Nicaragua: Herausforderung Teenager-Schwangerschaft

Nirgendwo in Lateinamerika werden so viele Teenager schwanger wie in Nicaragua. Aufklärung, familiäre Unterstützung und glaubwürdige Vorbilder können dies ändern.

Wenn ein Mädchen schwanger wird, verändert das seine Zukunftsaussichten radikal – und zwar selten zum Besseren. Es kann sein, dass es die Schulausbildung abbrechen muss. Die Aussichten auf eine Berufsausbildung verschlechtern sich. Armut, Ausgrenzung und Abhängigkeit sind die Folgen.

Nicaragua hat die höchste Rate an Teenagerschwangerschaften in Lateinamerika und die zweithöchste weltweit. Oft verlieren die Mädchen die Unterstützung ihrer Familie, weil diese „das Problem“ der Familie des (meist ebenso jungen) Erzeugers anlasten.

Eine gesellschaftliche Debatte über die Ursachen unerwünschter Schwangerschaften scheitert seit Jahren am erbitterten Widerstand ultra-konservativer Gruppen. Diese sehen in ihr vor allem den Nachweis der unmoralischen Lebensführung der Mädchen, die es zu korrigieren gelte.

Warum Mädchen – oft ungewollt – Mütter werden

Die Frauenrechtsorganisation AMCC hält diese Denkmuster für verfehlt, weil sie die gesellschaftlichen Zwänge nicht berücksichtigt, denen heranwachsende Mädchen ausgesetzt sind. Ihnen wird vermittelt, sie seien für Verhütung zuständig – folglich sei es ihre eigene Schuld, wenn sie schwanger werden. Dabei findet Sexualaufklärung kaum statt, weder in der Familie noch in der Schule.

Oft werden Mädchen von ihren Partnern unter Druck gesetzt: jederzeit sexuell verfügbar zu sein gilt als „Liebesbeweis“, auf den Männer ein Recht zu haben glauben. Und: Wenn Kinder Kinder bekommen, ist fast immer sexualisierte Gewalt im Spiel.

Mehr Autonomie und neue Vorbilder

Der Schlüssel, so AMCC, ist – neben Aufklärung und Zugang zu Verhütungsmitteln – ein starkes Selbstbewusstsein: „Mädchen haben ein Recht darauf, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten, eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist die Kontrolle über den eigenen Körper“. AMCC unterstützt die Mädchen mit Bildungsangeboten zu Sexualität und Frauenrechten.

Ihre Mütter und LehrerInnen werden über Austauschforen und Trainings eingebunden, um sie als UnterstützerInnen zu gewinnen:

„Wir brauchen ein verändertes Frauenbild, das darauf verzichtet, Mutterschaft als Qualitätsnachweis für ‚richtiges Frausein‘ aufzuzwingen. Und: wir brauchen Vorbilder, die den Töchtern Mut machen“.

Staat und Gesellschaft in der Pflicht

AMCC nimmt auch die strukturellen Schwachstellen in den Blick: soziale und ökonomische Abhängigkeit, mangelnde Gleichberechtigung, Diskriminierung und fehlender Zugang zu Gesundheitsdiensten sind für Teenager-Schwangerschaften ebenso mitverantwortlich wie traditionelle Frauenbilder.

Deshalb fehlen die „Mädchen von AMCC“ auf keiner Demo, wo es um Frauenrechte und Bürgerrechte allgemein geht!

 

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Frauenrechte und bürgerschaftliches Engagement – neue Leitbilder für junge Mädchen
Ort/Region: Condega/Las Segovias
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Partnerorganisation: Asociación Colectiva de Mujeres Constructoras de Condega (AMCC)
Laufzeit: Januar 2016 bis Dezember 2018
WGT-Beitrag: 50.005 €