Kolumbien: Politische Eigenständigkeit sichern!

Seit über 40 Jahren ist das feministische Zentrum „Vamos Mujer“ (dt.: „Frauen im Aufbruch“) eine verlässliche Interessenvertretung von inzwischen 26 bäuerlich-indigenen Frauenorganisationen aus Antioquia. Die Region ist eine der ärmsten und am stärksten von politischer Gewalt betroffenen Gegenden Kolumbiens.

Solides frauenpolitisches Engagement braucht beides: politische Mitwirkung, aber ebenso einen gesicherten Lebensunterhalt. Deshalb stärkt Vamos Mujer wirtschaftliche Initiativen, z.B. Produktion und Vermarktung von Kunsthandwerk oder kollektiv betriebene landwirtschaftliche Kleinbetriebe. Die Mitarbeiterinnen handeln dabei getreu ihrem Motto: „dem Motto „Für ein Leben in Würde“.

Eine eigens gegründete „Finanzplattform“ vermittelt betriebswirtschaftliches Basis-Wissen, ein Kontakt-Netz unterstützt bei der Suche nach passenden staatlichen Förderprogrammen. Dank dieser Starthilfen sind einige der Mitgliedsorganisationen inzwischen wirtschaftlich unabhängig.

Gewalt und Pandemie zerstören Lebensperspektiven

Leider stellen die anhaltende Gewalt im Land und die durch die Covid19-Pandemie verschärfte Wirtschaftskrise bisherige bescheidene Erfolge in Sachen Existenzsicherung infrage. Wirtschaftlich bereits unabhängige Frauen werden erneut in die Abhängigkeit vom Ehemann und/oder der Familie zurückgeworfen. Vielerorts gehört Hunger in den Familien (wieder) zum Alltag.

Angesichts der tiefen politischen und gesellschaftlichen Krise besteht für Vamos Mujer kein Zweifel: Die Priorität des Moments ist Ernährungssicherheit!

Selbstversorgung – ein Schlüssel für politisches Engagement

Mit ökologischen Hausgärten, in denen angepasste Technologien Ertragssteigerungen ermöglichen, sichern die Frauen die Grundnahrungsmittel für ihre Familien.

Produktions-Überschüsse werden über solidarische Netzwerke zwischen städtischen und ländlichen Frauengruppen getauscht bzw. verkauft. Traditionelles Saatgut wird gesammelt, dies führt zu größerer Unabhängigkeit von externer Unterstützung.

Vamos Mujer ist sich sicher: Wenn Frauen auf Ernährungssicherheit als einem fundamentalen Menschenrecht bestehen, dann schaffen sie es, diese als ein strategisches Ziel in den Dorfentwicklungsplänen zu verankern.   

Zielhorizont: Neue gesellschaftliche Leitbilder

Geschickt werden ökonomische, ökologische und frauenrechtliche Ziele zum Leitbild eines „guten Lebens für alle“ verknüpft. Vamos Mujer weiß aber auch, dass das Engagement für Frauenrechte angesichts der tiefen sozioökonomischen Krise unter Legitimationsdruck gerät, wenn es nicht verknüpft wird mit der praktischen Sorge um substantielle Verbesserungen in den Lebensbedingungen von Frauen und ihren Familien.

Vamos Mujer geht beide Herausforderungen an!

Projekt-Kurzinfo
Projekttitel: Mit Hausgärten und solidarischem Austausch dem Hunger trotzen
Förderschwerpunkt: Ernährungssouveränität
Partnerorganisation: Corporación Vamos Mujer (CVM)
Laufzeit: Januar 2021 bis Dezember 2022
WGT-Beitrag: 45.005€

Zitat:

„Frauenrechte geraten unter Legitimationsdruck, wenn es nicht gelingt, das ganz konkrete Überleben von Frauen und ihren Familien substanziell zum Besseren zu verändern.“

Weiterführende Informationen:

Website von CVM (auf Spanisch)

Zu den Hintergründen der Krise (2021): Beitrag „Kolumbien: Proteste gegen soziale Kluft und staatliche Gewalt“ auf den Webseiten des Deutschlandfunks

Unser Kollekten-Konto: Weltgebetstag der Frauen - Dt. Komitee e. V., Ev. Bank eG, Kassel, IBAN: DE60 5206 0410 0004 0045 40, BIC: GENODEF1EK1