„Zukunft weben“

Partnerorganisation Red Puna aus Argentinien baut auf traditionelles Textilhandwerk um Frauenrechte zu stärken.

 „Wir wollen unsere Wirklichkeit verändern, etwas dafür tun, um die zutiefst ungerechten Strukturen unserer Gesellschaft zu verändern“, sagt Lili Martinez von Red Puna in einem Interview (über traditionelles Kunsthandwerk in den argentinischen Anden) mit der renommierten argentinischen Zeitung Página.
Das vor über 25 Jahren gegründete Netzwerk „Red Puna y Quebrada“ (zu dt. „Netzwerk in Puna und Quebrada“ – zwei Regionen in den Anden) versteht sich als Plattform indigener Basisorganisationen. Ihm gehören inzwischen 30 Organisationen mit etwa tausend Familien an. Sie bündeln ihre Kräfte im Kampf gegen Ausgrenzung und Marginalisierung seitens der (vorwiegend weißen) Mehrheitsgesellschaft. „Wir leben von der Landwirtschaft und vom Kunsthandwerk, dabei ist es uns wichtig, die Traditionen unserer Vorfahren wieder neu zu beleben.“

Frauenrechte und Tradition verstricken

2001 haben wir begonnen, uns intensiv mit der Frauenfrage in unserer Organisation auseinanderzusetzen“, erzählt Lili weiter. Das Team erkannte ziemlich schnell, dass Frauenrechte in Red Puna nur dann als legitimes Anliegen akzeptiert werden, wenn sie mit der eigenen indigenen Identität und der traditionellen Rolle von Frauen in familiärer Sorgearbeit und Subsistenzlandwirtschaft vereinbar sind. Erst dann kann ein  Umdenkprozess beginnen. Und: „Brotlose“ Sensibilisierung in Geschlechterfragen bleibt folgenlos. Die Frauen müssen ihre Autonomiebestrebungen mit wirtschaftlicher Unabhängigkeit absichern können.

Deshalb entschied Red Puna auf dem traditionell in Frauenhand liegenden Textilhandwerk aufzubauen. Mittels Heimarbeit und gemeinsamer Vermarktung wurde ein inzwischen gut etablierter Markt für traditionelle indigene Strick- und Webwaren geschaffen. 80 Frauen arbeiten regelmäßig mit Designern zusammen. „Von ihnen haben wir über Qualitäts-Standards und zeitgenössisches Design gelernt. Inzwischen beliefern wir auch regelmäßig Boutiquen in der Hauptstadt“, berichtet Juana, die Koordinatorin des Programms Kunsthandwerk und Gender.

Erhöhte Lebensqualität und Gleichberechtigung

Hat dies die Lebensqualität der Frauen und ihrer Familien verändert? „Durchaus, wir haben inzwischen in Tilcara und Purmamarca, zwei Touristenorten, feste Verkaufsstände und verkaufen unsere Web- und Strickwaren das ganze Jahr über auf Messen. Die Frauen haben sichere Absatzmärkte, was wiederum ein sicheres Familieneinkommen bedeutet.“

Der Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e.V. unterstützt die Bemühungen um wirtschaftliche Eigenständigkeit der Frauen seit 2016. „Wir sind stolz darauf, einen Großteil der Betriebskosten bereits selbst zu erwirtschaften und somit sukzessiv weniger von externer Förderung abhängig zu sein“, unterstreicht  Lili.

Auch in Sachen Gleichberechtigung tut sich etwas: Seit die Frauen auch monetär etwas zum Familienunterhalt beitragen, haben sie persönlich größere Handlungsspielräume. Ihre Partner unterstützen sie mehr bei Hausarbeit und Kinderbetreuung und zeigen weniger Widerstand gegenüber ihrem außerhäuslichen Engagement.

Weiterführende Lektüre: Orginalartikel „Artes en la quebrada“ (spanisch)

Foto: Frauen bei einem Workshop von Red Puna y Quebrada © Red Puna y Quebrada