Projektpartnerin bedroht

Kolumbianische Friedensaktivistinnen sehen sich zunehmender Bedrohungslage ausgesetzt.

Yanette Bautista, Leiterin unserer kolumbianischen Partnerorganisation Fundación Nydia Erika Bautista (FNEB), informierte uns über die zunehmende Bedrohungslage, der sich die Friedensaktivistinnen ausgesetzt sehen. 

Der jüngste Versuch (27.01.2018), in das Haus von Yanette Bautista einzubrechen, gehört ebenso zu den Einschüchterungen wie die konstante Überwachung des FNEB-Büros. Als Hilfesuchende getarnte Mitarbeiter der Geheimdienste hatten versucht, sich ein Bild von den Räumlichkeiten zu machen und  das Personal auszuhorchen.

Werden solche Einschüchterungsversuche der kolumbianischen Polizei gemeldet, wiegelt diese meist ab oder verschleppt die Nachforschungen.

Ihr „Vergehen“: den Frieden wollen

Yanette Bautista ist keine Unbekannte in der Menschenrechts-Szene Kolumbiens. Bereits 1997 gründete sie die Stiftung „Nydia Erika Bautista“ (FNEB).  Die Stiftung ist eine Interessenvertretung von Familienangehörigen Verschwundener. Während der Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC-Guerilla in Havanna gehörte sie der Delegation der Opferverbände an.

Ihrem Engagement ist es u.a. zu verdanken, dass die Ahndung sexualisierter Gewalt und Opferausgleich heute Kernaspekte des Ende 2016 in Bogotá unterzeichneten Friedensabkommens sind.

Menschenrechtsaktivist*innen zunehmend in Gefahr

Während die allgemeine Gewalt in Kolumbien weiter abnimmt, bleibt der Einsatz für Menschenrechte nach wie vor lebensgefährlich. Gemäß Angaben der Vereinten Nationen wurden im vergangenen Jahr 105 Aktivistinnen und Aktivisten für Menschenrechte ermordet. Kolumbianische Menschenrechtsorganisationen gehen sogar von mindestens 170 ermordeten Menschenrechtsverteidiger*innen und sozialen Führungspersonen im Jahr 2017 aus.

Umso unverständlicher ist es, dass die kolumbianische Regierung im September 2017 entschied, die bereits 2014 von der Interamerikanischen Menschenrechtskommission veranlassten  Sicherheitsmaßnahmen für Yanette Bautista einzustellen.

Ihre Leibwächter und das gepanzerte Fahrzeug seien, laut Yanette Bautista, mit dem Argument abgezogen worden, sie sei seit der Beendigung des Ausnahmezustands weniger gefährdet und es liege kein außerordentliches Risiko mehr vor. 

Weltgebetstag an der Seite der Familienangehörigen

Das Deutsche Weltgebetstagskomitee unterstützt FNEB seit dem Jahr 2014. Aktuelle Schwerpunkte der Arbeit von FNEB sind zum einen Trainings für 40 Frauen im Umgang mit der Übergangsjustiz zur Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen.

Zum anderen erstellen die Aktivistinnen von FNEB momentan einen Entwurf zur geschlechtersensiblen Gestaltung der Reglementierung des Friedensabkommens im Parlament. Außerdem dokumentieren sie die Fälle von 60 verschwundenen Mädchen.

Ebenso wird von FNEB jährlich ein Fortschrittsbericht für die Wahrheitskommission, die Abteilung zur Suche von Verschwundenen und das Nationale Zentrum zur Erinnerung erstellt. Mit diesem Bericht begleitet FNEB kritisch die Umsetzung des Friedensabkommens.

Foto: Frauen mit den Fotos ihrer verschwundenen Töchter, © FNEB