Albanien: Es geht voran – leider nicht überall

Albanien hat nach Ende des Kommunismus enorme Fortschritte bei der Demokratisierung erreicht. Defizite bestehen jedoch noch immer bei der Etablierung rechtsstaatlicher Mechanismen und den Reformen in Justiz, Wirtschaft und Gesellschaft.

Auch bestehen große Ungleichheiten zwischen dem städtischen und ländlichen Raum. Dort, wo sich traditionelle Wirtschafts- und Lebensweisen erhalten, wo die jungen Menschen abwandern und die wirtschaftliche Situation viel schwieriger als in den Städten ist, hat Gleichberechtigung der Geschlechter keinerlei Priorität. Gewalt gegen Frauen wird immer noch als „Familienangelegenheit“ betrachtet. Auch das Gewohnheitsrecht Kanun, das Blutrache bei „Ehrverletzungen“ vorsieht und die Frau als „Eigentum“ des Ehemanns definiert, hat immer noch großen Einfluss.

Gewusst wie!

Dass es aber durchaus auch in entlegeneren Regionen Albaniens Möglichkeiten gibt, diese Missstände zu ändern, wissen unsere Partnerinnen des Human Rights in Democracy Centre (HRDC) sehr gut: Sie waren im vergangenen Jahrzehnt in Tropoja/Nordalbanien maßgeblich an der Entstehung eines funktionierenden Referenz-/Unterstützungssystems für Überlebende von Gewalt beteiligt. Sie wissen, wo und mit welchen Mitteln frau dazu ansetzen muss und wen man dabei an seiner Seite wissen will. Dieses Wissen soll nun auch in den Regionen Kukës und Kruja zu ähnlichen Entwicklungen verhelfen. In beiden Gemeinden gibt es bislang keinerlei Anlaufstellen für Überlebende von Gewalt – ein Umstand, den HRDC so nicht weiter hinnehmen will!

Information – Beratung - Unterstützung

Mit Unterstützung des Weltgebetstags profitieren die Einwohnerinnen beider Gemeinden (ca. 76.000 Frauen) künftig von Informationskampagnen und können Beratungsangebote in Anspruch nehmen, die sich besonders an arbeitslose Frauen, Alleinerziehende und Angehörige benachteiligter Gruppen (wie z.B. Romnija) richten. Doch darüber hinaus gibt es Unterstützung beim Umgang mit den Behörden und vor Gericht, wenn Straftaten zur Anzeige gebracht werden. Parallel wird Schlüsselpersonal im Gesundheits- und Erziehungssektor sowie bei Polizei und Sozialbehörden für die Erkennung geschlechterspezifischer Gewalt sensibilisiert und für den Umgang mit Überlebenden von Gewalt geschult.

Aufmerksamkeit für Missstände schaffen

Nicht zuletzt ist unsere Partnerorganisation auch in der Öffentlichkeit stets aktiv, wenn es darum geht, Gewalt gegen Frauen und Mädchen als das zu benennen, was sie ist: eine grobe Menschenrechtsverletzung. Denn es hat sich gezeigt, dass auch jahrhundertealte Einstellungen sich wandeln können, wenn eine kritische Masse die alltägliche Gewalt in und außer Haus nicht mehr schweigend hinnimmt. Wir werden HRDC in dieser wichtigen Arbeit weiterhin unterstützen!

Öffentlichkeitskampagne, © HRDC

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Bekämpfung und Vermeidung von geschlechterspezifischer Gewalt durch kompetente örtliche Gemeinschaften
Förderschwerpunkt: Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und sexualisierter Gewalt
Partnerorganisation: Human Rights in Democracy Centre (HRDC)
Laufzeit: Januar 2023 bis Dezember 2025
WGT-Beitrag: 71.911€ für die gesamte Laufzeit