Nepal: Ein Netz für Frauen

Für viele Reisende ist Nepal ein Sehnsuchtsland. Den Alltag der Bevölkerung hingegen prägt bittere Armut. Frauen und Mädchen werden extrem diskriminiert. Nepal zählt nicht nur zu den zwanzig ärmsten Ländern der Welt. Der Himalaya-Staat hat auch in Sachen struktureller Unterdrückung von Frauen einen der negativen Spitzenplätze inne. 

Nepals Frauen und Mädchen werden in allen Bereichen des Lebens diskriminiert. Das beginnt in der Kindheit und Jugend, wenn Mädchen keine Schule besuchen dürfen, und betrifft die Frauen auch in ihrem Erwachsenenleben. Sie können oft kein eigenes Einkommen erwirtschaften und dürfen in ihren Gemeinschaften nicht mitbestimmen. 

Als Folge hoher Arbeitsbelastung, früher und zahlreicher Geburten und armutsbedingter schlechter Ernährung leiden außerdem viele Frauen unter schweren gesundheitlichen Problemen.

Vernetzen und fördern

Die Partnerinnen des Weltgebetstags von Santhagat Bikas Sanjal – kurz Sanjal, das Netz – kämpfen für eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Frauen und Mädchen in Nepal. Gemeinsam mit momentan 18 kleinen Basisorganisationen vor Ort sind sie besonders im ländlichen Raum aktiv.

Dabei engagiert sich Sanjal als Dachorganisation zum einen dafür, dass seine Mitglieder institutionell gestärkt werden und ihre Arbeit noch professioneller und wirksamer wird. Zum anderen unterstützt Sanjal aber auch ganz direkt die Aktivitäten der einzelnen Projekte.

Gesund und auf eigenen Beinen

Im aktuellen Projekt arbeitet Sanjal mit der Frauenorganisation Grameen Mahila Jagaran Samuha (GMJS) zusammen. Gemeinsam sind sie im gebirgigen Osten Nepals, in der Region Okhaldhunga, aktiv und fördern die Gesundheit von Frauen. 

GMJS unterstützt die teilnehmenden Frauen dabei, sich in Selbsthilfegruppen zu organisieren. In diesem „geschützten Raum“ können sich die Frauen offen austauschen. Oft haben sie hier zum ersten Mal die Möglichkeit, mit anderen Frauen über Menstruations-Beschwerden und ihre Probleme während Schwangerschaft und Geburt zu sprechen.

Sozialarbeiterinnen, Hebammen und Mitarbeiterinnen aus dem Gesundheitssektor begleiten die Gruppen. Von ihnen werden die Frauen über ihre Rechte aufgeklärt und lernen Möglichkeiten kennen, ihre Gesundheit zu fördern und zu schützen.

Parallel dazu arbeitet GMJS mit den Frauen an alternativen Einkommensmodellen. Manch eine Teilnehmerin ist später stolze Besitzerin z.B. einer eigenen  Hühner- oder Büffelzucht – und kann so wirtschaftlich und sozial eine ganz andere Rolle in ihrem Dorf einnehmen.

Die gemeinsame Arbeit hat sich etabliert

GMJS und Sanjal sind bereits seit mehr als fünf Jahren gemeinsam in Okhaldhunga aktiv. Ihre Selbsthilfegruppen sind zu festen Bestandteilen im Leben der Frauen geworden. Das Tabu, über den eigenen Körper und die eigene Gesundheit zu sprechen, wird langsam aufgebrochen.

Mittlerweile haben die Frauen eine Kooperative gegründet und sind in Spar-Gruppen aktiv. Ihre Erfolge in der Armutsminderung haben GJMS und Sanjal ein hohes Ansehen im Distrikt verschafft.

Ihre Arbeit zu Gesundheitsförderung wird immer wichtiger und spricht vermehrt junge Mädchen an.  Auch sie wünschen sich einen Raum, in dem sie offen über ihren Körper und ihre Probleme reden können. 

Junge Generation rückt in den Fokus

Langfristig möchten GMJS und Sanjal sich daher verstärkt der Arbeit mit Mädchen widmen. Zahlreiche nepalische Mädchen werden bereits früh verheiratet. In sehr jungen Jahren kommt es zu vielen, dicht aufeinander folgenden Schwangerschaften – samt der bekannten gesundheitlichen Probleme.

Mit der Gründung von Mädchengruppen möchten GMJS und Sanjal diesen Frühverheiratungen entgegenwirken.

Doch in den Gruppen soll es auch um ganz alltägliche Themen wie die Körperhygiene während der Menstruation gehen. Die Mädchen sollen hier Infos erhalten, sich austauschen können und selbstständig wiederverwendbare Monatsbinden herstellen.

All das soll die Mädchen dabei unterstützten, zu selbstbewussten Frauen heranzuwachsen und sich gegen Traditionen zu stellen, die ihnen und ihrem Körper Schaden zuführen.

 

 

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel:Wirtschaftliche Eigenständigkeit und Gesundheitsförderung von Frauen
Förderschwerpunkt: Frauengesundheit
Partnerorganisation: Sansthagat Bikas Sanjal
Laufzeit: Januar 2016 bis April 2018
WGT-Beitrag: 45.292€