Surinam: Jugendliche unterstützen einander

Immer mehr Surinamer*innen verlassen ihre Familien auf der Suche nach Arbeit. Zurück bleiben häufig Kinder und Jugendliche, die sich weitgehend selbst überlassen sind. Die Jugendleiter*innen der Herrnhuter Frauenarbeit bieten einen Ausweg aus Schulabbruch, Drogen und Gewalt.

Krise zerstört sozialen Zusammenhalt

Surinams Gesellschaft gilt gemeinhin als erfolgreiches Modell für ein harmonisches multiethnisches, multikulturelles und multireligiöses Zusammenleben. Mit der wirtschaftlichen Krise wird es jedoch zunehmend schwieriger, den bisherigen sozialen Frieden aufrecht zu erhalten. Die Erwachsenen sind mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt. Oft verlassen sie die Familie auf der Suche nach Arbeit.


Bisher stabile Nachbarschafts-Netzwerke werden brüchig. Zurück bleiben Kinder und Jugendliche, die weitestgehend sich selbst überlassen sind.  Das hat die bekannten negativen Konsequenzen wie Herumstreunen, Schulabbruch, Drogenkonsum und sexualisierte Gewalt. Nicht selten stehen die Eltern dann rat- und hilflos vor der sozialen und seelischen Verwahrlosung ihrer Kinder.

Junge Mädchen sind Hauptverliererinnen

„Mit dem Zerfall des sozialen Zusammenhalts geht ein rasanter Bedeutungsverlust der gesellschaftlichen Wertevorstellungen einher“, so die Leiterin der Herrnhuter Frauenarbeit, „das lässt sich besonders im Umgang der Jugendlichen mit Sexualität ablesen.“

Die negativen Konsequenzen trügen insbesondere Mädchen und junge Frauen, die in einem Teufelskreis von Abhängigkeiten feststecken: ungeschützter Geschlechtsverkehr, oft unter Zwang; Teenager-Schwangerschaften, die zum Schulabbruch führen; jugendliche Mütter, die mangels Alternativen mit Prostitution und Drogenhandel sich und ihre (meist vaterlosen) Kinder über Wasser zu halten versuchen.

Soziale Sensibilität und gegenseitige Unterstützung

Die Herrnhuter Frauenarbeit möchte Mädchen und junge Frauen besser vor Missbrauch und (sexueller) Ausbeutung schützen. „In unseren Stadtrandgemeinden sind 30 Jugendleiter*innen engagiert. Sie sind die besten Ansprechpartner*innen für Gleichaltrige!“ Diese werden darin geschult, in ihren Vierteln soziale Fehlentwicklungen zu erkennen. Sie lernen, eine Sensibilität dafür zu entwickeln, wenn vor allem Mädchen Gefährdungen von fehlender familiärer Unterstützung bis zu sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Wo nötig, vermitteln sie Kontakt zu professioneller Unterstützung z.B. für Teenager-Mütter.

In den Trainings stehen Aufklärung und der verantwortliche Umgang mit der eigenen Sexualität ganz oben. Aber auch Kommunikation und Beratungstechniken, die verantwortliche Nutzung sozialer Medien und der konstruktive Umgang mit Gruppendruck werden eingeübt.

Der erste Trainingszyklus war so erfolgreich, dass wir uns entschlossen haben, das Bildungsangebot auf alle 70 Jugendleiter*innen auszuweiten.

Ein „sorgendes Umfeld“

Die Herrnhuter Frauenarbeit wirkt darauf hin, dass auch in sozioökonomisch unterprivilegierten Stadtvierteln ein „sorgendes Umfeld“ geschaffen wird, in dem sich Jugendliche besser entwickeln können.

Uns ist es  wichtig, unsere Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu begleiten. Sie sollen in ihren Vierteln Vorbilder sein und einander bei Schwierigkeiten weiterhelfen können“, so die Leiterin, denn:  „Gemeindearbeit muss konkrete Lebenshilfe sein“.

 

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: JugendleiterInnen als Anlaufstelle für Mädchen/junge Frauen in Schwierigkeiten
Ort/Region: Paramaribo
Förderschwerpunkt: Frauenperspektiven in Kirche, Ökumene und interreligiösem Dialog
Partnerorganisation: Frauenarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine in Surinam (EBGS-VC)
Laufzeit: November 2018 bis Juli 2019
WGT-Beitrag:  13.477€ Gemeinsame Förderung der Weltgebetstags-Komitees aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Weiterführende Informationen:

Menüpunkt zur Frauenarbeit auf den Internetseiten der Herrnhuter Brüdergemeine (deutsch)


Artikel „Making a positive impact on the lives of women and girls around the world“ auf den Internetseiten der „Moravian Church in North America“ (englisch)