Guatemala: Sich einmal satt essen

In Guatemala hat die extreme Armut zugenommen, vor allem auf dem Land. 70 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren sind chronisch unterernährt. Die Frauenorganisation ADEMI kämpft für gesunde Ernährung und gegen die Ausgrenzung von Frauen.

Globalisierung verschärft den Hunger …

Weltweit sind nur in 10 Prozent aller Fälle Kriege oder Naturkatastrophen dafür verantwortlich, dass Nahrungsmittel knapp werden. Der Hunger im globalen Süden hat meist eine andere Ursache: 

Produziert wird in den allermeisten Fällen nicht für die Menschen in der Region, sondern für den Weltmarkt. Dabei bevorzugen die Lebensmittelkonzerne die Ernährungsbedürfnisse und -vorlieben der Menschen im globalen Norden.

Selbst die Bäuerinnen und Bauern vor Ort können oft nicht vom Ertrag ihrer harten Arbeit leben. Die, die Nahrungsmittel selbst produzieren, müssen nicht selten hungern. Die Kontrolle über Produktions- und Vermarktungsbedingungen hingegen liegt in den Händen der Konzerne und lokaler Eliten.

… und die Diskriminierung von Frauen! 

70 Prozent aller Hungernden weltweit sind weiblich. Treffen Armut und Nahrungsmittelknappheit auf traditionelle Rollenbilder, kann es gar lebensbedrohlich für die Frauen werden.

Frauen fühlen sich häufig dazu verpflichtet, im Ernstfall eher selbst zu hungern als ihre Familie hungrig zu wissen. Und wenn das Essen knapp wird, bekommen eher Ehemänner und Söhne etwas auf den Teller, als die Töchter.

Die indianische Graswurzel-Frauenorganisation ADEMI betont deshalb:
„Wir Frauen müssen umlernen: das Recht auf Nahrung gilt für alle – ausnahmslos“. 

Sich selbst ernähren

Die erste Herausforderung, der ADEMI im Hochland Guatemalas gegenübersteht, ist der Kampf der Unter- und Mangelernährung. Dazu geht die Partnerorganisation des Weltgebetstags zwei Wege: Traditionelle Hebammen beraten Schwangere und Mütter von Kleinkindern in Ernährungsfragen, während sogenannte Gesundheits-Promotorinnen die Frauen dabei begleiten, agroökologische Hausgärten mit Gemüse anzulegen und Kleintiere wie Geflügel und Ziegen zu züchten.

Die Teilnehmerinnen des Projektes von ADEMI richten sich außerdem eigene Lager für das traditionelle Saatgut ein. Damit senken sie ihre Produktionskosten. Kurz: Die Frauen versorgen sich selbst und sind so weniger abhängig von der Unterstützung Außenstehender.

Hungrig nach Würde

Die weite Herausforderung, vor der die Frauen stehen, ist, wirkungsvoll ihre eigenen Interessen zu vertreten. Dazu schult ADEMI junge Maya-Frauen als Nachwuchsführungskräfte. Seite an Seite mit den älteren Frauen pochen sie in den Gremien ihrer Dörfer und Regionen auf eine eigene Frauen-Agenda.

ADEMI respektiert die kulturellen Hintergründe der teilnehmenden Frauen. Diese Wertschätzung zeigt sich unter anderem darin, dass die Frauen in der Herstellung von Saatgut auf traditionelles Wissen ihrer Vorfahren zurückgreifen. Zu wissen, dass ihre indianische Identität respektiert wird, macht die Teilnehmerinnen aufgeschlossener für Themen wie Frauenrechte. Es fällt ihnen so leichter, ihre kulturellen Prägungen auch einmal kritisch zu begutachten. Vermeintliche „Wahrheiten“ wie die Untergebenheit der Frau gegenüber dem Mann werden nun hinterfragt.

Moderne Frauenrechte und indianisches Selbstverständnis gelten inzwischen nicht mehr per se als unvereinbar: Es fühlt sich „richtig“ an, eigene Interessen zu haben! Die Mitarbeiterinnen von ADEMI genießen das Vertrauen der Maya-Frauen, deshalb wird ihr Rat angenommen.

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Ernährungssouveränität dank agroökologischer Hausgärten und lokalpolitischer Teilhabe
Förderschwerpunkt: Ernährungssouveränität
Partnerorganisation: Asociación de Mujeres Ixpiyakok (ADEMI)
Laufzeit: Januar 2018 bis Dezember 2019
WGT-Beitrag: 40.005€