El Salvador: Trinkwasser ist keine Ware!

Im mittelamerikanischen El Salvador kann der Wasserbedarf der Bevölkerung seit langem nicht mehr gedeckt werden. Ursachen dafür sind der Klimawandel und eine Wirtschaftspolitik, die auf die rücksichtslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen setzt. Dazu kommt staatliches Missmanagement, das weder die Übernutzung der noch vorhandenen Wasserreservoire verhindert noch für eine faire Verteilung des kostbaren Guts sorgt.

Wasser für alle

Nur 60% der Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Deshalb kämpft die „Allianz gegen die Privatisierung von Wasser“ seit Jahren für eine nachhaltige Wasserpolitik. Der Allianz gehört auch unsere Partnerorganisation CFDL (Frauenkollektiv für Lokalentwicklung) an. Gemeinsam kämpfen sie dafür, die Quellgebiete zu schützen und allen Menschen die lebenswichtige Grundversorgung mit sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.

Auch die Bischofskonferenz macht sich das Anliegen zu eigen: „Lassen wir nicht zu, dass die Armen verdursten“, forderte sie im Jahr 2018 in einem Hirtenbrief.

Strategisches Ziel: Verteilungsgerechtigkeit

Unsere Partnerinnen von CFDL fordern, dass Frauen an allen wichtigen Entscheidungen über die Nutzung von Wasser beteiligt werden. „Wenn Wasser knapp ist, dann sollte die ganze Gemeinde mitbestimmen können, wann wer für welche Zwecke Wasser zugeteilt bekommt“, darauf besteht Alina Menjívar von CFDL. „Wir Frauen brauchen Wasser für unsere Felder, aber auch für zuhause“.

Eine Sensibilisierungs-Kampagne „Wasser für alle“ zeigt erste Erfolge: Im Jahr 2019 verpflichtet sich die Stadtverwaltung in Suchitoto zu einer gemeinwohlorientierten Wasserpolitik.  

Eigeninitiative ist gefragt

Da es in ländlichen Regionen häufig keine staatliche Wasserversorgung gibt, bauen die Gemeinden eigene, unabhängige Wassersysteme auf. Auch CFDL hat 20 Wasser-Komitees gegründet und Frauen in nachhaltigem Wassermanagement geschult.

Auf dem Stundenplan stehen auch bürgerschaftliche Teilhabe und Konflikttransformation. Denn: Streit um das knappe Gut Wasser bleibt nicht aus und Selbstbehauptung in der männerdominierten Gemeindeverwaltung will eingeübt sein. Die Frauen organisieren Wiederaufforstungs-Kampagnen, sie verlegen Wasser-Leitungen und bauen lokale Wasserspeicher-Systeme auf.

„Wir reden nicht nur von Frauenrechten, wir verbessern ganz konkret die Lebensbedingungen“, betont Alina.

Etappenziel erreicht: Verfassungsreform

Auch auf nationaler Ebene tut sich etwas: Im Oktober 2020 beschließt das Parlament, das Recht auf Wasser in die Verfassung aufzunehmen.

„Ein Meilenstein“, freut sich Alina, „allerdings ist in El Salvador eine Verfassungsreform erst gültig, wenn sie in der folgenden Legislaturperiode mit absoluter Mehrheit ratifiziert wird. 2021 sind Wahlen, wir müssen am Ball bleiben, bis das Recht auf Wasser definitiv Teil unserer Carta Magna wird“.

Ist nun alles gut?

Nein, keineswegs! Denn der Reformvorschlag spart die strittige Frage nach den Besitzverhältnissen aus.

„Wasser gilt immer noch nicht als gemeinnütziges Gut, mit dem keine Geschäfte gemacht werden dürfen“, so Alina, „und solange das Wassermanagement nicht in öffentlicher Hand liegt, ist nicht wirklich etwas erreicht.“

Bei einer Abstimmung für das "Recht auf Wasser" auf Gemeinde-Ebene (Foto:CFDL)

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Verteidigung des Rechts auf Wasser - eine Selbstverpflichtung der Frauenbewegung
Förderschwerpunkt: Politische und soziale Teilhabe
Partnerorganisation: Colectiva Feminista para el Desarrollo Local (CFDL)
Laufzeit: Januar 2019 bis Dezember 2021
WGT-Beitrag: 45.000 €