Nicaragua: „Du sollst nicht töten“

Frau mit der Flagge Nicaraguas steht neben einer brenneden Barikade

Seit drei Monaten erschüttert Nicaragua eine soziale und politische Krise.

Repression, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen

Gegner*innen der Regierung Ortegas fordern den sofortigen Rücktritt des Präsidenten und werfen der Regierung systematische Gewalt gegen Demonstrierende vor. Die Proteste hatten sich an einer Rentenreform sowie der Unterdrückung der Meinungsfreiheit entzündet. Opposition und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft fordern den Rücktritt Ortegas. Der macht die Protestbewegung für die Gewalt verantwortlich und lehnt einen Rücktritt ab. Den Regierungsgegner*innen wirft er vor, einen Putsch vorzubereiten und bezeichnete sie als „Vandalen“ und „Banden von Verbrechern“, die zu „terroristischen Taktiken greifen, um Ihre nicaraguanischen Brüder zu töten“.

Bischöfe flehen: Hört mit dem Morden auf!

Die katholische Kirche steht fest an der Seite des protestierenden Volkes. „Wir beklagen zutiefst die Toten, den Schmerz und das Leiden unseres Volkes“, so ihr Hirtenbrief vom 14. Juli, „es gibt Verletzte, zu Unrecht Verurteilte, friedlich protestierende Menschen werden bedroht, eingeschüchterte und verunglimpft. Wir klagen die Entführungen und widerrechtlichen Festnahmen der Zivilbevölkerung an”.

Kirche will Lösung

Ein „nationaler Dialog“ unter Federführung der Kirche strebt eine Lösung des Konflikts an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen. Auch José Silvio Báez, Weihbischof von Managua, ist vor wenigen Tagen Opfer von Angriffen regierungsnaher Milizen geworden. Sie verletzten Báez am Arm und rissen ihm das Brustkreuz vom Hals. Nach diesem Vorfall bekräftigte Weihbischof Baéz die Entschlossenheit der katholischen Kirche, sich nicht einschüchtern zu lassen und den Weg des Dialogs weiterzugehen: „Die katholische Kirche wird weitergehen, sie hat keine Angst“.

Papst tief besorgt

Die staatlichen Repressionen in Nicaragua haben weltweit für Kritik gesorgt. Papstbotschafter Waldemar Sommertag rief jüngst alle Beteiligten auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Kardinal Brenes von Mangua berichtete nach einem Treffen mit Papst Franziskus, dieser habe dazu aufgerufen, „die Einheit der Bischofskonferenz zu schützen und unserem Volk im Leid nahe zu sein“.

„Informiert beten – betend handeln“

Was können wir tun, um unsere Schwestern und Brüder in Nicaragua zu begleiten? Wie können wir der Würde des nicaraguanischen Volkes in einem Moment, in dem seine Menschenrechte mit Füssen getreten werden, Respekt erweisen?

Beten

Die nicaraguanische Bischofskonferenz ruft die Gläubigen und die gesamte nicaraguanische Nation in einem Hirtenbrief zu einem Monat der Fürbitten auf (15. Juli bis 15. August). Jeweils am Freitag soll gefastet, an den Sonntagen das Taufgelöbnis erneuert werden. Die Samstage sind der Heiligen Maria, Schutzpatronin von Nicaragua gewidmet. Ihrem Hirtenbrief haben die Bischöfe folgende Bibelzitate vorangestellt: „Die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 8,31) und „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Matth. 6, 24).

Lassen Sie uns Teil dieses Gebetsanliegens sein!

Informiert beten

Nicaragua braucht unsere Aufmerksamkeit, unser vitales Interesse an dem, was vor Ort geschieht. Jede*r kann sich informieren und sich ihr/sein eigenes Urteil bilden. Dazu gibt uns die Katholische Soziallehre eine bewährte Methode an die Hand - Sehen, Urteilen, Handeln. Das bedeutet:

  • Sich der Wirklichkeit aussetzen (sich informieren/wissen wollen)
  • Das Gewicht der Wirklichkeit auf sich nehmen (sich den Nachrichten öffnen/sie spüren)
  • Verantwortung für die Wirklichkeit übernehmen (handeln)
  • Sich von der Wirklichkeit tragen lassen (die Wirklichkeit aushalten, in all ihrer Ambivalenz)

Lassen Sie uns hinhören und andere aufmerksam machen auf die Nachrichten aus Nicaragua – auf die guten und die bitteren.

Betend handeln

Nicaragua braucht unsere Solidarität. Der banale Spruch „das Leben geht weiter“ gilt auch jetzt. „Jetzt geht es um das bloße Überleben“, so eine Projektpartnerin, „aber wir geben uns nicht der Illusion hin, dass wir genau dort anknüpfen können, wo wir Mitte April standen“.

Jetzt das Notwendige tun, und, wo immer möglich, den Neuanfang vorbereiten – das ist die Herausforderung des Moments.

Lassen Sie uns Teil des Neuanfangs sein. Sichern Sie mit Ihrer Spende die Arbeit von zwei Partnerorganisationen, die zu Mädchenbildung und Ernährungssouveränität arbeiten.

HINTERGRUNDINFORMATION

Informationen auf Spanisch:

Conferencia Episcopal de Nicaragua
Hirtenbrief vom 14.07.2018 auf cen-nicaragua.org

Informationen auf Deutsch:

Artikel „Nicaragua: Dramatische Stunden“ vom 18.07.2018 auf Vatican News

Artikel „Papst tief besorgt über die Lage in Nicaragua“ vom 14.07.2018 auf Vatican News 

Artikel „Nicaragua: „Wir ziehen uns nicht zurück“ vom 11.07.2018 auf Vatican News

Artikel „Nicaragua: Angriff auf Nuntius und Bischöfe von Managua“ vom 10.07.2018 auf Vatican News

Eine Auswahl von Artikeln zur Lage in Nicaragua auf den Internetseiten der taz

Foto: ©Celia Mendoza, Voice of America; Quelle: commons.wikimedia.org, April 2018 (This media is in the public domain in the United States because it solely consists of material created and provided by Voice of America, the official external broadcasting service of the federal government of the United States.)