Benin: Ein Schulabschluss für alle Mädchen

Mädchen werden in Benin oft früh verheiratet. Ihr Schulbesuch ist für die Eltern deshalb häufig eine „nutzlose Investition“. Doch in Ouidah warten Ausbildung, Bücher und Hoffnung auf die Schulabbrecherinnen.

Geschlecht entscheidet über Bildungschancen

Die Hälfte der beninischen Bevölkerung ist unter 16 Jahre alt, fast 60 Prozent der Menschen sind AnalphabetInnen.

Das Bildungssystem in Benin wurde stark von den französischen Kolonialherren geprägt: Die allgemeine Schulpflicht bezieht sich auf sechs Jahre Grundschule. Seit der Grundschulbesuch kostenlos ist, hat sich die Einschulungsrate deutlich erhöht, sie liegt mittlerweile bei 95 Prozent.

Doch fast ein Drittel der Kinder brechen die Grundschule vorzeitig ab, vor allem Mädchen. Betrachtet man die weiterführende Sekundarstufe, wird die „Bildungslücke“ zwischen Jungen und Mädchen noch offensichtlicher: Auf 100 Jungen kommen weniger als 60 Mädchen.

Schulabbruch – woran liegts?

Die Gründe für das frühe Ausscheiden der Mädchen aus dem Bildungssystem sind vielfältig, teils auch banal. Zum Beispiel wird zu Hause auf Dauer ungern auf die Arbeitskraft der Mädchen verzichtet.

Hinzu kommen klassische Geschlechterklischees, wie wir sie auch aus anderen westafrikanischen Ländern kennen: Viele Mädchen heiraten früh (bzw. werden verheiratet) und die Investition in ihre Bildung erscheint den Eltern als „nutzlose Ausgabe“. Zudem gibt es kaum weibliche Lehrkräfte und damit fehlen Ansprechpartnerinnen für die Schülerinnen bei Problemen. Darüber hinaus gibt es zu wenige weibliche Vorbilder, die vor Augen führen, dass Bildung sich tatsächlich langfristig auszahlt.

Bildung im Zentrum

Um diese Spirale von Armut und Mangel an Bildung zu durchbrechen, hat sich die Partnerorganisation des Weltgebetstags, „Action Femmes Plus“ (AFPlus), ein Konzept überlegt, das sowohl den Schülerinnen, als auch den Müttern bzw. älteren Frauen gerecht wird: In einem gut erreichbaren Bildungszentrum mit Unterrichts-/Arbeitsräumen und kleiner Bibliothek finden Alphabetisierungskurse und berufsbildende Ausbildungen für junge Frauen in der Gemeinde statt. Diese haben so trotz Schulabbruch eine zweite Chance sich als Schneiderin, Weberin oder Verkäuferin ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

Einbindung der Mütter gibt den Ausschlag

Aber auch für Mütter und ältere Frauen gibt es entsprechende Angebote im Zentrum. Wenn die Besucherinnen regelmäßig kommen, ergibt sich so von ganz allein auch die Möglichkeit, Bewusstseinsbildung in Sachen Schulbesuch der Töchter zu betreiben. Für Schülerinnen, die bereits lesen können, gibt es eine kleine Bibliothek (unter anderem gut bestückt mit frauenrechtsrelevanter Literatur), die den eigenen Horizont erweitert und zum Austausch anregt.

Gemeinsam mit Schülerinnen und Eltern engagiert sich AFPlus außerdem in der Gemeinde, um möglichst viele weitere Familien am Ort von der Notwendigkeit von Mädchen- und Frauenbildung zu überzeugen. Denn bis tatsächlich alle Mädchen aus Ouidah einen Schulabschluss besitzen, ist es noch ein langer Weg!

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Projekt-Kurzinfo

Projekttitel: Bildungs- und Berufszentrum für Frauen und Mädchen
Ort/Region: Gemeinde Ouidah
Förderschwerpunkt: Bildung und berufliche Qualifizierung
Partnerorganisation: Action Femmes Plus (AFPlus)
Laufzeit: Januar 2017 bis Dezember 2017
WGT-Beitrag: 19.997 €