonomisches Empowerment
Partnerorganisation: Society for Urban and Rural Advancement (SURA)
Laufzeit: Januar 2024 bis Dezember 2025
WGT-Beitrag: 49.860 € für die gesamte Laufzeit