Bosnien: Begegnung statt Hass

Intoleranz, Hass und religiöser Fundamentalismus sind auf dem Vormarsch. Eine Bildungsreise hingegen bringt Christinnen und Muslimas zusammen. Begegnung und Zuhören sind ihre Rezepte für mehr Toleranz und Frieden.

Die Andere kennenlernen

Wie denkt die bosnische Muslimin mit dem Hidschab über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Was bedeutet es, als Tochter marokkanischer Eltern seinen Glauben in Amsterdam zu leben? Wie können Frauen in religiösen Strukturen mehr Einfluss gewinnen?

Solche und viele andere Fragen werden im Rahmen des „reisenden EPIL-Seminars“ diskutiert. In einer Welt, die zunehmend von religiösem Fundamentalismus, Intoleranz und Ablehnung gegenüber Andersdenkenden geprägt ist, will das Projekt Frauen unterschiedlichen Glaubens und Herkunft zusammenbringen. Ziel ist es, langfristig Frauenstimmen für Frieden, Toleranz und Geschlechtergerechtigkeit in einem multi-religiösen Europa durch interreligiöse Bildungsarbeit zu stärken.

Wie funktioniert ein „reisendes Seminar“?

EPIL steht für nicht nur für Begegnungen, sondern auch dafür, sich gegenüber der Lebenswelt der „Anderen“ zu öffnen und sie von innen heraus kennenzulernen. Deshalb werden in den verschiedenen Herkunftsländern der Teilnehmerinnen jeweils entsprechende Lerneinheiten, sogenannte „Module“ organisiert. Diese haben ein bestimmtes übergeordnetes Thema, das für den jeweiligen Ort oder die Region prägend wirkt, z.B. „Herausforderungen von Migrationsgesellschaften bei der Integration“. Die Seminarteilnehmerinnen nähern sich dann während ihres mehrtägigen Aufenthalts vor Ort dem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln.

Ergebnisse sichern

Fester Bestandteil eines jeden Kurses ist ein „Heim-Modul“, in dessen Rahmen ein bestimmtes Thema von den jeweiligen Teilnehmerinnen eines Landes gemeinsam in ihrem Herkunftsland bearbeitet wird – derzeit gibt es niederländische, österreichische, bosnische und türkische Teilnehmerinnen. Auch die Abschlussarbeit, die jede Teilnehmerin am Ende des Kurses verfasst, wird von einer akademischen Institution am Heimatort betreut. Dort wirken die Absolventinnen auch als Multiplikatorinnen, indem sie sich in Veranstaltungen und gesellschaftliche Debatten einbringen.

EPILs erste Zwischenbilanz

Mittlerweile blickt EPIL auf ein zehnjähriges Bestehen und drei abgeschlossene Seminarzyklen zurück – der vierte läuft noch bis Ende 2017.

Mehr als 60 Teilnehmerinnen haben ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, hunderte weitere Frauen waren als wissenschaftliche Begleiterinnen, Dozentinnen, Ansprechpartnerinnen vor Ort, Unterstützerinnen und Mitwirkende beteiligt, das Projekt „mit Leben zu erfüllen“.

Viele dieser Frauen und Studentinnen setzen sich nach wie vor in ihrem Umfeld aktiv für eine friedliche Ko-Existenz der verschiedenen Religionen in Europa ein.

Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Gerechtigkeit und Versöhnung als Beitrag zur Kriegsfolgenbewältigung und Friedensarbeit
Ort/Region: Zentral- und Ostbosnien
Förderschwerpunkt: Frauenperspektive in Kirche, Ökumene und interreligiösem Dialog
Partnerorganisation: European Project for Interreligious Learning (EPIL)
Laufzeit: Januar bis Juli 2017
WGT-Beitrag: 23.015 €